Neckargemünd und Dilsberg nahmen Abschied von Stefan Wiltschko
"Er war einer der ganz Großen". Als die Trauerfeier begann, schien die Sonne.

Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. Der Freitag, 29. Juli, war ziemlich verregnet. Doch als gegen Mittag auf dem Friedhof im Dilsbergerhof die Trauerfeier für Stefan Wiltschko begann, schien die Sonne. Pfarrer Tobias Streit sah darin ein Zeichen. Mehrere Hundert Freunde und Wegbegleiter waren gekommen, um den Anfang Juli im Alter von 78 Jahren verstorbenen Kommunalpolitiker auf seinem letzten Weg zu begleiten. Die Plätze in der Kapelle reichten nicht aus. Umrahmt wurde die Trauerfeier vom örtlichen Musikverein und dem Frauenchor "Choryfeen" des Sängerbundes.

"Jeder Mensch hinterlässt Spuren", sagte Streit und betonte: "Stefan Wiltschko hat ganze Wege hinterlassen – und das nicht nur in Dilsberg." Was er alles geleistet habe, sei nicht in Worte zu fassen. Nach der Geburt im heutigen Tschechien sei Wiltschko mit seiner Familie und den beiden Schwestern durch die Vertreibung nach Dilsberg gekommen. "Es war keine einfache Kindheit", sagte Streit. Nach der Volksschule habe Wiltschko 1964 in Heidelberg das Abitur abgelegt.
"Ursprünglich wollte er Priester werden", wusste Streit. Und auch wenn es nicht dazu kam, so sei Wiltschko dennoch eine Art Priester gewesen: "Er war immer für die Menschen da und hatte ein offenes Ohr." Zudem sei Wiltschko ein hervorragender Historiker gewesen und habe sich intensiv mit der Heimatgeschichte befasst.
Seine Schwestern hätten ihren Bruder als herzensguten Menschen erlebt. Dieser sei sehr begabt und ein hervorragender Rhetoriker gewesen. Humor und Bodenständigkeit hätten Wiltschko zudem ausgezeichnet. "Er hat sein ganzes Leben den Menschen gewidmet", betonte Streit. "Wir können gar nicht genug Dank sagen."
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33 Jahre lang sei Wiltschko Ortsvorsteher von Dilsberg gewesen, was Streit als "kleines Wunder" bezeichnete. Zuletzt sei es durch Demenz und weitere Krankheiten ruhiger um Stefan Wiltschko geworden. "Er konnte sich aber immer auf seine Familie verlassen, die ihm den Rücken gestärkt hat", lobte Streit. "Wir alle verlieren ein Vorbild mit einem riesengroßen Herzen."
Bürgermeister Frank Volk würdigte die großen Verdienste des Verstorbenen. Diese würden alleine schon darin sichtbar, dass bereits zu Lebzeiten ein Platz nach Stefan Wiltschko benannt worden sei. Die dortige Nachtwächterskulptur zeige die Dankbarkeit und Wertschätzung für die Lebensleistung. Wiltschko habe mehrere Jahrzehnte "segensreich" gewirkt, sein Einsatz sei grenzenlos gewesen.
Der Dilsberger habe sich für die Vereine und die CDU vor Ort eingesetzt, aber sich auch im Gemeinderat der Gesamtstadt "mit ganzer Kraft und glasklarem Verstand" engagiert. Schon 1971 sei Wiltschko als junger Mann in den Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Dilsberg gewählt worden. Ab 1973 sei er dann einer der "Manager der Eingemeindung" geworden. Die Entwicklung Dilsbergs vom "Dorf auf dem Berg zum lebendigen Stadtteil" sei Wiltschko zu verdanken.
"Er hat Dilsberg geprägt wie kein anderer und war einer der ganz Großen, der uns fehlen wird", sagte Volk, der auch Wiltschkos berufliches Wirken als "Schlossverwalter" im Heidelberger Liegenschaftsamt erwähnte. Diese Tätigkeit habe sein historisches Interesse befeuert. Auf Wiltschko würden auch die Wiedereinführung des Nachtwächterumzugs im Jahr 1976 und die Rückkehr der "Rose vom Dilsberg" 1980 zurückgehen.
Bis 2008 habe Wiltschko zudem für die RNZ über das Ortsgeschehen sowie Vereinsleben berichtet. Privat sei Wiltschko bescheiden gewesen. "Es war ihm unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen", wusste Volk und berichtete, dass Wiltschko als Gemeinderat mehrere Ehrungen abgelehnt habe – nicht so den Goldenen Ehrenring der Stadt.
Dilsbergs Ortsvorsteher Andreas Erles würdigte Wiltschko als "außergewöhnlichen Menschen und Freund, der seinesgleichen sucht". Gefühlt trage ganz Dilsberg seine Handschrift. Wiltschko habe für alle Probleme Lösungen gefunden. "Stefan war immer zur Stelle", sagte Erles. Auch wenn er nicht verheiratet gewesen sei, habe er als Ortsvorsteher Hunderte Paare getraut. "Ohne ihn wäre Dilsberg nicht das, was es heute ist", so Erles.
Maximilian Bernauer von der CDU bezeichnete Wiltschko als "herausragenden Kommunalpolitiker und eine der prägendsten Persönlichkeiten der Stadt". Mit seinem unermüdlichen Engagement habe er sich in Dilsberg verewigt. Der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte erinnerte daran, dass Wiltschko auch als Kreisrat aktiv und hoch gebildet gewesen sei. So habe er den Erzbischof einmal auf Latein in Dilsberg empfangen.
Reinhard Greulich würdigte als Vertreter der Dilsberger Vereine das "überaus engagierte Wirken" von Wiltschko. Für die Vereine sei er ein kompetenter Ansprechpartner und hervorragender Vermittler bei Streitigkeiten gewesen.