Rückhaltebecken wird modernisiert
Ab 2021 investiert der Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch 950.000 Euro - Rücksichtnahme auf Natur

Von Sebastian Lerche
Mühlhausen. Von 1982 bis 1984 wurde das Mühlhausener Hochwasserrückhaltebecken gebaut, am Zusammenfluss von Tairnbächle und Waldangelbach. Es war eine Reaktion auf ein verheerendes Hochwasser 1969 und die damals investierten sechs Millionen Mark erwiesen sich als gut angelegtes Geld: Denn das Becken hat seither solch starke Überflutungen verhindert, dass sich ein solches Hochwasser im Tal des Waldangelbachs nicht noch einmal wiederholt hat.
Inzwischen hat sich das Rückhaltebecken in ein "wertvolles Naturparadies von überregionaler Bedeutung entwickelt". Unterschiedliche Lebensräume für eine vielfältige Pflanzenwelt sowie zahlreiche Tierarten sind hier auf engstem Raum beieinander zu finden, Wasserflächen, sumpfige Areale, verlandende Schlammflächen und Uferböschungen. Damit hat es eine große Bedeutung insbesondere für die heimische Vogelwelt, aber auch als Rastplatz für Zugvögel gewonnen, Arten wie der im Bestand bedrohte Flussregenpfeifer, Eisvögel oder Gebirgs- und Bachstelzen werden hier regelmäßig beobachtet. Hinzu kommt ein Blütenreichtum, der für Insekten ein wertvolles Nahrungsangebot darstellt.
Jedoch sind die technischen Anlagen des Beckens in die Jahre gekommen, daher plant der Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW) ab 2021 eine Modernisierung. Ziel ist der Schutz vor einem Hochwasser, wie es statistisch alle 100 Jahre vorkommt, ein dem Klimawandel geschuldetes Plus noch miteingerechnet. Rund 950.000 Euro werden investiert.
Diese Pläne haben unter Naturfreunden Sorgen ausgelöst, doch Josef Zöllner, technischer Betriebsleiter des AHW, kann beruhigen: Der Eingriff sei vergleichsweise klein. Das Becken werde vielleicht sein Gesicht verändern, das werde der Natur aber nicht schaden. "Seit vielen Jahren" habe man das Vorhaben mit allen verantwortlichen Behörden und Verbänden abgestimmt, gerade in Fragen des Naturschutzes mit den Wasserrechts- und Umweltbehörden sowie Fischereisachverständigen. So werde da nichts ausgebaggert, erklärt Zöllner, am Volumen von 538.000 Kubikmetern ändere sich nichts.
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Und eine der wichtigsten Maßnahmen dient gerade der Natur: An der vorhandenen Betonplattform, die Besuchern als Aussichtspunkt dient, soll eine "Fischtreppe" angelegt werden. "Die Durchgängigkeit der Bäche für wandernde Tierarten soll verbessert werden", erklärt Josef Zöllner. "Die Fische sollen ihre Laichplätze bachaufwärts wieder erreichen können. Momentan können sie nicht hoch – und die von oben kommen nicht runter, das Hochwasserrückhaltebecken ist Endstation."
Da gehe es vor allem um die Steuerung und Kameraüberwachung, damit man auch von der AHW-Zentrale nach den Rechten sehen kann, so Zöllner. Nur sei der gegenwärtige "Schieber", der die Einstauhöhe im Becken im Bedarfsfall regelt, der Fischtreppe im Weg, er werde versetzt und überarbeitet. "Ansonsten lassen wir die Natur in Ruhe." Das Becken darf ihm zufolge bei drohendem Hochwasser nur gerade so viel durchlassen, wie der Waldangelbach in Mühlhausen verkraften kann – der bereits aufgeweitet wurde, um sowohl hochwassersicher als auch naturnäher zu sein. Ansonsten wird noch die Zugänglichkeit der technischen Anlagen verbessert, damit der AHW Wartungs- und Reparaturarbeiten besser durchführen kann.
Mit der Fischtreppe ist eines laut Zöllner zu erwarten: Tairnbächle und Waldangelbach dürften ihre Betten leicht verlagern, sich "gezielter" den Weg zu diesem Abfluss suchen. Mit der Zeit wird dann vermutlich der Rest des Rückhaltebeckens stärker verlanden – "das ist gewünscht" – , wenn er auch weitgehend sumpfig-moorig bleiben dürfte. Und während Zöllner betont "das Hochwasserrückhaltebecken dient in erster Linie dem Schutz der Menschen", nimmt er die Sorgen der Naturfreunde ernst: "Für die Vogelwelt ändert sich nichts. Die Veränderungen im Becken geschehen so langsam, dass sich Tiere und Pflanzen darauf einstellen können."



