Mauersegler

Von Schriesheim ins Herz von Afrika und zurück

Mauersegler faszinieren die Naturschützer aus der Region. Doch Sanierungsmaßnahmen gefährden die Lebensräume der Langstreckenflieger.

16.06.2025 UPDATE: 16.06.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Dass sich Mauersegler setzen, kommt eigentlich nur in der Brutzeit vor. Foto: zg

Schriesheim. (RNZ) Mauersegler gelten als eine der faszinierendsten Tierarten weltweit. Als Langstreckenzieher bewältigen sie immense Distanzen zwischen dem Winter- und Sommerquartier. Während sie im Winter ihren Aufenthalt südlich der Sahara frei an dem jeweils verfügbaren Nahrungsangebot ausrichten, sind sie im Sommerquartier sehr standorttreu und kehren ab Ende April wieder und wieder in ihre vertrauten Brutreviere zurück. Sie ernähren sich von im Flug erbeuteten Insekten.

Über die Akrobaten der Lüfte hält Professort Volker Voigtländer an diesem Montagabend, 16. Juni, 19 Uhr, einen Vortrag im Vereinsraum der Mehrzweckhalle. Voigtländer gehört zum Arbeitskreis (AK) Mauersegler innerhalb des Naturschutzbundes (Nabu) Heidelberg. Veranstalter ist der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Schriesheim, mit Unterstützung durch die Naturfreunde Schriesheim.

Mauersegler sind immer in der Luft, Tag für Tag, Nacht für Nacht, und dies das ganze Jahr über. Nur während der Brutzeit wird das Flugprogramm unterbrochen, das Brüten erfolgt in einem Nest. Die Tiere begeben sich in hohen Luftschichten in den Gleitflug und schalten für den Schlaf dabei wohl immer eine Hälfte des Gehirns ab.

Mauersegler nutzen Spalten in Mauern oder dicht unter dem Dach als Nistplätze, an denen sie regelmäßig und häufig entlang segeln, um den brütenden Partner oder den Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen.

Diese enge Bindung an den menschlichen Lebensraum erweist sich jedoch als zunehmend problematisch, da Nistplätze den Dach- und Fassadenrenovierungen zum Opfer fallen oder bei Neubauten auf eine möglichst wärmedämmende und damit oft hermetisch verschlossene Bauweise geachtet wird.

Auch interessant
Vögel: Mauersegler nach Winterpause zurück in Hessen
Heidelberg: So kann man Mauersegler (und ihre Helfer) unterstützen
Schriesheim: Der Asiatischen Hornisse zu Leibe gerückt

Die Vögel sind daher zunehmend auf Niststeine oder Nistkästen angewiesen, die in Fassaden integriert oder auch separat an geeigneten Stellen wie Dach- oder Mauerüberständen angebracht werden. Seit vielen Jahren findet sich in Schriesheim im Frühjahr immer eine kleine Gruppe von Mauerseglern ein, die im Ortskern im Quartier Bismarckstraße/Kirchstraße Nistmöglichkeiten sucht. Um diese Population zu stabilisieren und zu vergrößern, bedarf es dringend entsprechender Bruterfolge.

Im Moment versuchen die Naturschützer, sich einen Überblick zu verschaffen. Sie haben sich eine Bestandsaufnahme der Nistplätze und der diesjährigen Bruterfolge zum Ziel gesetzt, um auf dieser Basis Probleme zu erkennen und zu handeln. Die Kartierung soll auch eine Grundlage bilden, um bei Sanierungsmaßnahmen oder Ersatzneubauten Ausgleichsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Hierfür will man mit den Immobilienbesitzern, der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde zusammenarbeiten. Dafür wird der Rat von Fachleuten und Gruppen benötigt, die auf entsprechende Erfahrungswerte zurückgreifen können.

Vor Kurzem gab es einen ersten Austausch mit Kirsten Dressel, die sich in der Mauerseglerhilfe des Vereins Apus und im AK Mauersegler des Nabu Heidelberg engagiert. Sie ist eine ausgewiesene Expertin für mauerseglergerechte Bausanierung und -planung. Ein weiterer wichtiger Baustein sei der Austausch mit Professor Voigtländer. Die heutige Vortrags- und Informationsveranstaltung dient dem fachlichen Austausch, zu dem alle Interessierten eingeladen sind.

Voigtländer hatte den AK Mauersegler bis 2024 über viele Jahre geleitet und geprägt. Ausgehend von einer umfangreichen Kartierung der Nistplätze, wurden in diesem Zeitraum viele Nisthilfen angebracht und in Heidelberg eine große Population an Mauerseglern betreut und gesichert. Voigtländer ist bestens vertraut mit den unterschiedlichen Nisthilfen und war auch in Schriesheim schon mit Rat und Tat zur Stelle.

Sein Vortrag ist als umfassende Einführung zu den Mauerseglern und ihrem Schutz geplant. Danach will man sich ausführlich zur Situation in Schriesheim, geeigneten Nisthilfen sowie Beobachtungsmöglichkeiten austauschen. Die Veranstaltung dient darüber hinaus der verbändeübergreifenden Zusammenarbeit im Naturschutz.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.