Malsch

Photovoltaik ist nicht auf jedem Dach möglich

Das Architekturbüro stellt Untersuchungsergebnisse vor. Das Rathausdach ist ungeeignet. Dafür kommen andere Gebäude der Gemeinde eher in Frage.

07.05.2024 UPDATE: 07.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Gerade auf Malschs Rathausdach wäre die Installation von Photovoltaik sehr aufwendig und teuer: Eine Untersuchung brachte jetzt diverse Probleme an den Tag. Foto: Pfeifer

Von Sarah Eiselt

Malsch. Welche Gebäude der Gemeinde können in Zukunft mit Photovoltaik-Anlagen (PV) ausgestattet werden? Diese Frage beschäftigt Malsch bereits seit geraumer Zeit. Also hatte sich die Verwaltung mit dem Architektur- und Ingenieurbüro Eberhard Reiß in Verbindung gesetzt – das in Malsch bereits verschiedene bauliche Projekte begleitet hat. Reiß sollte die Statik der gemeindeeigenen Gebäude untersuchen, darunter Rathaus, Letzenbergschule sowie Letzenberghalle. Das Ergebnis: Sie kommen für PV-Anlagen erst einmal nicht in Frage.

Der Planung und angedachten Angebotseinholung zur Installation ging in einer Gemeinderatssitzung im März die Vorstellung einer Potenzialanalyse voraus. Auf dieser Grundlage hatten sich die Ratsmitglieder darauf verständigt, herausfinden zu lassen, ob die Dächer insbesondere der drei erwähnten Gebäude PV-Anlagen tragen können.

"Wir können nicht in einem Satz sagen, dass das geht oder nicht. Denn grundsätzlich ist bautechnisch alles möglich, man muss nur den Aufwand und den Kosten-Nutzen-Faktor dazu sehen", sagte Architekt Eberhard Reiß. Er stellte dem Gremium verschiedene Lösungsansätze vor, wie es prinzipiell gelingen könnte, Solarzellen zu installieren.

Wobei das Rathaus die größte Herausforderung wäre. Darauf befinde sich ein Kupfer-Stehfalzdach, erklärte Reiß und zeigte zum besseren Verständnis ein Beispielfoto. "Es stammt aus den 1990er Jahren, da wurde anders gebaut, als PV-Anlagen noch kein Thema waren." Er ging näher auf die Art der Befestigung des Dachs ein, die leichte Verschiebungen und Verformungen der Bleche bei Temperaturschwankungen gestatte. Die Befestigungen seien zu weit voneinander entfernt, um PV-Anlagen an die Tragkonstruktion anzuklemmen.

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Zu Problemen nach der Installation von Photovoltaik könnten überdies Wind- und Sogwirkungen werden, "denn das Blech wiegt nur etwa vier Kilogramm pro Quadratmeter". Es könnte also mit abheben, wenn der Wind zu stark sei, zog Reiß den Vergleich mit einer Flugzeugtragfläche.

Auf Nachfrage Konrad Fleckensteins (Freie Wähler) verneinte Architekt Reiß zudem die Möglichkeit einer Aufständerung der PV-Module: Denn durch das zusätzliche Gewicht würde im Winter, bei Schnee oder Eis, die Tragfähigkeit des Dachs gefährdet. Ebenso wenig Sinn ergebe es aus Kostengründen, wenn man das bestehende Dach herunterreißen und ein neues mit PV-Modulen darauf setzen würde, antwortete Reiß auf die entsprechende Nachfrage von Klaus Müller (Freie Wähler). Das gelte gerade deshalb, weil ein Kupfer-Stehfalzdach eine hohe Langlebigkeit aufweist, wie Tanja Becker-Fröhlich (Grünen) sich vergewisserte. Das bestätigte Reiß, so gebe es "hier bisher kein Problem mit Korrosion", zudem verwies er auf die Beständigkeit diverser Kirchendächer.

Die Letzenberghalle besitzt mittlerweile ein Aluminium-Stehfalzdach, so Reiß. Zuvor hatte es sich um ein Ziegeldach gehandelt, das durch die Installation einer PV-Anlagen nicht weiter hätte belastet werden dürfen. Doch die seit 2012 bestehende Aluminium-Variante sei deutlich leichter, die Installation einer PV-Anlage auf etwa 80 Prozent der Dachfläche also theoretisch kein Problem. Wenn da nicht die Deckenstrahlheizung wäre: Das sind im Dach der Letzenberghalle verbaute, mit Wasser gefüllte Heizkörperelemente mit ihrem eigenen Gewicht.

2001 wurde die Malscher Grundschule erweitert: "In diesem Bereich des Neubaus ist von der Last her Photovoltaik prinzipiell möglich", sagte Reiß. Praktisch bereite aber die Dachneigung Schwierigkeiten. Denn die ideale Dachneigung für Solarenergie beträgt in Deutschland zwischen 30 und 40 Grad – bei dem Bestandsdach aus den 1960er Jahren handele es sich allerdings um gerade einmal neun Grad, so Reiß und verwies auch hier wieder auf den Kosten-Nutzen-Faktor. Durch die geringe Dachneigung sei trotz Unterdach die Gefahr der Undichtigkeit erhöht, wenn eine PV-Anlage verbaut würde.

"Wo ich eine PV-Anlage nicht empfehlen würde, ist auf dem Dach der Schwimmhalle, denn da ist noch das ganz alte Dach drauf", brachte es der Architekt auf den Punkt. Reiß empfahl im Zuge einer kompletten Dacherneuerung, dort "irgendwann" eine entsprechende Anlage zu installieren.

Als "riesen Erfolg" erachtete Arved Oestringer (FDP) die Erkenntnisse des Architekturbüros. Reiß habe herausgestellt, dass PV-Anlagen auf den Dächern der "Grundschule und der Letzenberghalle grundsätzlich möglich sind." Zeitnah werden nun Vor-Ort-Begutachtungen und Prüfungen vorgenommen, kündigte Bürgermeister Tobias Greulich an. Auch um zu überlegen, mit welchem Objekt man starten könne und wo was baulich möglich wäre, sagte er weiter.

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