Ladenburg

"Klappstuhl-Kaffeekränzchen" blieb aus (Update)

Die Polizei und der Ordnungsdienst setzten die Allgemeinverfügung der Stadt durch. Zu der angekündigten Aktion waren offenbar keine auswärtigen "Querdenker" angereist.

08.05.2021 UPDATE: 09.05.2021 19:04 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Einige Familien und Ausflügler waren am Muttertag zwar auf der Neckarwiese zu sehen, Verbindungen zu der angekündigten Klappstuhl-Kaffeekränzchen-Aktion sah die Polizei aber nicht. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Eigentlich hatte sich Ladenburgs Revierleiter Peter Oechsler den Muttertagssonntag anders vorgestellt. Mit Freunden wollte er die Rennrad-Saison eröffnen, zumal das Wetter regelrecht zu Sport im Freien einlud. Seine Planungen musste aber nicht nur der Polizeichef, sondern auch Bürgermeister Stefan Schmutz verwerfen. Statt Rennrad und Familie mussten beide am Sonntag rund um die Neckarwiese präsent sein, denn im Netz wurde von den "Querdenkern" zu einem "Klappstuhl-Kaffeekränzchen" eingeladen.

Rund 120 Einsatzkräfte waren am Sonntag in Ladenburg, um die Allgemeinverfügung durchzusetzen. Foto: Sturm

Bereits am vergangenen Sonntag trafen sich auf der Neckarwiese um die 200 Protestierende zu einem "Kaffeekränzchen", das von der Polizei aber schnell aufgelöst wurde. Es gab mehrere Anzeigen und jede Menge Ärger, denn Zusammenkünfte in dieser Größenordnung seien einfach unverantwortlich, sagte Bürgermeister Schmutz am Samstagmorgen der RNZ. Der Bürgermeister war beunruhigt, weil für das Klappstuhl-Kaffeekränzchen am Sonntag um die 500 Teilnehmer erwartet wurden. Daher erließ die Stadt Ladenburg eine verschärfte Allgemeinverfügung, die den Aufenthalt im Bereich der Neckar- und Festwiese sowie des Benz-Parks untersagte.

Nur die Nutzung der Wege wurde erlaubt. Schmutz war klar, dass diese Entscheidung nicht bei allen Menschen auf Verständnis stoßen wird. In Abstimmung mit der Polizei wurde die Allgemeinverfügung so erlassen, dass Rechtssicherheit bestand. Die Querdenker hatten nämlich angekündigt, sich mit anderen Menschen treffen zu wollen, zu musizieren und zu unterhalten. Die Erfahrung vom vergangenen Sonntag zeigte, dass Abstandsregeln nicht eingehalten und die geltenden Hygieneregeln nicht beachtet werden. "Die Gefahr ist groß, dass sich eine Vielzahl von Menschen anstecken könnte", sagte Schmutz der RNZ. Wegen der weiterhin hohen Inzidenzen im Rhein-Neckar-Kreis habe er daher handeln müssen.

Auch die Reiterstaffel war ab 14 Uhr in der Römerstadt im Einsatz. Foto: Sturm

Bereits am Sonntagmorgen waren gegen 9 Uhr die ersten Menschen unterwegs, die kein Verständnis für das "Klappstuhl-Kaffeekränzchen" hatten. "Wir wollen keine Coronaleugner in unserer Stadt", sagte ein Mann der RNZ. Er schrieb mit Kreide auf den Fußweg: "Liebe Querdenker – eure Gedanken sind Brei". Die Aktion habe letztendlich bewirkt, dass erholungssuchende Familien die Neckarwiese nicht betreten dürfen.

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Daran hielten sich aber nicht alle. Gegen 14 Uhr forderten Polizei und Ordnungsdienst rund 200 Menschen auf, die Sperrflächen zu verlassen. Meist handelte es sich dabei um Familien, die den Muttertag feierten. "Wir werden freundlich darauf hinweisen, dass die Wiesen gesperrt sind. Ordnungsgelder werden wir wohl nicht verhängen", sagte Einsatzleiter Oechsler am Mittag der RNZ.

Rund 120 Einsatzkräfte wurden für die Aktion "Klappstuhl-Kaffeekränzchen" am Sonntag zum Dienst einberufen. Auch die Reiterstaffel und die Wasserschutzpolizei waren ab 14 Uhr vor Ort. "Es ist alles friedlich gelaufen", lautete die Bilanz eines Polizeisprechers am späten Nachmittag. "Die Wiese war zwar bevölkert, aber die Leute hatten keinen Bezug zum Klappstuhl-Kaffeekränzchen und kamen der Aufforderung nach, die Flächen zu verlassen."

Update: Sonntag, 9. Mai 2021, 19 Uhr


Stadt sperrt Neckarwiese für "Querdenker-Klappstuhl-Treffen"

Da Verstöße gegen die Coronaverordnung erwartet wurden, soll das angekündigte "Kaffeekränzchen" unterbunden werden. Die potenzielle Ansteckungsgefahr sei nicht hinnehmbar.

Ladenburg. (RNZ/lyd) Die Stadt Ladenburg hat eine Allgemeinverfügung erlassen, demnach der Aufenthalt im Bereich der Neckarwiesen, Fährwiese, Festwiese sowie des Benz-Parks am Sonntag, 9. Mai, außerhalb der Wege nicht gestattet ist, teilt die Stadt auf ihrer Website mit.

Damit reagiert die Stadtverwaltung auf eine Ankündigung, wonach am Sonntag ein sogenanntes "Klappstuhl-Kaffeekränzchen" stattfinden soll. Die Ankündigung wurde über Internetforen geteilt und bis zu 500 Personen sollen dem Aufruf folgen.

Das Ziel der Veranstaltung sei es, sich mit anderen Menschen zu treffen, zu unterhalten, zu musizieren und zu tanzen. Derartige Veranstaltungen sind gegenwärtig durch die Corona-Verordnung untersagt. Bei bisherigen Veranstaltungen dieser Art im ganzen Bundesgebiet, zuletzt auch am vergangenen Sonntag in Ladenburg und in Bad Rappenau, haben die Teilnehmenden die geltenden Abstands- und Hygienevorgaben der Corona-Verordnung nicht beachtet.

Die Neckarwiese in Ladenburg diene der Bevölkerung als Freizeit- und Erholungsgebiet, so die Stadt. Sie werde gerade am Wochenende stark genutzt. Das Zusammentreffen mit einer Gruppierung von ca. 500 Personen ohne Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygienevorschriften sei zu verhindern.

Es bestehe die Gefahr, dass es bei der Aktion zu einer Vielzahl von Ansteckungen mit dem Coronavirus kommt. Dies ist angesichts der weiterhin hohen Inzidenzen im Rhein-Neckar-Kreis eine Gefahr für Leib und Leben im Falle einer Erkrankung und nicht hinzunehmen.

Nach Absprache mit der Polizei und den Erfahrungswerten vom vergangenen Wochenende sei die Sperrung der Neckarwiese sowie der Grünflächen in der Umgebung notwendig. Die Wege sind hiervon nicht betroffen.

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