Ladenburg

Biber löste eine massive Überschwemmung aus

Dämme in den Bächen der Stadt verhinderten nach dem Unwetter den Abfluss des Wassers. Es werden Schäden im sechsstelligen Bereich befürchtet.

04.05.2024 UPDATE: 04.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Die Felder am Neuweg sind mit Tausenden Litern Wasser überflutet. Foto: stu

Von Axel Sturm

Ladenburg. Auf den ersten Blick wirkte die Veränderung auf den Äckern beim Awo-Kinderheim im Neuweg wie eine Idylle. Nach dem Starkregen am Donnerstag ist hier eine riesige Seelandschaft entstanden. An der Idylle konnten sich die Landwirte, die dort ihre Äcker bewirtschaften, sowie Julian Huben, der Chef der Baumschule Huben, aber nicht erfreuen.

Huben zeigte auf die 500 junge Ahorn-Bäume, die dort hochgezogen werden. Die stehen nun kniehoch im Wasser. Wenn ein Baum dieser Größenordnung länger als drei Tage im Wasser steht, fangen die Wurzeln an zu faulen, und der Baum hat keine Überlebenschance mehr. Ein einziger Baum kostet zwischen 300 und 500 Euro, sodass allein für die Baumschule ein Schaden von über 100.000 Euro im Raum steht. So hart hat es Steffen Linnenbach, Vorsitzender des Ladenburger Bauernverbandes, nicht getroffen.

Der Mais auf seinem 3,5 Hektar großen Feld ist wohl nicht mehr zu retten. "Die Saat dürfte hinüber sein", so Linnenbach, der allein die Kosten für die Samen von 8000 Euro verloren hat, darin eingerechnet sind nicht die Arbeitsstunden, die für die Bewirtschaftung einer solchen Fläche benötigt werden. Auch der Betz-Hof, wo Pferde untergestellt sind, ist betroffen. Die Wiese, die demnächst für Pferdefutter gemäht werden sollte, ist zerstört. "Das Gras, selbst wenn es trocken ist, frisst kein Pferd mehr", erläuterte Linnenbach einigen CDU-Gemeinderatskandidaten, die sich vor Ort über den Schaden informierten. Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, Tillmann Jahn, sprach von einer bedenklichen Entwicklung. Wenn sich nichts ändere, werde man sich mit solchen Schäden öfter befassen müssen.

Wer dafür verantwortlich ist, fragte die RNZ vor Ort den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr, Pascal Löffelhardt. "Eine Mitschuld tragen sicherlich unsere pelzigen Freunde", erklärte er, dass die Biberdämme auf Ladenburger Gemarkung den Wasser-Abfluss im Loosgraben und Kandelbach behinderten. Das Wasser, das sich nach dem Gewitter am Donnerstagabend über den Loosgraben und den Kandelbach von Schriesheim nach Ladenburg bewegte, wäre eigentlich problemlos in den Neckar gelaufen. Dies verhinderten aber die Dämme, die die unter Naturschutz stehenden Nager, an mehreren Stellen errichteten, wie beispielsweise an der Bacherlebnis-Station oder beim Römer-Stadion.

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Eingriffe in die von den Bibern gebauten Dämme sind laut Naturschutzgesetz nicht erlaubt. Es sei denn, es ist Gefahr in Verzug. Und das war am Donnerstagabend der Fall. Stadtbaumeister André Rehmsmeier setzte sich umgehend mit dem zuständigen Regierungspräsidium in Verbindung, sodass drei Biber-Dämme geöffnet werden konnten. Aber zu spät: Das Wasser trat schon über die Ufer und setzte die Felder unter Wasser. Löffelhardt vermutet, dass viele Hunderttausend Liter Wasser auf den Äckern stehen. Für die Feuerwehr, die wohl auch die nächsten Tage noch rund um die Uhr im Einsatz sein wird, war der Kampf gegen das Wasser fast aussichtslos. Der Pegel sank nur wenig, obwohl fünf Hochleistungspumpen im Einsatz sind, die das Wasser zurück in das Bachbett befördern. Mittlerweile hat der Zustrom aus Schriesheim nachgelassen. Pumpen stellten auch die Wehren aus Dossenheim und Schriesheim zur Verfügung.

Dass der Gemeinderat handeln muss, darüber waren sich vor Ort auch die beiden CDU-Stadträte Karl-Martin Hoffmann und Günter Bläß einig. Sie verstehen jetzt, dass Bürgermeister Stefan Schmutz vor drei Jahren die Biber als "die teuersten Mitbürger Ladenburgs" bezeichnete. "Klar, wir müssen mit den Bibern leben, aber so etwas darf nicht noch einmal passieren", fordert Bläss, dass der Eingriff in die Biberdämme nicht mit so hohen bürokratischen Hürden verbunden sein darf.

Man dürfe nicht erst handeln, wenn es schon zu spät sei, meinten die beiden Stadträte, die zusicherten, das Thema in der nächsten Sitzung aufzugreifen. Auch Steffen Linnenbach, der mit den Bauern das städtische Biber-Management bisher immer unterstützt und Drainagen in die Dämme verlegte, forderte zum Handeln auf. Eine Patentlösung hat auch er nicht, doch es müsse jetzt etwas passieren.

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