Schmidt-Kühnle ist Spitzenkandidat der SPD
Die Sozialdemokraten nominierten ihre Kandidierenden.

Von Philipp Weber
Schriesheim. Der Trend ist derzeit kein Freund der SPD. Laut aktuellen Umfragen liegen die Sozialdemokraten bundesweit bei nur 16 Prozent. Und in Schriesheim treten mit Rainer Dellbrügge und Renate Hörisch-Helligrath zwei von vier amtierenden SPD-Stadträten nicht mehr bei der Kommunalwahl am 9. Juni an. Trotzdem geht die SPD mit breiter Brust in den Kommunalwahlkampf.
Die vier Sitze im Gemeinderat wolle man in jedem Fall halten und möglichst weitere Mandate hinzugewinnen, so der seit Februar amtierende Vorsitzende, Patrick Schmidt-Kühnle. Der 53-Jährige ist zugleich Spitzenkandidat. Der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Sebastian Cuny – zuvor dreimal Spitzenkandidat – belegt Platz 3 der SPD-Wahlliste. Stadträtin Gabriele Mohr-Nassauer steht auf Platz 2.
Hintergrund
Die Liste der SPD
> Geschlecht: 58 Prozent Männer, 42 Prozent Frauen.
> Alter: Durchschnitt 53 Jahre; Jüngster: Mika Kühnle (17 Jahre am Wahltag); Ältester: Claus Breutner (76 Jahre am Wahltag).
> Listenerfahrung: Zwei
Die Liste der SPD
> Geschlecht: 58 Prozent Männer, 42 Prozent Frauen.
> Alter: Durchschnitt 53 Jahre; Jüngster: Mika Kühnle (17 Jahre am Wahltag); Ältester: Claus Breutner (76 Jahre am Wahltag).
> Listenerfahrung: Zwei von 26 Personen auf der Liste, Sebastian Cuny und Gabriele Mohr-Nassauer, sind amtierende Stadträte (7,7 %); 15 Personen standen bereits 2019 auf der Liste (57,7 %); am meisten haben Sebastian Cuny (sechs Mal seit 1999) und Gabriele Mohr-Nassauer (fünf Mal seit 2004) kandidiert, zum vierten Mal sind auf der Liste Martina Schmelzer, Marco Martini und Karin Malmberg-Weber, die seit 2014 Ortschaftsrätin in Altenbach ist. hö
Man habe mehrere Konstellationen diskutiert, erläuterte Cuny den Mitgliedern Ende vergangener Woche im Restaurant "La Perseria Mashti" seinen Verzicht: "Jeder hätte es dem anderen gegönnt."
Im Neben-Zelt des Restaurants bestimmten die Sozialdemokraten die Kandidierenden für die Gemeinderatswahl, bei der Schmidt-Kühnle als Ortsvorsitzender und Spitzenkandidat nun die Hauptrolle spielt.
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Dafür sprach auch, dass Ex-Vorsitzender und Altstadtrat Hans-Jürgen Krieger ihn am Ende mit Vorschusslorbeeren überhäufte: Schmidt-Kühnle habe die letzte Hauptversammlung "wunderbar kompetent" gemanagt, die Liste der SPD-Kandidaten habe eine so hohe Qualität, dass einem nicht bange sein müsse.
Die Nominierung ging in großer Einmütigkeit vonstatten. Während der Frühjahrsregen aufs Zeltdach trommelte, wurde die überwiegende Mehrheit der Bewerber von allen 32 Stimmberechtigten gewählt. Der größte "Ausreißer" war ein Interessent, der "nur" 28 Ja-Stimmen bekam.
Dennoch wollte die scheidende Gemeinderätin Hörisch-Helligrath in ihrer Funktion als Wahlleiterin das Prozedere nicht als Formalie abtun. "Viele in diesem Raum haben kürzlich auf Schriesheims Straßen für den Erhalt der Demokratie protestiert", sagte sie: "An Abenden wie diesem fängt Demokratie an."
Der Kampf um den Erhalt der liberalen Demokratie, der offenen Gesellschaft und des angstfreien Diskurses treibt die Schriesheimer SPD-Mitglieder um. Das zeigte auch die Vorstellungsrunde, in der ein Gutteil der Bewerber die Sorge kundtat, dass die Demokratie Schaden nehmen könnte, weil es ihr an aktiven Demokraten fehlt.
Die Sozialdemokraten haben aber noch weitere Asse im Ärmel: Ihre Liste ist mit Blick auf das Geschlechterverhältnis, den Altersschnitt und die vertretenen Berufsgruppen weitgehend ausgeglichen. Das gilt auch für das Verhältnis von erfahrenen Lokalpolitikern und "Frischlingen": Zehn Bewerber treten zum ersten Mal an. Und: Es ist in Altenbach und Ursenbach gelungen, Kandidaten aufzustellen.
Natürlich wollen alle Bewerber die seit 161 Jahren währende SPD-Arbeit an Demokratie, Sozialstaat und antifaschistischem Engagement fortsetzen. Die Schwerpunkte sind dabei jedoch verschieden. Gabriele Mohr-Nassauer etwa bekannte sich zu den Projekten in den Bereichen Kultur, Soziales und Senioren. Christian Baier gab an, sich für Bildung und Familien einsetzen zu wollen.
Professor Felix Hörisch, Experte für Sozial- und Bildungspolitik, sprach über sein Engagement für finanzierbares Wohnen: "Das wird nicht nur über Nachverdichtung gehen." Eva Delbrügge brach eine Lanze für die Jugend, ebenso wie der jüngste Kandidat, Mika Kühnle (noch 16 Jahre alt).
Ihm gehe es nicht darum, unbedingt gewählt zu werden, sagte der Sohn des Spitzenkandidaten. Er wolle etwas bewegen. "Und was die pro-demokratische Haltung betrifft, bin ich gut erzogen." Sein Vater sagte nichts. Aber er strahlte wärmer als die phasenweise arg hoch temperierte Zelt-Heizung.
Hinzu kommen Bewerber, die der Verwaltung auf die Finger gucken können, wenn’s darauf ankommt. Nicht zuletzt der frühere Top-Jurist Axel Breinlinger, der sich über "selbstherrliche Rechtsbehauptungen" des Rathauses echauffierte. Dort war Willy Philipp zuletzt Leiter des Ordnungsamts (und nun pensioniert).
Als SPD-Kandidat liegen ihm besonders Senioren am Herzen, die sich oft nicht trauten, um die ihnen zustehende Hilfe zu ersuchen. Man müsse sie besser erreichen. Verwaltungserfahrung haben auch Eva-Maria Rother, Siegmar Reiß und Eva Delbrügge.
Schriesheim
> Platz 1: Patrick Schmidt-Kühnle (53, alle Altersangaben zum Wahltag), Social Media Manager, SPD-Vorsitzender seit Februar, Mit-Initiator von "Gemeinsam für Demokratie" und Gründungsmitglied des Vereins "Energiewende Bergstraße",
> Platz 2: Gabriele Mohr-Nassauer (62), Krankenschwester, Stadträtin seit 2008, seit zehn Jahren Vorsitzende des Kulturkreises Schriesheim,
> Platz 3: Sebastian Cuny (45), Landtagsabgeordneter seit 2021, Stadtrat seit 2004,
> Platz 4: Eva-Maria Rother (57), Kämmerin von Ladenburg,
> Platz 5: Christian Baier (40), Vertriebsingenieur,
> Platz 6: Felix Hörisch (40), Professor für Sozial- und Bildungspolitik,
> Platz 7: Jan Brüning (49), Kaufmännischer Angestellter im Bereich Digitalisierung, Schriftführer in der SPD Schriesheim,
> Platz 8: Anja Gohl (45), Lehrerin,
> Platz 9: Lars-Christian Treusch, (48), Gewerkschaftssekretär,
> Platz 10: Eva Dellbrügge (34), Verwaltungsfachangestellte,
> Platz 11: Mika Kühnle (17), Schüler, Vorsitzender des Jugendgemeinderats, Jugendvertreter beim SV Schriesheim, Schülervertreter,
> Platz 12: Birgit Schall (62), IT-Managerin im Krankenhaus,
> Platz 13: Axel Breinlinger (73), Bundesrichter a.D., 2018 bis 2022 Vorsitzender der SPD Schriesheim,
> Platz 14: Martina Schmelzer (63), Teamassistentin in der Bauleitung,
> Platz 15: Willy Philipp (65), Pensionär (ehemaliger Leiter des Ordnungsamts),
> Platz 16: Franziska Hörisch (36), Studienrätin, engagiert in der Bildungsgewerkschaft GEW und im Freundeskreis des Kurpfalz-Gymnasiums,
> Platz 17: Marco Martini (38), Lehrer,
> Platz 18: Siegmar Reiß (60), pensionierter EU-Beamter,
> Platz 19: Claus Breutner (76), Rentner, seit 2023 KSV-Vorsitzender,
> Platz 20: Barbara Edelmann (36), Prozessmanager-Assistentin,
> Platz 21: Michail Vasiltschenko (51), Product Experte, im Förderverein der Kurpfalz-Grundschule.
Altenbach
> Platz 22: Karin Malmberg-Weber (75), Architektin, seit 2014 Ortschaftsrätin,
> Platz 23: Klaus Jörder (75), Reallehrer i.R.,
> Platz 24: Rötger Schellhammer (62), Abteilungsleiter Logistik, Schriftführer im Evangelischen Kirchenchor,
> Platz 25: Katja Oberle (47), Zollbeamtin.
Ursenbach
> Platz 26: Daniela van den Berg (63), Angestellte,
> Ersatzkandidat: Heino Mammen (70), Rentner.