Mika Kühnle ist der Stimmenkönig
Viel Auswahl gab es bei den Kindervertretern, aber wenig bei der Jugend. Die Beteiligung lag bei ordentlichen 20 Prozent.

Von Max Rieser
Schriesheim. Die Jugend hat gewählt. Seit Mittwoch konnten sich die Kinder und Jugendlichen der Stadt unter zwölf Bewerbern für die Jugend- und 15 Bewerbern für die Kindervertretung im Jugendgemeinderat entscheiden. Am Samstagabend war es dann so weit. Nach der Schließung des letzten Wahllokals verkündete Bürgermeister Christoph Oeldorf das Ergebnis der Wahl im Haus des "Push"-Vereins. Dorthin hatte der nun ehemalige Jugendgemeinderat zu einer Wahlparty eingeladen, zu der rund 20 Eltern, Kinder und Kommunalpolitiker gekommen waren. Es sei zwar nur ein "vorläufiges Zwischenergebnis", wie Oeldorf schmunzelnd sagte, trotzdem freute er sich, die Zahlen zu verlesen.
Von den 1539 Wahlberechtigten – Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 19 Jahren – waren 320 an den Wahlurnen, vier hatten einen ungültigen Zettel abgegeben. "Die meisten Jugendgemeinderatswahlen haben eine Beteiligung von zehn Prozent. Unser Ziel waren 20, und wir haben sogar 20,79 Prozent geschafft", sagte Oeldorf zufrieden. 2020 lag sie allerdings mit 24,26 Prozent etwas höher.
Während die Wahl der Jugendvertreter keine Überraschung war, da sich auf die zwölf Posten genau zwölf Jugendliche beworben hatten, war es bei den Kindern spannender: Für drei Ämter gab es 15 Kandidaten. Denen, die es nicht geschafft hatten, machte Oeldorf Mut: "Das ist kein Beinbruch, sondern ein Ansporn für das nächste Mal. Die Amtszeit beträgt nur zwei Jahre, also könnt Ihr es übernächstes Jahr schon wieder versuchen, um dann mit dem Jugendgemeinderat etwas zu bewirken." Schon die Bereitschaft, sich überhaupt aufzustellen zu lassen, verdiene Respekt.
Vielleicht, so Oeldorf, komme "der eine oder andere sogar irgendwann in den Gemeinderat der Erwachsenen". Ein Beispiel für einen solchen Werdegang war mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny anwesend. Er war vor rund 25 Jahren Mit-Initiator des Jugendgremiums: "Damals hatte der ehemalige Bürgermeister Peter Riehl mich so weit, dass ich dachte: Schriesheims Jugend braucht ein Sprachrohr." Als Vorbild diente der Jugendgemeinderat in Leimen, den es damals schon gab. Riehl stimmte dem Vorschlag sofort zu. Zu dieser Zeit war Cuny 17 Jahre. Bis das Gremium dann 2001 zum ersten Mal gewählt wurde, war er schon zu alt, um noch als Jugendvertreter antreten zu können.
Für wichtig hält Cuny den Jugendgemeinderat nach wie vor: "Es ist eine wichtige kommunalpolitische Verbindung zwischen der Jugend und dem Gemeinderat." Außerdem hätten die letzten Jugendgemeinderäte durch die Umsetzung der "Pumptrack"-Anlage gezeigt, was das Gremium alles durchsetzen könne.
Julia Ivanovski, die zuletzt dessen Vorsitzende war und ganze drei Amtszeiten durchhielt, sagte: "Man verlässt das Gremium mit einem lachenden und einem weinenden Auge." Sie hätten gemeinsam viel bewegt, und "ich hoffe, auch unsere Nachfolger können viel bewegen". Für Ivanovski steht nun erst mal das Abi an, ein zukünftiges politisches Engagement kann sie sich aber vorstellen.
Für Mika Kühnle und Mathis Taufertshöfer geht es im Jugendgemeinderat weiter. Beide wurden gewählt und waren auch in der vergangenen Periode Teil des Rates. Sie wollen sich für einen zweiten Bolzplatz und einen Ort für Jugendliche im Stile des Leutershausener Jugendhauses einsetzen. Eine konkrete Vorstellung dafür haben sie noch nicht, aber: "Es sollte nicht zu nah an anderen Häusern sein, damit man niemanden stört", sagte Kühnle, der "Stimmenkönig" wurde, was es traditionell wahrscheinlich macht, dass er nun zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt wird. Die einzelnen Posten vergeben die Jugendgemeinderäte selbst bei der konstituierenden Sitzung am Montag, 28. November.
Auch die Zusammenarbeit zwischen "Push"-Verein und Stadt wollen Kühnle und Taufertshöfer intensivieren. Der Pumptrack sei ein voller Erfolg gewesen, was die zahlreichen Besucher zu jeder Tageszeit zeigten, wie Taufertshöfer sagte. Vater Bernhard Taufertshöfer ist begeistert vom Engagement der Jugendlichen: "Die vielen Bewerber zeigen, dass die Stadt ein offenes Ohr für ihre Anliegen hat, und der Pumptrack zeigt, dass das Gremium wirklich etwas bewirken kann."
Oeldorf sagte, er freue sich auf die Zusammenarbeit, die aber auch eine Zusammenarbeit sein müsse: "Wenn nur Forderungen gestellt werden, wird das für alle Beteiligten eine lange Amtszeit", denn nur Wünsche erfüllen könne man nicht. Die vorherigen Amtsinhaber hätten aber gezeigt, was man gemeinsam erreichen kann, fand er. Sicher sein, dass sie von der Verwaltung ernstgenommen werden, können die Jugendgemeinderäte: "Wir sehen das Gremium nicht nur als beratendes, sondern auch als umsetzendes Gremium auf Augenhöhe", sagte der Verwaltungschef, womit er den Jugendlichen nicht nur seinen Respekt ausdrückte, sondern sie auch in die Pflicht nahm, sich ernsthaft zu beteiligen.