Hitzefolgeschäden in Hirschberg

"Der Holzmarkt ist unruhig und schwierig"

Aufgrund der Massenverluste von Bäumen ist weniger Holzeinschlag vorgesehen. Der Forstwirtschaftsplan 2023 wurde beschlossen.

02.12.2022 UPDATE: 02.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Dem Hirschberger Wald haben die Hitzejahre zugesetzt, daher werden nur noch 1880 Festmeter eingeschlagen. Foto: Kreutzer

Von Annette Steininger

Hirschberg. Bürgermeister Ralf Gänshirt erinnerte in der Gemeinderatssitzung am Dienstag an die nicht-öffentliche Waldbegehung des Forstausschusses, bei dem sich die Mitglieder ein Bild vom Zustand machen konnten. Dabei wurden die Folgen der Hitze und Trockenheit deutlich. "Deshalb wird der Holzeinschlag deutlich unter dem Hiebsatz der zehnjährigen Forsteinrichtung liegen", kündigte Gänshirt mit Blick auf den zu beschließenden Forstwirtschaftsplan 2023 an.

Waren es bisher 2100 Festmeter pro Jahr, so geht man nun auf 1880 zurück. "Eine planvolle Waldwirtschaft ist derzeit kaum machbar", betonte Gänshirt. 2024 werde es eine Revision geben, nach der man den Hiebsatz eventuell anpasse. Der Zuschussbedarf für den Wald verringert sich indes 2023 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um rund 18.000 Euro auf insgesamt gut 150.000 Euro. Gänshirt machte auch noch einmal deutlich, "dass wir keinen ausgewiesenen Wirtschaftswald haben". Der Wald sei für Hirschberg das Naherholungsgebiet, quasi das Theater und Schwimmbad. Daher sei der Zuschussbetrag "gut angelegtes Geld".

Seit 2018 kämpft der Wald und mit ihm Revierförster Walter Pfefferle und sein Team gegen Hitzeschäden. "2022 war ein regelrechtes Problemjahr, ein Chaosjahr", fasste Pfefferle es in seinem Rückblick zusammen. Unter anderem hatten sie mit Schneebruch vom 8. auf 9. April zu kämpfen. "Da hat auch der Bürgermeister kräftig mitangepackt", verriet er. Doch kaum war dieses Problem dann dank der Truppe doch recht schnell erledigt, kam schon das nächste auf den Wald zu: viel Sonne und Hitze, aber kein Regen. "Es gab Schäden an den Kulturen, sowohl an den jüngeren, als auch an den älteren", berichtete der Förster.

Und dann der Holzmarkt. "Er ist momentan unglaublich schwierig und unruhig." Die Nachfrage nach Brennholz sei durch den Krieg in der Ukraine und seine Folgen stark gestiegen. Und das wirke sich auch auf die anderen Sortimente. Denn das Brennholz konkurriere mit dem Industrieholz. Also Holz, das beispielsweise für die Herstellung von Zewa oder Tempo verwendet wird.

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Hersteller Essity aus Mannheim klage über Holzmangel, berichtete Pfefferle und sei auf die Anlieferung aus dem Umland angewiesen. Das Unternehmen sei ein verlässlicher Partner, den man beliefere. Dies hat aber wiederum zur Folge, dass sich die innerörtlichen Brennholzinteressenten gedulden müssten. "Es wurde diesbezüglich auch schon der eine oder andere Gemeinderat angesprochen", wusste der Revierförster. Für einige Holzsorten konnten höhere Preise erzielt werden. Pfefferle hat sich auch die Verteilung der Holzverkäufe der letzten drei Jahre angesehen. So seien rund 13 Prozent Derbholz, also Reisig mit einem Durchmesser von mindestens sieben Zentimetern, der als nicht verwertbar gilt und dann zunächst liegen bleibt. Gut ein Drittel davon wird später aber doch als Brennholz verwendet. Der Anteil von Industrie- und Brennholz machten 36 Prozent aus, wobei 20 auf Brenn- und sechs Prozent auf Industrieholz fielen. Das Stammholz, das dann im Sägewerk gesägt werde, macht laut Pfefferle 51 Prozent aus. Manju Ludwig (GLH) fand es sehr erfreulich, dass die CO2-neutrale Vermarktung über 50 Prozent ausmache.

Pfefferle gab noch Zahlen und Informationen für 2023 bekannt. So sollen 800 Bäume gepflanzt werden, überwiegend Eichenarten, aber auch 200 Stück von der "Türkischen Tanne", die einen der schönsten Christbäume überhaupt abgeben soll. 400 Pflanzen davon müssen geschützt werden. Der ausprobierte ökologische Verbiss- und Fegeschutz "Waldwunder" habe in Hirschberg leider nicht funktioniert, sagte Pfefferle bedauernd. "Unsere Rehe sind offenbar sehr intelligent", meinte er schmunzelnd. So hätten sie Pflanzenteile einfach zwischen den Latten herausgezogen. Bei den zuvor verwendeten Kunststoffhüllen soll es dennoch auf Dauer nicht bleiben, sondern eine 100-prozentig kompostierbare Hülle zum Einsatz kommen.

Einiges an Arbeit werden die Forstmitarbeiter auch in die Pflege des Bestandes stecken – und das ist wichtig: "Ein gut gepflegter Bestand kann am ehesten der Klimaveränderung trotzen, so Pfefferle. Gänshirt und alle Fraktionsredner bedankten sich bei ihm und seiner Truppe, insbesondere für den Einsatz in einer für den Wald so schwierigen Zeit.

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