Bäckerei Brehm schließt Leutershausener Filiale
Die Verkaufsstelle öffnet letztmals am 27. August. Gründe sind unter anderem gestiegene Energie- und Rohstoffpreise.

Von Annette Steininger
Hirschberg-Leutershausen. "Die Entscheidung ist uns sehr, sehr schwergefallen", sagt Bäckermeisterin und Betriebswirtin Annick Hermes-Brehm. Damit meint sie die Schließung der Leutershausener Filiale der Bäckerei Brehm in der Friedrichstraße. Am 27. August wird sie letztmals ihre Türen öffnen. Ganz klar sagt Annick Hermes-Brehm, die den Betrieb ihrer Eltern in sechster Generation weiterführen wird, dass es nicht an der Filiale an sich gelegen habe, "denn die lief gut".
Sie führt vielmehr die aktuelle Situation an, die sich anders darstellt als diejenige vor vier Jahren, als die Brehms die Filiale eröffneten. Zuvor war hier die ebenfalls traditionsreiche Bäckerei Muschelknautz beheimatet gewesen. Die Backstube wurde an eine Catering-Firma vermietet, die Brehms pachteten den Verkaufsraum und belieferten ihn mit ihrer Ware vom Stammsitz im Birkenauer Ortsteil Reisen aus.
Seitdem ist viel passiert: So sind die Kosten für Rohstoffe und Energie extrem gestiegen. "Allein die Mehlkosten sind um 70 Prozent gestiegen", erzählt Hermes-Brehm. "Insgesamt haben sich die Rohstoffpreise verdoppelt." Hinzu käme, dass das Bäckerhandwerk dasjenige mit den höchsten Energiekosten sei, sagt die Betriebswirtin und führt unter anderem die Backöfen und Kühllager an. Bevor sie das alles auf die Preise für die Kunden umlegen, hätten sie sich dazu entschieden, lieber "klein zu bleiben und weiter auf Qualität zu setzen".
Die Entscheidung, nun die Leutershausener Filiale zu schließen – die anderen beiden sind in Reisen und Mörlenbach –, habe auch mit der Entfernung und den dadurch entstehenden Fahrtkosten zu tun. Außerdem ist diejenige in Hirschberg "die jüngste" der drei Filialen. Der Betrieb in Reisen besteht seit 1905, die Filiale in Mörlenbach seit 1995. Auch Personal sei schwierig zu bekommen, berichtet Hermes-Brehm. Davon können viele Bäckereien ein Lied singen.
Was aber den Brehms nicht zu schaffen mache, sind die "Supermarkt-Bäckereien". "Wenn man etwas gut macht, dann ist so etwas keine Konkurrenz", findet Hermes-Brehm deutliche Worte. "Das ist dann auch ein anderes Produkt und dementsprechend andere Kundschaft."
Die Bäckerei Brehm ist eine der wenigen Traditionsbäckereien in der Region, die nicht mit Fertig- oder Tiefkühlware arbeitet, sondern ihre Backwaren aus selbst hergestelltem Sauerteig macht und ihre Rohstoffe "ausschließlich von regionalen Erzeugern" bezieht, wie es auf der Homepage heißt. Dort findet sich auch ein Hinweis auf die Schließung der Leutershausener Filiale und eine Erklärung: "Mit dieser Entscheidung stellen wir die Weichen für die Zukunft und schaffen Platz für einen Ort, an denen unsere Produkte im Mittelpunkt stehen können." Auch versuchen Brehms zu trösten, dass sie nicht "weg sind", sondern man sie weiterhin antreffen kann in Reisen oder Mörlenbach oder auf Wochenmärkten, wo sie Stände betreiben.
Außerdem würden sie weiterhin liefern, betont Hermes-Brehm, sowohl für größere als auch kleinere Feste. Da hat die Bäckerei Erfahrung. Die SGL-Handballherren habe man bei den Spielen mit Brötchen unterstützt, und die Gemeinde habe auch des öfteren bei ihnen bestellt. Auch eine tröstende Nachricht: Zwei der bislang drei in der Leutershausener Filiale tätigen Verkäuferinnen haben schon neue Beschäftigungen gefunden, eine arbeitet weiter für Brehms.
Was jetzt aus der Filiale in Leutershausen wird? Der Pachtvertrag zwischen Brehms und Eigentümer Edgar Muschelknautz läuft noch bis Ende 2023. Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht, aber Muschelknautz hat Hoffnung, dass schon viel früher wieder eine Bäckerei-Filiale reinkommt. Das wäre der Wunsch des langjährigen beliebten Bäckers von Leutershausen.