Grüne jubelten über historischen Sieg im Wahlkreis
Bei der Party in Hemsbach wurde Franziska Brantner gefeiert, vom Bundesergebnis ist man allerdings durchaus enttäuscht.

Hemsbach. (cis) Als Franziska Brantner um 19.16 Uhr zu der Wahlparty der Bergsträßer Grünen in der "Zehntscheuer" stößt, ist der Empfang für die Spitzenkandidatin Baden-Württembergs und Direktkandidatin des Wahlkreises herzlich. Wenngleich die Stühle vorerst nur spärlich besetzt sind. Das ändert sich im Laufe des Abends. Auch die Stimmung wird sich noch heben. Die ist anfangs gedrückt aufgrund des Ergebnisses auf Bundesebene, das weit entfernt ist von den 20 Prozent, mit denen die Grünen einst gestartet waren.
"Ich weiß, dass wir unter unseren Möglichkeiten geblieben sind", zeigt sich Franziska Brantner durchaus enttäuscht. Man sei gestolpert, aber auf dem richtigen Weg, sagt sie weiter. "Der Weg heißt, wir sprechen alle Themen an und wollen für alle Menschen Politik machen", bekräftigt sie noch mal den Kurs. Als Brantner ihre Ansprache an die Parteifreunde beginnt, weiß sie sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Alexander Föhr (CDU) um das Direktmandat im Kreis. Bis dato sind gut die Hälfte der Bezirke ausgezählt – Brantner hat einen anfänglichen Rückstand aufgeholt und liegt entgegen aller Prognosen mittlerweile vorn. "Ich kann das noch gar nicht kommentieren", bleibt sie zurückhaltend.
Auch als sie erfährt, dass sich ihr Vorsprung im Lauf ihrer Ansprache ausgebaut hat, bleibt sie vorsichtig: "Es ist so aufregend." Am Ende wird es für Brantner eine deutliche Angelegenheit: Mehr als sechs Prozentpunkte schiebt sie zwischen sich und Alexander Föhr. "Das Direktmandat war von Anfang an das Ziel", sagt Landtagsabgeordneter Uli Sckerl. Es habe ein anderes Gewicht, wenn man den Auftrag direkt von Wählern und Wählerinnen erhalte, weiß er aus Erfahrung.
Brantner selbst verlässt die Party schon um 20 Uhr unter großem Jubel – der SWR verlangt nach der Spitzenkandidatin. Doch schon da scheint ihr der Sieg nach Auszählung von 286 der insgesamt 353 Wahlbezirke kaum noch zu nehmen. "Das war in den letzten Jahren eine uneinnehmbare CDU-Bastion", zeigt sich Uli Sckerl erfreut. Brantner sieht einen nicht unerheblichen Anteil des Erfolgs bei den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern vor Ort: Es sei wichtig gewesen, deren Rückhalt zu haben.
"Wir müssen konstruktiv und seriös in Berlin sondieren", sagt Franziska Brantner an diesem Abend mit Blick nach Berlin. Uli Sckerl sieht sie, die er zuvor für ihre Präsenz im Wahlkampf gelobt und als "beste Kandidatin, die Baden-Württemberg haben kann" bezeichnet hat, dabei durchaus in einer führenden Rolle. Er zeigt sich im Gespräch überzeugt, dass eine Regierungsbildung an den Grünen nicht vorbeikommt. Auch hier kann er sich die Spitzenkandidatin des Landers in einem Amt vorstellen. "Sie ist dafür prädestiniert", verweist Sckerl auf die Entwicklung Brantners in den vergangenen vier Jahren, in denen sie eine prägende Figur der Grünen geworden sei: "Ich halte sie für absolut kompetent, eine Rolle in der Regierung zu spielen."
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Mehr zur Bundestagswahl gibt es unter www.rnz.de/btw21.
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Zu Beginn des Abends findet allerdings auch Sckerl deutliche Worte zum bundesweiten Abschneiden der Grünen: "Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben." Nach einem Höhenflug sei man zwischenzeitlich hart gelandet, so Sckerl. Fadime Tuncer, geschäftsführende Kreisvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen Neckar-Bergstraße, sieht es positiv: "Wir haben viel, viel besser abgeschnitten als 2017."
Und mit Verweis auf den Wahlkreis sagt sie, dass man hier "richtig ordentlich zugelegt" hat. Fadime Tuncer weiß aus ihren Gesprächen am Wahlstand, dass die Menschen beim Thema Klimaschutz akuten Handlungsbedarf sehen. "Es ist daher die Verpflichtung, eine Regierungsbeteiligung anzustreben, damit wir gerade bei diesem Thema etwas bewegen können", resümiert die geschäftsführende Grünen-Kreisvorsitzende.