Vermisster Sechsjähriger taucht nach vier Stunden im Linienbus wieder auf (plus Video)
Der Busfahrer war an der Haltestelle des Jungen vorbeigefahren und der Sechsjährige war einfach sitzengeblieben

Heiligkreuzsteinach. (cm) Die erlösende Nachricht kam am heutigen Montag gegen 16 Uhr: Tom ist wieder da! Zuvor war fieberhaft nach dem Sechsjährigen aus dem Heiligkreuzsteinacher Ortsteil Hilsenhain gesucht worden. Der Erstklässler war nach der Schule gegen 12.25 Uhr wie immer in den Bus der Linie 735 gestiegen, um nach Hause zu fahren. Doch dort kam er nicht an. Stattdessen machte er eine viereinhalbstündige Reise durch die Region.
Doch wie konnte es dazu kommen? Der Linienbus fuhr zunächst seinen regulären Weg in den Ortsteil Eiterbach. "Wenn dort niemand mehr im Bus sitzt, fährt der Bus keine Schleife mehr nach Hilsenhain, sondern direkt nach Heidelberg. Das ist wohl gängige Praxis", erklärt Polizeisprecher Christoph Kunkel. Genau das tat der Busfahrer. Doch beim Blick nach hinten in den Bus übersah er den 1,20 Meter kleinen Jungen. Möglicherweise habe sich das Kind auch versteckt, sagte der Polizeisprecher.
Es folgte eine große Suchaktion. Während Tom mit dem Bus auf große Fahrt ging und sich nicht regte, fahndeten sechs Streifenwagen in und um Heiligkreuzsteinach nach ihm. Auch ein Polizeihubschrauber war im Anflug. Der Bus wechselte zwischenzeitlich die Linie und fuhr von Heidelberg aus nach Neckargemünd und Wiesenbach.
Währenddessen versuchte die Polizei Kontakt mit dem Busfahrer aufzunehmen. Es war kurz nach 16 Uhr und der Bus schon wieder auf dem Weg zurück nach Heidelberg, als die Polizei diesen stoppte. Und tatsächlich: Darin saß Tom!
"Der Junge war wohl verwirrt, weil der Bus nicht nach Hilsenhain gefahren ist und blieb sitzen", berichtet Kunkel. "Ihm ging es aber gut." Gut sei gewesen, dass der Sechsjährige nicht irgendwo ausgestiegen ist. Wenig später konnten ihn seine Eltern überglücklich in die Arme schließen.
Die Gemeinde hatte die Suchmeldung am Nachmittag im sozialen Netzwerk Facebook verbreitet. Diese wurde in kurzer Zeit von fast 500 Personen geteilt. "Wir sind alle so froh, dass Tom wieder da ist", ist auch Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl erleichtert, die die Familie kennt und sich in deren Situation hineinversetzen kann: Auch sie habe vor vielen Jahren einmal über eine Stunde ihre Tochter gesucht, die sich auf dem Weihnachtsmarkt unter einem Kleiderständer versteckt hatte. "Das ist ein Albtraum für die Eltern."



