Ist Heidelberger Patrick-Henry-Village Fluch oder Segen?
Eppelheimer Liste mahnt Gesprächsbedarf über Zukunft des neuen Stadtteils der Nachbarstadt an.

Das Patrick-Henry-Village im Südwesten von Heidelberg. Foto: Kay Sommer
Eppelheim. (fhs) Die Auslastung von Schulen und Freizeiteinrichtungen insbesondere in Eppelheims Süden, die künftigen Verkehrsströme mit Ein- wie Auspendlern und eventuell eine zweite Straßenbahnlinie – das könnten Auswirkungen des neuen Heidelberger Stadtteils Patrick-Henry-Village (PHV) auf Eppelheim werden. Mit Details befasste sich jetzt ein Diskussionsabend der Eppelheimer Liste (EL).
> Die Ausgangslage: Der EL-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Bernd Binsch, stellte gestützt durch Power-Point-Schaufolien die neue Heidelberger Siedlung südlich der Eppelheimer Gemarkung vor.

Binsch nannte im Beisein seiner Ratskollegen Franz Maier, Jürgen Sauer und Michael Treiber, mit welchen Fragestellungen sich Eppelheims Kommunalpolitik wie auch der künftige Bürgermeister oder die künftige Bürgermeisterin werden auseinandersetzen müssen.
Im geplanten Endausbau werden 10.000 Bewohner sowie 5000 im PHV arbeitende Menschen Eppelheim sowie den Heidelberger Stadtteil Kirchheim in direkter Nachbarschaft haben. Binsch: "Ein ganz heißes Eisen wird die Verkehrsanbindung sein."
Vertreter der Eppelheimer Liste hatten an der Heidelberger Informationsveranstaltung von Stadtverwaltung und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) zur PHV-Entwicklung teilgenommen. Darauf basierend trugen sie ihre Beobachtungen und Erkenntnisse vor, ergänzt von EL-Mitglied Andreas Grosch.
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> Die Geschichte: Das direkt ans Gewerbegebiet Eppelheim-Süd mit den Wild-Werken und ADM anschließende Patrick-Henry-Village ist laut Binsch 1952 bis 1955 als Unterkunft für bis zu 8000 US-Militärangehörige und ihre Familien errichtet worden.
Nachdem 2013 die US-Truppen nach Wiesbaden verlegt worden waren, ging das Areal auf die BIMA über. Das Land eröffnete dort eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Auf dem Areal befinden sich laut Binsch 88 Wohnhäuser, vier Doppelhaushälften sowie 83 frei stehende Einfamilienhäuser. Bis 2032 sei die Entwicklung des neuen Heidelberger Stadtteils angedacht.

> Die Zukunft: Binsch schilderte die PHV-interne Ringverkehrserschließung, die Anlage von Einkaufsmöglichkeiten im PHV-Süden mit einem Vollversorger-Discounter und dass ab 2028 die ersten Neubewohner dort einziehen können sollten. Das neue Ankunftszentrum solle bis 2030 fertig sein.
Das Areal hätten die Planer in Wohn-Baufelder gegliedert. Jedes davon solle eine Kindertagesstätte erhalten. Der Stadtteil solle wohl eine Grund-, aber keine weiterführenden Schulen bekommen.
> Die Schulfrage: "Dabei werden die Leute dort auf umliegende Kommunen verwiesen", berichtete Binsch. Er merkte an, dass sich voraussichtlich ein Großteil der PHV-Kinder nach Eppelheims Schulzentrum im Süden beziehungsweise bis zu 60 Prozent nach der ganzen Stadt mit ihrem kompletten Angebot aller Schultypen orientieren werde.
Diese könnten sich aber natürlich auch nach Kirchheim, Heidelberg, Sandhausen oder Schwetzingen orientieren. Ein Besucher merkte an, dass die Schulen mit zurückgehenden Schülerzahlen rechneten, sodass durch die zusätzlichen Kinder Eppelheims Schulzentrum im Bestandschutz profitieren könne.
Auch bei den Freizeitaktivitäten rechnet Binsch mit Auswirkungen auf Eppelheims Angebote und Vereine. "Das muss entstehen, das kann man nicht als Stadt planen."
> Die Verkehrsentwicklung: Je nachdem, wie die Straßen- und Busverbindungen sowie eine Straßenbahnlinie des PHV verwirklicht werden, ergeben sich attraktivere oder weniger direkte Verbindungen. Binsch sagte, das PHV-Tor im Norden solle wohl geschlossen bleiben.
Beim Planen einer Straßenbahnlinie seien zwei Kreisgebilde im Gespräch: Eine Ringverbindung von der Eppelheimer Endhaltestelle der Linie 22 über PHV nach Schwetzingen und über Plankstadt wieder zurück sowie die von Binsch als weniger wahrscheinlich erachtete Anbindung von der Heidelberg-Kirchheimer Endhaltestelle der Linie 26.
Letztere störe dort aber eine andiskutierte Ringverbindung Leimen-Nußloch-Wiesloch-Sandhausen-Kirchheim und führe vor allem große Strecken über freies Feld. Weil die Stadt Heidelberg aber Fördergelder für den Straßenbahnausbau anstrebt, böten die Strecken über Felder, "da wo niemand wohnt", weniger Aussicht auf Zuschüsse.
Eppelheim werde voraussichtlich anteilig einen PHV-Straßenbahnanschluss mitfinanzieren, hätte aber auch den Vorteil, eventuell eine südliche Tram-Haltestelle hinzuzugewinnen.
> Der Radschnellweg: Im Zusammenhang mit dem Straßenbahnbau erwähnte Binsch die erforderliche Sanierung der Stückerwegbrücke, bei der man ja auch daran denken könne, neben einer Straßenbahnlinie und dem Zubringerautoverkehr auch den bislang anders projektierten Radschnellweg über die Autobahn zu lenken. Die Heidelberger Planer hätten aber auch eine Schienentrasse entlang der bislang als Radschnellweg-Vorzugsvariante weiter verfolgten Leonie-Wild-Straße skizziert.
> Die Diskussion: Im Anschluss an den Meinungsaustausch unter den Anwesenden des EL-Informationsabends war man sich einig, dass sich Heidelberg auf jeden Fall mit Eppelheim abstimmen solle. Binsch: "Wir wollen das PHV nicht madig machen, aber man muss schon die Auswirkungen betrachten und versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden. Ich geh’ mal davon aus, dass uns dieses Thema noch die nächsten Jahre stark beschäftigen wird."