Mit dem Bistro El-El hat die "letzte echte Kneipe" zu
Das Bistro feierte mit einem "Austrinktag" seinen Abschied. Die Wiedereröffnung ist voraussichtlich im Juli.

Edingen-Neckarhausen. (nip) "Wir kommen Freitagabends immer hierher und das ist schön. Was sollen wir denn jetzt in Zukunft machen? Auf der Couch sitzen und Fernsehen?" Die Besucherin war am Samstag vor einer Woche nicht die Einzige, die traurig den Verlust des Bistros El-El auf dem Messplatz in Edingen kommentierte. Auch Gemeinderat Gerd Wolf (Die Partei) zeigte sich unglücklich darüber, dass "Edingen-Neckarhausens letzte echte Kneipe schließt."
Wirt Jürgen Kasper war selbst nicht frei von Wehmut. "Ich bin jetzt froh, wenn es abgeschlossen ist, aber ich gehe auch mit einem weinenden Auge."
An diesem letzten Tag, dem sogenannten "Austrinktag", war die Kneipe innen und vor allem außen rappelvoll, freie Stühle gingen nur unter der Hand zu hohen Preisen weg. Ein Scherz.
Tatsache aber, dass sich alle Bands, die jemals im El-El aufgetreten waren, noch einmal die Klinke in die Hand gaben oder sich auch mischten zur großen und ineinanderfließenden Jamsession. Jüngere und Ältere spielten gemeinsam, wie auch jedwede Altersgruppe zum Abschiednehmen vertreten war.
Kasper wurde mit Blick auf Gitarrist Timo Sanzol Rieth, ehemaliger Jugendgemeinderat und amtierender Vorsitzender des Fördervereins Offene Jugendarbeit wieder etwas sentimental. "Etliche von den jüngeren Leuten habe ich aufwachsen sehen. Es ist doch toll, wie sich die Jugend entwickelt hat."
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Sanzol Rieth begleitete bei der Stippvisite der RNZ gerade Erich Hoffer, der voller Leidenschaft Gospelsongs oder auch den passenden Drafi-Deutscher-Titel "Marmor, Stein und Eisen bricht" intonierte. Vielleicht lässt sich die Textzeile "alles, alles geht vorbei, doch wir sind uns treu", gleich in zweifacher Hinsicht auslegen.
Denn erstens läuft das "El-El" nach einer Renovierungspause wohl gegen Ende Juli unter neuer Leitung wieder an. Und zweitens geht Jürgen Kasper seinen Stammgästen im Prinzip nicht verloren: Er wechselt in die Gastronomie an seinen Wohnort Mannheim, wo er im "Henninger" in T6 arbeiten wird.
Er übernahm das El-El 2012 von Sibylle und Klaus Stiefvater, die damals als Stammgäste die von Elke Schulze-Dieckhoff Ende der 1990er Jahre gegründete Kulturkneipe weiterführten. Ausstellungen so wie früher gab es zwar keine mehr, doch die kleine Bühne für Livemusik blieb.
Und in den vergangenen Jahren etablierte sich Donnerstagsabends das beliebte "Pubquiz". An den alten Holztischen wurden außerdem unzählige Skatrunden gedroschen.
Der letzte Tag, der letzte Abend: Hamburger und Bratwürste füllten den Magen, dazu gab’s viel Musik, viele traurige Gäste und wie im Klassiker von Reinhard Mey: "Eine letzte Zigarette und ein letztes Glas im Steh’n." Das El-El war immer ein Treffpunkt für alle und das kann auch durchaus unter neuer Pacht so bleiben.