Für die Ortsmitte sind 7,9 Millionen angedacht
Der Gemeinderat befürwortete einhellig die Pläne für das Landessanierungsprogramm in der "Ortsmitte III" um Kirche und Rathaus.

Von Sebastian Lerche
Dielheim. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die mögliche Förderung für Modernisierungsmaßnahmen in der Dielheimer "Ortsmitte III": Im Rahmen des Landessanierungsprogramms gibt es Zuschüsse von 15 Prozent für anerkannte Kosten bis 100.000 Euro und 20 Prozent für Ausgaben zwischen 100.000 und 250.000 Euro, damit könnte es bei einer Sanierung für 200.000 Euro eine Unterstützung von 35.000 Euro durch die öffentliche Hand geben. Nachdem das Land 60 Prozent der Zuschüsse trägt, in diesem Fall also 21.000 Euro, würden bei Dielheim dann 14.000 Euro verbleiben.
Das ging aus der Präsentation von Corinna Götz und Jonas Wolf vom zuständigen Büro Reschl aus Stuttgart in der jüngsten Gemeinderatssitzung hervor. Der Gemeinderat zeigte sich zufrieden mit Kompetenz und Leistung des Büros und stimmte einhellig zu.
Die beiden Planer wiesen auch auf eine Bagatellgrenze hin: Für Ausgaben unter 10.000 Euro gibt es keine Förderung. Für Abrisse gibt es maximal 30.000 Euro ohne Restwertentschädigung und Neubauverpflichtung, der Fokus soll auf Erhalt und Aufwertung des Bestands liegen. Ein Ratschlag für die Finanzierung der Modernisierung lautete, sich gut beraten zu lassen, steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und günstige Darlehen der Förderbank KFW sowie Förderprogramme des Bundesamts für Wirtschaft zu nutzen. Übrigens: Eigenleistungen können mit bis zu 15 Prozent der belegten Kosten gefördert werden, für eine Arbeitsstunde werden aktuell zwölf Euro angerechnet.
Das Sanierungsprogramm soll möglichst im vereinfachten Verfahren umgesetzt werden, so Götz und Wolf. Das sei möglich, weil es überwiegend um Bestandspflege gehe und eine "Änderung der Bodenordnung" nicht zu erwarten sei. Das heißt, mit sanierungsbedingten Bodenwerterhöhungen sei kaum zu rechnen und das wiederum führte zu der guten Nachricht, dass die Menschen im Gebiet vermutlich keine Ausgleichsbeträge für die Aufwertung des Umfeld an die Gemeinde entrichten müssen.
Auch interessant
Das "Ortsmitte III"-Gebiet, in dem gefördert wird, ist von 16,1 auf 16,6 Hektar gewachsen, nachdem zwischenzeitlich noch ein Areal an der Querstraße hinzugenommen wurde – auch im laufenden Verfahren, so das Planungsteam, könne der Gemeinderat solche Anpassungen vornehmen, die Gebietsabgrenzung sei "nicht in Stein gemeißelt".
Die "Ortsmitte III" erstreckt sich aktuell um St.-Cyriak-Kirche und Rathaus: im Norden entlang der Wieslocher Straße bis zur "Im Weißbaum"-Kreuzung; im Osten entlang der Horrenberger Straße bis zum Ortsausgang, von Bach- und Talstraße bis in Höhe der Mühle; im Süden an Teilen von Tairnbacher und Goethestraße, der Mühlhausener Straße bis zur Kreuzung mit der Goethestraße, an Landfried- und Rauenberger Straße bis zu den Kreuzungen mit Goethe- und Waldstraße; im Westen reicht es an die Kulturhalle heran und umschließt Teile von Haupt- und Zähringer Straße.
Die Gemeinde hat sich ein Vorkaufsrecht gesichert. Sie möchte sich Kirchenareal und "Hirschbuckel" an der Kreuzung von Haupt- und Talstraße widmen, außerdem das Außengelände des Insel-Kindergartens erweitern. Landfried- und Rauenberger Straße sollen modernisiert werden. Die Umsetzung all dessen soll über die nächsten 15 Jahre erfolgen.
340 Personen im Gebiet wurden vom Büro Reschl angeschrieben, Mieter und Pächter ebenso wie Eigentümer. 129 Personen antworteten, etwa die Hälfte davon kann sich vorstellen, Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Läden und Unternehmen haben vielfach bereits saniert, die große Mehrheit der Modernisierungswilligen sind Privatleute.
Im Sanierungsgebiet gibt es 414 Haupt- und Nebengebäude, zu 151 davon gab es Rückmeldungen. Jeweils etwas mehr als ein Drittel dieser Häuser sind zwischen 1900 und 1950 sowie zwischen 1950 und 1985 errichtet worden, die übrigen sind entweder noch älter oder jünger. Während es bei der Mehrzahl der Befragten nicht vordringlich um optische Makel, Schäden oder gar gefährdete Standsicherheit ging, dürften viele an energetischen Sanierungen interessiert sein. Fast 60 Prozent der Befragten gaben an, ihre Fassaden seien wenig bis gar nicht gedämmt, 44 Prozent sagten das über ihre Dächer.
Nachdem auch die Zufriedenheit mit dem Umfeld des Eigenheims abgefragt worden war, gingen diverse Anregungen ein: Vielfach gewünscht wurde, die Ortsdurchfahrt und das Areal bei Kirche und Rathaus aufzuwerten, mehr Verkehrssicherheit etwa durch bessere Querungsmöglichkeiten oder mehr Geschwindigkeitskontrollen wurde außerdem angemahnt.
Die Beteiligung von Behörden und Verbänden verlief Götz und Wolf zufolge unproblematisch, sie werden nach Wunsch auf dem Laufenden gehalten. Momentan rechnet das Büro Reschl mit einem notwendigen Förderrahmen von fast 7,9 Millionen Euro. Der 40-Prozent-Anteil der Gemeinde daran beläuft sich also auf fast 3,2 Millionen Euro.
Info: Wissenswertes zur Ortskernsanierung gibt es auf www.dielheim.de. Für Mittwoch, 27. September, ist eine Informationsveranstaltung für die Eigentümer im Gebiet und interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Dielheimer Kulturhalle geplant.