Bürgerentscheid

Meckesheim hat die Wahl über Windräder

Vortragsabend der Initiative "Pro Wald Pro Wind" mit Dieter Teufel. Aufruf zum Bürgerentscheid.

29.06.2023 UPDATE: 29.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden
Im Feuerwehrgerätehaus argumentierte Dieter Teufel „gegen Windräder im Wald“. Foto: Alex

Von Felix Hüll

Meckesheim. Trotz emotionaler Spannungen gab es sachliche Argumente: Eine Rede gegen Windräder im Wald hörten die Besucher des Vortragsabends mit Dieter Teufel, dem Leiter des Umwelt- und Prognoseinstituts UPI aus Heidelberg.

Im Feuerwehrgerätehaus moderierte Edith Wolber am Dienstag den über zwei Stunden währenden Abend der Bürgerinitiative "Pro Wald Pro Wind". An ihm nahmen nach Angaben der Veranstalter etwa 130 Personen teil.

"Das Gute ist, dass Sie in Meckesheim darüber abstimmen können. Sie können sich informieren, abwägen und dann entscheiden, Sie haben die Wahl", erklärte Teufel. Er verwies darauf, dass es etwa im Steinachtal keinen Bürgerentscheid geben werde wie in Meckesheim am 23. Juli.

Hier stehen sechs Windräder zur Debatte; für die Steinachtalkommunen geht es um bis zu 15 Rotoren auf Staatswaldgelände. Während der Diskussion nach Teufels Fachvortrag kam auch zur Sprache, dass bei dem Bürgerentscheid erst ein "Quorum" überschritten werden muss:

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Der Entscheid ist nur dann wirksam, wenn die Mehrheit der tatsächlich abgegebenen und gültig gewerteten Stimmen im Entscheid für die eine oder andere Antwort mindestens 20 Prozent aller Stimmberechtigten entspricht. Von rund 4200 stimmberechtigten Meckesheimern müssen also 840 Personen sich entweder für oder gegen die vorgelegte Frage entscheiden. Ist die Abstimmungsmehrheit geringer, ist das Votum nicht gültig, und die Entscheidung liegt wieder beim Gemeinderat.

Dieter Teufel gab zuvor eine Zustandsbeschreibung in Sachen Klima- sowie Artenschutz. Er skizzierte die globale wie deutsche Situation und widmete sich seinem Anliegen, Alternativen zur CO2-Verringerung vorzustellen, die vergleichsweise schneller umzusetzen und wirksamer als "Windkraftanlagen" im Wald seien. Dazu zählte er Photovoltaik auf öffentlichen Dachflächen, Eine weitere Möglichkeit sei der Bau von Windkraftanlagen nur auf freiem Feld wie etwa im benachbarten Land Rheinland-Pfalz.

Und ganz besonders betonte Teufel Energieeinsparmaßnahmen. Es sei nicht zu verantworten, bestehenden Wald zu opfern, der selbst zum Klimaschutz beitrage. Man müsse wirksamere Alternativen wählen, etwa Standorte mit "geringem Raumwiderstand" beispielsweise an der Autobahn  A6 bei Sinsheim, wie sie eine Studie der Bundesagentur für Naturschutz ausweise.

Im Windatlas Baden-Württemberg ist im Meckesheimer Wald keine Fläche als geeignet markiert. Teufel: "Bilden Sie eine Kommission, die sich Sachverstand holt von Gemeinden, die so etwas schon gemacht haben", schlug Teufel in der Diskussion vor, an der Vertreter aller vier Gemeinderatsfraktionen teilnahmen.

Unmut gegenüber bisherigen Ratsbeschlüssen kam in der Diskussion auf. Inge Hanselmann (CDU) fasste zusammen, wie es zu den bisherigen Windenergie-Entscheidungen kam. Jürgen Köttig (MuM) und Hans-Jürgen Moos (SPD) verwiesen auf die Entfernungen zu Wohngebieten, die auf Meckesheimer Gemarkung Windradstandorte eigentlich nur im Wald ermöglichten.

Köttig erklärte, dass Forst BW wie auch die katholische Kirche mit ihren benachbarten Grundstücken nur darauf warteten, "auf das Pferd aufzuspringen". Meckesheim habe dann auch die Rotoren vor Ort, bekomme aber keine Pachteinnahmen. Moderatorin Wolber: "Aber unser Wald würde dann erhalten bleiben"!

Besucher Ernst Rimmler stellte sich als Reichartshäuser (CDU-)Gemeinderat vor. Er mahnte, Pacht-Zusatzeinnahmen wirkten sich im Finanzausgleich auf die Höhe der Landeszuweisungen aus. "Und die Immobilienpreise reduzieren sich um mindestens zehn Prozent." Ein Besucher erinnerte daran, dass die Energiegenossenschaft Kraichgau Meckesheim angeboten habe, auf gemeindeeigenen Dachflächen Sonnenstrom zu erzeugen.

Info: Teufel spricht nochmals am Donnerstag, 29. Juni, ab 19 Uhr im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei Heidelberg, Poststraße 15. Die UPI-Studie findet man unter www.upi-institut.de/UPI88.pdf. Meckesheims Bürgerversammlung zur Windenergie ist anberaumt für Mittwoch, 5. Juli, ab 18 Uhr in der Auwiesenhalle. Zuvor erhält jeder Haushalt eine Infobroschüre.

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