Alibiveranstaltung ohne sachkundige Bürger?
BI Breitwiesen fordert Zukunftswerkstatt unter Beteiligung von Bodenschutz-Verbänden

Weinheim. (web/zg) Dass die Zukunftswerkstatt zuletzt Thema beim Mittagstreff des "Netzwerks Wirtschaft und Verwaltung" war, hat bei den Aktiven der Bürgerinitiative (BI) Breitwiesen Verärgerung hervorgerufen. Ihrem Eindruck nach wurde das Zusammenkommen von Amts- und Wirtschaftsvertretern genutzt, um die Themengestaltung "strategisch zu besprechen" – ohne Beteiligung kritischer Bürgerverbände. Das geht aus einer Presseerklärung hervor, die Uwe Rastetter im Namen des BI-Vorstands verschickt hat.
"Mit großer Mehrheit haben die Weinheimer sich 2013 für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen und freier Landschaft ausgesprochen", erinnern Rastetter und seine Mitstreiter an das Ergebnis des zweiten Bürgerentscheids in Weinheims Stadtgeschichte. Um den Bürgerwillen künftig von Anfang an einzubeziehen, sei im Vorfeld der letzten OB-Wahl das Verfahren der "Zukunftswerkstatt" proklamiert worden. "Der Wille einiger zufällig ausgewählter Bürger soll hierbei zu den wesentlichen Fragen ermittelt werden, um richtungsweisend bei der Stadt- und Landentwicklung berücksichtigt zu werden", sind sich die BI-Aktiven sicher.
Sie fordern, den "Flächenverbrauch" in Weinheim unter intensiver Beteiligung der Naturschutzverbände und Bodenschutzinitiativen zu erörtern. Diese seien seit Jahren mit den "fatalen Auswirkungen der Flächenversiegelung vor Ort" befasst. "Wir begrüßen durchaus die demokratische Bürgerbeteiligung in einer Zukunftswerkstatt", so die BI-Aktiven. Dieses Vorgehen berge aber auch die Gefahr, "dass themenunerfahrene Bürger für eine Alibiveranstaltung instrumentalisiert werden, um im Sinne der Wirtschaftsgetreuen den weiteren Flächenfraß durchzuwinken".
Nach Jahren kritischer Beobachtung einer "rein wirtschaftsorientierten" Stadtplanung wisse man um die Interessenslagen, "die aus unserer Sicht nicht im Einklang mit dem langfristigen Wohl der Bürger und nachfolgender Generationen stehen", so die BI-Vertreter. So sei es wenig verwunderlich, dass die Zukunftswerkstatt Thema beim Mittagstreff war.
"Wir befürchten eine weitere Vernichtung von Landschaftsflächen, um reine Wirtschaftsinteressenten und Bodenspekulanten zu befriedigen", teilt die BI mit. Dies sei keine visionäre, bürgernahe Stadtentwicklung, sondern Rückschritt par excellence. Die Große Kreisstadt Weinheim müsse endlich auch ein Vorbild in Sachen ökologischer Zukunftsfähigkeit werden. Ökologisch reflektierte Städteplaner anderer Kommunen gäben längst einem erheblich geringeren Flächenverbrauch und einer Vertikalisierung des Raumangebots den Vorrang. Dies schütze die regionale Landwirtschaft, die ohne freie Flächen nicht überlebe: "Wir sehen unsere Forderungen im Sinne von Bund und Land, die eine flächenneutrale Stadtentwicklung fordern, auch um naturnahe Landschaften zur Erholung für Bürger zu wahren."