Urig und gesellig soll es im Wieslocher "Freihof" zugehen
Bernhard Zepf und Alex Schneider bauen zurzeit das historische Gemäuer um.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Ende November, so um den ersten Advent herum, soll das "Brauhaus Freihof" in dem bekannten historischen Gemäuer in Wiesloch eröffnet werden. Bernhard Zepf kehrt mit seinem Partner Alex Schneider in jenes Domizil zurück, in dem er sich 1989 nach eigenem Bekunden "einen Jugendtraum" erfüllte.
Den damals 26-jährigen Zepf führte eher ein Zufall nach Wiesloch. Die Ehefrau des damaligen Weinstadt-Oberbürgermeisters Bettinger weilte zu Besuch bei Zepfs Mutter in deren Gasthaus im Schwarzwald und berichtete von der Möglichkeit, den "Freihof", damals bereits im städtischen Besitz, als Pächter zu übernehmen, um dort einen gastronomischen Betrieb aufzubauen. Schon in jenen Zeiten war Alex Schneider mit von der Partie – und zwar als Koch. Er kehrt nun mit Zepf, der ebenfalls als Koch seine Laufbahn begann, zurück in die Weinstadt.

Nun soll also Bier gebraut und gezapft werden – und dies für die Besucher sichtbar. "Wir werden im Eingangsbereich zum Gastraum die Brauanlage aufstellen, die in der Lage sein wird, täglich fünf Hektoliter Bier zu produzieren", berichtet Zepf. Zurzeit wird noch auf Hochtouren gearbeitet, um den gesetzten Termin einhalten zu können.
Im Jahr 1340 wurde das Anwesen erstmals urkundlich erwähnt und bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war darin ein "Sudhaus", also auch eine Brauerei, mit Kegelbahn untergebracht. Jetzt wird dies wieder aufgegriffen. Für Zepf und Schneider war eigentlich 1998 Schluss in Wiesloch: Die beiden umtriebigen Freunde hatten Jahre zuvor eine GmbH gegründet (Zepf & Schneider) und betreiben bis heute das Restaurant "Backmulde" in Heidelberg. Zepf selbst zog es nach seiner ersten Wieslocher Zeit nach Ettlingen, um dort im Hotel "Erbprinz" als Eigentümer und Geschäftsführer einzusteigen.
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Der Freihof in Wiesloch verfolgte ihn aber weiterhin. 2006 wurde Zepf vom damaligen Wieslocher Rathauschef Franz Schaidhammer gefragt, ob er den Freihof denn nicht kaufen möchte. "Die Entscheidung fiel schnell, ich sagte ja", so Zepf. Jahre zuvor hatte Oberbürgermeister Bülow bereits vergeblich versucht, Zepf von einem Ankauf zu überzeugen. "Da war ich möglicherweise noch etwas zu unsicher", blickt er jetzt zurück.
Zu dem Zeitpunkt hatte er das Haus nicht mehr selbst betrieben, sondern die Gasträume und den Außenbereich verpachtet. Allerdings konnten nicht alle, die sich dort versuchten, überzeugen. Die Folge: Der Freihof schloss 2017 seine Pforten und stand zum Verkauf. Interessenten gab es zwar, aber keiner war bereit, den geforderten Preis zu zahlen. "Und so haben der Alex und ich im Vorjahr beschlossen, selbst wieder hier einzusteigen", erläuterte Zepf.

Entstehen wird ein klassisches Brauhaus, das Angebot auf der Speisekarte wird sich an der regionalen Küche orientieren und es soll, so Schneider und Zepf, "rustikal, gesellig und gemütlich" zugehen. Wie Architekt Hans-Peter Bender erläutert, sei man im Zeitplan, denn in den zurückliegenden Wochen wurde so manches modernisiert, ohne jedoch den gemütlichen Charakter des Hauses zu verändern. Eine neue Heizungsanlage wurde installiert, die übrige Technik auf den neusten Stand gebracht und die alte Küche wurde herausgebrochen, um Platz für eine neue zu schaffen. Dabei muss man sich an diverse Auflagen des Denkmalschutzes halten: "Aber da haben wir keine Probleme", versichert Bender.
Aufgeteilt ist der Freihof in den klassischen Gastraum im Erdgeschoss nebst Brauanlage und dem einsehbaren Malzlager. Im ersten Stock, das als Zwischengeschoss angelegt ist, befinden sich Weinstube und ein Raum für Feiern oder Tagungen sowie die Gästetoiletten. Unter dem Dach sind Sanitär- und Sozialräume für das Team sowie Büros für die Geschäftsleitung vorgesehen. "Dort hab ich übrigens in meiner Wieslocher Zeit einige Jahre gewohnt", berichtet Zepf.

Ebenfalls integriert in das Gesamtkonzept sind das Kellergewölbe, von Zepf 1996 ausgebaut, und der Freisitz. "Ein ideales Terrain für einen Biergarten", schwärmt er. 120 Gäste sollen dort künftig Platz finden. Bei der Einrichtung orientieren sich die Verantwortlichen an einer einfachen Philosophie: Urig und gesellig soll es zugehen. "Wir haben demzufolge in den Räumlichkeiten Tische mit rustikalen Ahornplatten – und es wird keine Tischdecken geben", so Zepf. Mit seinem Partner ist er sich einig, dass dieses Konzept in Wiesloch und in der Umgebung angenommen wird.
"Wir wollen Entspannung bieten und Angebote für Familienfeiern und kleinere Tagungen stehen bei uns auf der Agenda", sagt Schneider. Obwohl aufgrund der Ausrichtung des Hauses das Bier im Fokus stehen wird, wollen Zepf und Schneider den Wein selbstredend mit im Angebot haben. "Wir wollen für jeden Gast was bieten", ist man sich einig. Welche Biere nun künftig angeboten werden, steht in etwa fest. "Wir werden ein dunkles und helles Bier brauen, zudem je nach Saison ein zusätzliches, beispielsweise im Sommer ein Weizenbier", berichtet Schneider.
Damit alles wie am Schnürchen läuft, wurden bereits ein Geschäftsführer sowie ein Braumeister unter Vertrag genommen. "Einen Koch suchen wir noch, aber da sind wir auf einem guten Weg, erste, vielversprechende Kontakte wurden schon geknüpft", gab sich das Duo zuversichtlich.