Als Ladenburg ein fetter Braten war

Museumsleiter Andreas Hensen lud zu Stadtrundgang über Bischöfe von Worms ein

20 Geschichtsinteressierte kamen zum "Bischofssitz" - Ladenburg erst nach 100 nach Christus gegründet

15.06.2017 UPDATE: 16.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 39 Sekunden

Andreas Hensen (l.), Leiter des Lobdengau-Museums, blickte mit rund 20 Geschichtsinteressierten zurück in eine bewegte Zeit für Ladenburg. Foto: Sturm

Ladenburg. (stu) Zum Erfolg der Ausstellung "Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt" der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen konnte auch das Lobdengau-Museum einen Beitrag leisten. "Unser Museum ist als Kooperationspartner eingebunden. Das darf uns stolz machen, denn die REM-Ausstellungen stehen für höchste Qualität", sagte Leiter Andreas Hensen, als er rund 20 Geschichtsinteressierte am "Bischofssitz" begrüßte. Gemeinsam mit ihnen begab er sich auf die Spuren der Bischöfe von Worms, die in Ladenburg viele Jahrhunderte lang wirkten.

Der kurze Ausflug Hensens in die Römerzeit war mit dem Hinweis verbunden, dass Ladenburg nach 100 nach Christus und nicht, wie überall zu lesen ist, 98 nach Christus gegründet wurde. Kaiser Trajan ergriff nämlich erst 98 nach Christus die Macht und gründete erst ein paar Jahre später die Stadt "Lopodunum", das heutige Ladenburg.

Um das Jahr 500 wurden die Franken Herren des Landes. Sie errichteten in Ladenburg einen Königshof. In den Geschichtsbüchern ist vermerkt, dass im Jahr 628 König Dagobert den königlichen Besitz den Bischöfen von Worms schenkte. Heute weiß man, dass die Schenkungsurkunde aus dem Jahre 628 eine Fälschung ist. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass die Urkunde um das Jahr 1000 ausgestellt wurde.

"Ladenburg war ein fetter Braten", sagte Hensen. Die Bistümer Worms und Lorsch stritten sich darum. Die gefälschte Schenkungsurkunde sollte wohl unterstreichen, dass Ladenburg unanfechtbarer Besitz der Bischöfe von Worms ist. "Heute würde man von ’Fake News’ sprechen", so Hensen.

Wann mit dem Bau des Sitzes der Bischöfe, in dem heute das Lobdengau-Museum untergebracht ist, begonnen wurde, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass das Gebäude zu Beginn des 17. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. An der Fassade ist zu lesen, dass verschiedene Bischöfe hier residierten. Auch der Aufenthalt von vier Königen ist nachgewiesen, mit Maximilian I. war auch ein Kaiser Gast im Bischofshof. Er machte im Dezember 1502 Ladenburg seine Aufwartung, was die Bedeutung der Stadt unterstrich.

Die Spuren, die die Bischöfe von Worms hinterlassen haben, sind für Ladenburg ein Schatz. Dazu zählt unter anderem der Weinkeller im Lobdengau-Museum, der erhalten ist. Auch die derzeit geschlossene St. Sebastianskapelle ist ein Zeugnis der Bischöfe. Der Turm, erbaut Anfang des 11. Jahrhunderts, mit dem achteckigen Wormser Hut an seiner Spitze, zählt zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken Süddeutschlands.

Auch der 1412 erbaute zweite Turm der St. Galluskirche hat Ladenburg der Anwesenheit der Bischöfe zu verdanken. Sie predigten nur in repräsentativen Gotteshäusern. Die Krypta von St. Gallus wurde 1007 von Bischof Burchard möglicherweise in Anwesenheit von Kaiser Heinrich II. geweiht. Der Besuch der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Krypta war das Sahnehäubchen einer Führung, die eine Meisterleistung des Museumsleiters war.

Info: Nächste Führung am 21. Juli um 18.30 Uhr.

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