Arnim Töpel in Dielheim

"Isch fühl misch strimpfisch"

Töpel bringt kurpfälzisches Mundart-Kabarett in den Pfarrgarten St. Cyriaks.

17.09.2023 UPDATE: 17.09.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Ein Pfarrgarten mit Minigolfanlage: St. Cyriak in Dielheim bot Arnim Töpel den idealen Ort, um zur Begeisterung der Zuhörer auf die Eigenheiten zwischen dem Hochdeutschen und dem Kurpfälzischen einzugehen. Foto: arb

Von Armen Hesse

Dielheim. Stimmungsvoller hätte der Ort nicht gewählt werden können: Etwa 150 Zuschauerinnen und Zuschauer fanden sich im Pfarrgarten St. Cyriaks in Dielheim ein. Der Ort gefiel auch Arnim Töpel, der amüsiert bemerkte: "Ich habe schön öfter in Pfarrgärten gespielt, aber noch nie in einem Pfarrgarten, der zugleich ein Minigolfplatz ist."

Schon bevor das Konzert überhaupt begann, hatte sich eine familiäre Stimmung über die Grünanlage gelegt; fast wie ein nachmittägliches Kaffeetrinken. Im Gemeindehaus gab es eine Bar, bei der man sich vor und während des Konzerts mit Getränken versorgen konnte. Viele Zuhörer hatten sich eine halbe Stunde vor Beginn eingefunden und nutzten die Gelegenheit, um noch ein paar Minuten zu plaudern. Schließlich waren es meistens bekannte Gesichter.

Das Publikum saß auf Bänken und Stühlen im Halbkreis um die Bühne, mache hatten eigene Campingstühle mitgebracht und die Veranstalter stellten letzte zusätzliche Bänke auf, damit alle einen Platz fanden. Dass das Konzert im Garten stattfinden konnte, sei am Mittag noch nicht selbstverständlich gewesen, so Andy Widder, Veranstalter des Dielheimer Herbstes. Man habe alles ausprobiert und sich letztlich doch für den Pfarrgarten entschieden: "Drinnen oder draußen, unterm Baum oder unterm Vordach, mit Plane oder ohne Plane, das ist im Eintrittspreis nicht enthalten."

Ohne große Umschweife führte der Mundart-Künstler Töpel daraufhin mit dem ersten Lied ins Thema ein: "Wir laufen nicht, wir laafe", begann er einen neu geschriebenen Sprechgesang, als er die Finger schnipsend durch die ersten Reihen lief. Der gebürtige Heidelberger und Wahl-Walldorfer war "zweisprachig aufgewachsen" und hatte die Zuschauerinnen und Zuschauer damit damit schnell auf seiner Seite.

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Töpel hatte anderes im Sinn als ein Publikum, das nur dasaß und ihm lauschte. Mit seinen Liedern und Anekdoten machte er es schwer, nicht in Applaus und erfreute Zwischenrufe zu verfallen. Mit seinem zweiten Stück holte er alle ab, vor allem diejenigen, die ihn schon kannten. Wie er selbst sagte, war das schließlich nicht sein erster Auftritt in Dielheim. Die "zweitwichtigste Frage philosophische Frage", die man ihm in der Welt außerhalb seines Elternhauses gestellt hatte, war auch der Titel des Liedes: "Wemm gheaschn du?"

Nach diesen zwei schnelleren Stücken zum Auftakt folgten zwei Lieder über die Liebe, selbstverständlich in reinstem kurpfälzisch: "Isch bin arg uf disch", wie man in Dielheim sagen würde. Damit es nicht zu sentimental wird, immer mit einer Prise Humor: "I love you, you love me, laafe ma zsamme, wo laafe ma hi." Und weil er so zwischen den Stimmungen wechselte, blieb es immer kurzweilig. Das Wohlbehagen im Publikum stieg und brachte den Musiker dazu, auf eines seiner Lieblingswörter umzuleiten, das genau dieses Gefühl ausdrückte: "Wenig drückt Wohlbehagen so sehr aus wie strimpfisch."

Auch das Glockgeläut konnte daran nichts ändern. "Sie sind vertrauter mit den Glock als ich. Das stimmt auch nie mit dem Klavier. Also machen wir eine Kleinzäsur." Die Minuten überbrückte er mit der Idee, man könnte die sprachlichen Eigenheiten doch für mundartliche Navigationsgeräte nutzen: "Vorzus, rickzus, nuffzus und nunnerzus" wären dann die wichtigsten Worte. Auch die dialektale Aussprache der Ortsnamen ging er gemeinsam mit den Zuhörerinnen und Zuhörern durch.

Seine Wurzeln lägen zwar in der Musik und dort bei den Beatles, den Doors und auch bei Janis Joplin, sagte Töpel, stehen bleiben habe er aber nie wollen und sich so an einem Mundart-Krimi versucht, aus dem er vorlas.

Er stellte auch Überlegungen zur Mikrofonhaltung im Rap an. Seine Hypothese: Der typische Klang dieses Genres entstehe dadurch, dass man sich mit dem Mikrofon das rechte Nasenloch zuhalte. Das demonstrierte er auch mit seinem "Rap im Sitzen".

In Anlehnung an Ed Sheeran spielte er ein Stück mit der Loop-Station ein, die es erlaubt, Klangfolgen zu speichern, übereinander zu legen und und im Hintergrund abspielen zu lassen. So endete ein kurzweiliger Abend und es blieb nur noch zu sagen: "Des is schad, des is so rischdisch schad."

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