Fusion vor 50 Jahren "war richtig"
Großeicholzheim, Seckach und Zimmern sind zusammen gewachsen und zusammengewachsen.

Seckach/Zimmern. (lm) Zweifelsfrei wurde am Festabend zu "50 Jahre Gemeinde Seckach" deutlich, wie gut sich die Gemeinde nach dem Zusammenschluss von Großeicholzheim, Seckach und Zimmern sowie dem Kinder- und Jugenddorf Klinge in diesem halben Jahrhundert entwickelt hat.
Der Erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih und die Bürgermeisterin Carina Dittrich aus der Partnergemeinde Reichenbach, die sich mit einem bepflanzten Lichtobjekt bedankte, äußerten in ihren Grußworten vor allem Lob, Hochachtung und Dankbarkeit für diese grandiose Entwicklung. Dr. Kleih ermahnte die Politik aber auch, die kommunale Selbstverwaltung zu achten und die Anforderungen an die Mandatsträger nicht zu überspannen, damit kraftvolle Gemeinden wie Seckach auch weiterhin auf einem guten Weg bleiben.

Im Beisein zahlreicher Ehrengäste, darunter neben den Altbürgermeistern Peter Knoche und Ekkehard Brand auch Vertreter der Patenschaften von Bundeswehr und Schüttwa, Bürgermeister oder deren Vertreter aus benachbarten Gemeinden sowie Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, hielt Bürgermeister Thomas Ludwig einen Rückblick seit dem Zusammenschluss am 1. Januar 1972.
Dieser sei extrem früh erfolgt, in der Hoffnung auf weiter andauernden Frieden und tragfähigere Strukturen in einer größeren Verwaltungseinheit. Gerade der heutige Ortsteil Seckach hatte durch das Durchgangslager "Teufelsklinge" nach dem Krieg den prozentual größten Bevölkerungszuwachs in ganz Nordbaden zu verzeichnen und durch das Kinder- und Jugenddorf Klinge ein Alleinstellungsmerkmal erhalten.
Aber auch in Großeicholzheim und Zimmern, wie im ganzen Land, verlief der Strukturwandel in der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders rasant, was für die Kommunen mit einem riesigen Aufgabenzuwachs verbunden war. Neubaugebiete, Schulen, Kindergärten, Gewerbegebiete, Sport- und Kulturstätten usw. wurden benötigt, und dementsprechend mussten auch die Verkehrsinfrastruktur, die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung ständig den gestiegenen Anforderungen angepasst werden.
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So wurde die Gemeindereform mit dem Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden vom 7. März 1968 eingeleitet und sollte bis spätestens 1. Januar 1973 vollzogen sein, mit dem Lockmittel einer Fusionsprämie, die selbstverständlich Diskussionen vor Ort bewirkte. Erst nach vielen Gesprächen, die das Landratsamt unterstützte, kam das heute noch zutreffende Ergebnis zustande, weil der damalige Großeicholzheimer Bürgermeister Peter Knoche und die Mehrheit von Zimmern dies wünschte, Schlierstadt so lange wie möglich selbstständig bleiben wollte und sich für Osterburken entschied und Bödigheim am Ende zu Buchen kommen "musste", als Ausgleich für den sich abzeichnenden Verlust des Kreissitzes.
Aus heutiger Sicht mit den geradezu abenteuerlichen Genehmigungsvorschriften geradezu sensationell muteten die Zeitläufe an, in denen die entscheidenden Schritte für die Bildung der neuen Gemeinde über die Bühne gingen. Vom Vereinbarungsentwurf im November 1971 über die offiziellen positiven Abstimmungen im Dezember danach und der Genehmigung des Regierungspräsidiums nach weiteren vier Tagen sowie das Inkrafttreten nach einer weiteren Woche zum 1. Januar 1972 vergingen nicht einmal zwei Monate.
Peter Knoche wurde im März zum neuen Gemeindeoberhaupt gewählt, doch abgesehen von der Fusionsprämie kam es in der Fläche zunächst zu keiner nachhaltigen Stärkung der kommunalen Finanzkraft, und der Nachholbedarf in allen Bereichen der Infrastruktur war riesig. Erst Jahre später verbesserte sich die finanzielle Situation, nachdem die Landesregierung die Situation begriffen hatte und für die ländlichen Räume strukturpolitische Maßnahmen ergriff, woraus u. a. der Regionale Industriepark Osterburken entstand.
Durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum und weitere Förderungen konnten für alle Ortsteile bedeutende Baumaßnahmen geplant werden. Das erste Großprojekt war der Neubau der Großeicholzheimer Mehrzweckhalle pünktlich zur 1200-Jahrfeier Großeicholzheims im Jahre 1975, die als "Tanztempel" die wirtschaftliche Stärke der Vereine sicherte. Grundlage für die Gemeindeeinheit war gegenseitiges Vertrauen, das Ekkehard Brand nach seiner Wahl zum Bürgermeister 1978, als Peter Knoche zum Bürgermeister in Bad Friedrichshall gewählt war, mit dem ersten Straßenfest 1979 und dem ersten Neujahrsempfang 1980 inspirierte. Und das mit so großem Erfolg, dass beide Veranstaltungen bis heute rotierend durch alle Ortsteile als unverzichtbare Höhepunkte im Veranstaltungskalender gelten. Deutlich wurde der neue Bürgerstolz auch bei allen drei jeweils gemeinsam gefeierten 1200-Jahr-Feiern.
Bis heute werden alle Ortsteile gemäß ihren Bedürfnissen gleichmäßig entwickelt, ob bei Ortsdurchfahrten, S-Bahn-Stationen, Aussegnungshallen, Dorfentwicklung oder Schulen/Kindergärten – woran man derzeit noch hart arbeitet –, aber auch bei der Gesamtwasserkonzeption und der Abwasser-Infrastruktur.
Das Fazit des Bürgermeisters: "Die Entscheidung vor 50 Jahren war richtig. Wir sind in den vergangenen fünf Jahrzehnten gleichermaßen zusammen gewachsen und zusammengewachsen. Ermöglicht wurde dieser Erfolg in allererster Linie von den Menschen, Institutionen und Organisationen, die hieran mitgewirkt haben." Entsprechend ausführlich fiel sein Dank aus an alle, die am Zusammenwachsen mitgewirkt haben.
Der musikalische Rahmen des Abends lag in den Händen von Felicia Stromberger und Robin Dietl von der Musikschule Bauland sowie bei einem Melodienstrauß für den Frieden mit dem Projektchor "Singen verbindet". Als Überraschungsgruppe zeigte die neue Seckacher Ärztin Ruiz Gonzales mit Landsmänninnen Folkloretänze aus Kolumbien mit den besten Wünschen zum 50. Geburtstag der Gemeinde Seckach.



