Grundschule Diedesheim

Diese Lady hat ganz schön was machen lassen

Die grundlegend sanierte Grundschule Diedesheim wurde offiziell übergeben. Insgesamt wurden 4,1 Millionen Euro investiert.

20.05.2022 UPDATE: 21.05.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 7 Sekunden
Nun ist sie ganz offiziell wieder im Dienst, die „alte Lady“ Grundschule Diedesheim. Am Freitagvormittag wurde der Abschluss der Sanierungsarbeiten gefeiert. Den Rahmen gestalteten die Schülerinnen Nelia Schirle und Emily Sitte. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Mosbach-Diedesheim. Das meist genutzte Wort am Freitagvormittag lautete wohl: Danke! Es braucht aber auch eine große Schar von Danksagenden und Dankesempfängern, wenn man ein Mammutprojekt wie die Sanierung der Grundschule Diedesheim zum Abschluss bringt. Die 150 Schüler werden dort schon seit geraumer Zeit wieder unterrichtet, nun wurde die Schule auch ganz offiziell (zurück-)übergeben.

Den höchst charmanten Rahmen gestalteten die zwei Schülerinnen Nelia Schirle und Emily Sitte, alias "die alte Lady" Grundschule Diedesheim und die neugierige Reporterin. "Seien Sie doch mal ehrlich: Da wurde doch einiges gemacht?", fragte die Reporterin eingangs ganz unverblümt und nicht eben gentlemanlike die alte Dame, die immerhin schon 120 Jahre auf dem Buckel hat. Und tatsächlich: Am 1901 erbauten Schulhaus wurde in den vergangenen vier Jahren ganz schön was gemacht, ein bisschen gestrafft da, ein bisschen was unterfüttert da, und eine kleine Vergrößerung gab es auch.

Einen symbolischen Schlüssel vom Bäcker hatte OB Michael Jann für die Schüler der Grundschule dabei. Foto: Stephanie Kern

Architekt Eberhard Müller berichtete (auch in Vertretung für seinen Kollegen Jürgen Konrad) von den herausfordernden Aufgaben: Eingangs sei es darum gegangen, die energetische Sanierung und vor allem die unzumutbare Toilettensituation anzugehen. Zur Erinnerung: Bereits 2017 hatte die RNZ darüber berichtet, dass die Grundschüler aus Diedesheim zum Toilettengang über den Schulhof müssen. "Es wurde schnell klar, dass man die Gunst der Stunde nutzen sollte, um die alte Lady auf Vordermann zu bringen", sagte Müller. Denn weil die Schüler schon mal aus dem Haus waren, konnten die Bauherren alle Baustellen angehen. Das habe man dann auch getan – vom Keller bis zum First. Ein bisschen stolz sei man, dass man trotz diverser Lockdowns, Lieferschwierigkeiten und Handwerkermangel den Kostenrahmen punktgenau einhalten konnte. Acht planende Firmen und 39 ausführende Handwerksfirmen waren an der Umsetzung beteiligt. Daneben natürlich die Fachbehörden der Stadtverwaltung und – in besonderem Maße – die Hausmeisterin Brigitte Gallion, die von Müller ins "Bauleiter-Dreamteam" aufgenommen und später von Tanja Lohmann in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Oberbürgermeister Michael Jann hatte neben Dankesworten auch die Zahlen parat: Rund 4,1 Millionen Euro kostete die Sanierung, davon entfielen 3,1 Millionen Euro auf das Schulgebäude, 800.000 Euro auf die Turnhalle und 200.000 Euro auf das Außengelände. "Das Thema Digitalisierung hatten wir ja noch im alten Schulgebäude angepackt, nachdem die Grundschule Diedesheim Referenzschule im Neckar-Odenwald-Kreis auf dem Gebiet Medienentwicklung an Grundschulen geworden war", sagte Jann.

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Etwas finanzielle Unterstützung gab es auch aus Förderprogrammen: 721.000 Euro aus dem kommunalen Sanierungsfonds, 189.000 Euro aus dem Bereich Sportstättenförderung und 95.000 Euro aus dem Infrastrukturausbauprogramm für Ganztagesbetreuung, zusammen also rund eine Million Euro. Er sei sich sicher, dass künftige Schülergenerationen von den neuen Schulräumen mehr als profitieren werden, so Jann. Neben der energetischen Sanierung und dem Tank, der in der Erde des Schulhofs auf seine Entsorgung wartete, standen auch ein dringend benötigtes weiteres Klassenzimmer und ein behindertengerechter Zugang auf der To-do-Liste von Bauamt, Architekten und Handwerkern.

Die "überglückliche Schulleiterin" Tanja Lohmann berichtete vom langen Weg zur Schulsanierung. Bereits 2010, noch unter ihrem Vorgänger Peter Deobald, sei über die Notwendigkeit der Sanierung gesprochen worden. "Als dann 2018 der erste runde Planungstisch stattfand, konnte ich es kaum glauben." Die Krux eines solchen Riesen-Sanierungsprojekts: Wohin mit den Schülern? "Der Umzug in die Müller-Guttenbrunn-Schule war aus jetziger Sicht die beste Entscheidung", sagte Lohmann. Auch wenn es manchmal holprig war, der Bus nicht oder zu spät kam – und man es dank Corona schaffen musste, dass sich alle Klassen zweier Grundschulen ein Schulhaus teilen, sich aber nicht begegnen. "Wir lebten uns schnell im Masseldorn ein, lernten dort, zu lernen – und verlernten nicht, zu lachen", spannte Lohmann den Bogen zum Motto der Grundschule in Diedesheim.

Schulamtsdirektor Uwe Wurz betonte: "In 120 Jahren Schulgeschichte ist der heutige Tag ein bedeutender Meilenstein." Wie wichtig eine zeitgemäße Schule sei, verdeutliche das Konzept vom Raum als drittem Lehrer. "Herzlichen Glückwunsch zu diesem gelungenen Schulambiente", sagte Wurz. Was einem im Nachgang ganz leicht über die Lippen gehe – zweimaliger Umzug, Busfahrt zum Ersatzdomizil, Umbau, Kisten packen – diese Leistung lasse sich eigentlich kaum in Worte fassen. Den Segen für die neue Schule und die Schulgemeinschaft überbrachte der evangelische Pfarrer Helge Pönnighaus. "Ich würde mir fast wünschen, hier selbst noch mal zur Schule gehen zu können."

Die größte Freude merkte man an diesem Tage übrigens den Kindern an: Der Chor hatte diverse Musikstücke vorbereitet, auch für den Abschied der Hausmeisterin Brigitte Gallian. Am Ende waren sie alle da, sangen den Schulsong "Das tut mir gut". Auf dem neuen Außengelände gab es noch eine Tanzvorführung und einen Umtrunk, für die Schüler eine Schulrallye. Die vielen Gäste – sie alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen – machten sich dann im Anschluss noch auf einen Rundgang durch die von Grund auf erneuerte Schule. Hier war dann nicht mehr die Zeit des Dankens, sondern die Zeit des Staunens.

Übrigens: Das größte "Danke" ging an die Schüler, für sie hatte Oberbürgermeister Michael Jann einen überdimensionalen Schlüssel mitgebracht. Nicht vom Schlosser, sondern vom Bäckermeister. Da wird aus dem Schullied "Das tut mir gut" ganz schnell die Abwandlung: "Das schmeckt mir gut".

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