Marcel Willared ist "Bild-Honig-König"
Der Bio-Fenchelblütenhonig des Imkers in dritter Generation wurde von der Bild-Zeitung gekürt.

Von Tabea Laier
Hardheim. "Der Honig des Jahres kommt von Marcel Willared." So zertifizierte die Bild-Zeitung den jungen Imker aus Hardheim Ende April und kürte ihn zum "Bild-Honig-König". Der Fenchelblütenhonig des 25-Jährigen überzeugte die Jury des Wettbewerbs (zu der unter anderem Sternekoch Ralf Zacherl aus Wertheim gehörte), die sich stundenlang durch verschiedene Honigsorten durchprobierte. Professionelle und Hobby-Imker aus ganz Deutschland hatten Gläser mit ihrem Honig eingeschickt und nahmen so an dem Wettbewerb teil.
Ein Kunde hatte Marcel Willared auf den Honig-Wettbewerb aufmerksam gemacht. Daraufhin schickte dieser gleich zwei eigene Honigsorten ein und erhielt schließlich den Anruf, dass er gewonnen habe, erzählt er.
Marcel Willared ist bereits in der dritten Generation in der Bienenhaltung tätig. Sein Großvater und sein Vater betrieben die Imkerei noch im Nebenerwerb bei Bad König. Für Marcel Willared stand aber schon mit 15 Jahren fest, dass die Bienenhaltung sein Hauptberuf werden sollte. Seine Eltern nahmen den Wunsch erfreut auf. "Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn mein Vater sagte mir damals, ich solle einen Beruf zum Geld verdienen lernen und die Imkerei nur hobbymäßig betreiben. Ich finde aber, man sollte machen, was einem Spaß macht", erzählt Vater Dieter Willared, der gelernter Tischler ist.
Daraufhin begann Marcel Willared eine dreijährige Lehre in einem Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen im Westerwald. Dort befindet sich die einzige Berufsschulklasse, die diese Ausbildung in Deutschland anbietet. Im Anschluss arbeitete Willared für verschiedene große Imker in Deutschland, bis es ihn für eine Honigsaison nach Neuseeland verschlug. Dort arbeitete er in einer Manuka-Imkerei.
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"Nebenbei habe ich meine eigene Imkerei aufgebaut", sagt Marcel Willared. Die Imkerei Willared wird mit höchsten Biostandards betrieben. "Wir versuchen, überall die höchste Qualität herauszuholen", versichert Willared. Die Imkerei Willared ist ein anerkannter und zertifizierter Biokreis-Betrieb. "Das ist ein kleiner Bioverband mit den strengsten Richtlinien", erläutert Marcel Willareds Mutter Stephanie. 2019 erhielt die Imkerei zudem das Zertifikat "regional & fair".
So seien zum Beispiel die selbst produzierten Teelichter ganz ohne Aluminium. Auch die Bienenkisten stellt Familie Willared selbst her. "Dabei achten wir darauf, nur heimische Hölzer zu verarbeiten, die wir unbehandelt lassen", erklärt Dieter Willared. Ebenso sind die Regale für den eigenen Laden auf dem Hof und für die Biomärkte, in denen die Bio-Imkerei Willared ihre Produkte verkauft, von Dieter Willared selbst gebaut.

Im Gegensatz zu den großen Imkereien ist der Hardheimer Betrieb anders strukturiert. "Unsere Bienenstände sind klein, ähnlich wie bei Hobby-Imkereien", informiert Marcel Willared. Zudem seien seine Bienen nie ohne Pflanzen und Futter. Auch die Wanderungen, bei denen die Bienen in verschiedene Pflanzenkulturen gebracht werden, seien bei den Willareds eher kurz, aber dafür umso häufiger. Dafür fährt Marcel Willared nur biologisch bewirtschaftete Flächen in der Region an und kann so 15 verschiedene Honigsorten produzieren. "Es ist toll, was die Region hier hergibt", lobt auch Dieter Willared die ökologischen Landwirte in der Umgebung. Diese würden nämlich so gegen den Insektenrückgang vorgehen, der häufig durch Einsatz von Pestiziden erfolge.
Das Berufsleben eines Imkers ist stark wetter- und saisonabhängig. Im Frühling beginnt das Jahr des Imkers damit, zu prüfen, ob die Bienen gut durch den Winter gekommen sind. Dann werden die Bienen zu den ersten Trachtpflanzen – Kirsche und Raps – gebracht. Zurzeit sind die Bienen der Bio-Imkerei Willared auf Streuobstwiesen im Taubertal und an einer Wildkirschentracht in Külsheim untergebracht. "Beim Sortenhonig muss man besonders darauf achten, dass keine Konkurrenzpflanze in der Nähe ist, die die Bienen lieber anfliegen", merkt Willared an. Im weiteren Verlauf des Jahres erfolgt dann die Schwarmkontrolle. Hierbei wird verhindert, dass eine neue junge Bienenkönigin entsteht und die alte Königin dann mit einem Teil des Schwarms davonfliegt. "Wir hätten sonst einen immensen Verlust", sagt der Imker. Die Völkervermehrung finde stattdessen gezielt in Kisten statt.
Im Sommer wird der Honig schließlich geerntet und geschleudert, und die Bienenwanderungen für neue Sorten beginnen. Dann folgt das Auffüttern der Bienen mit Biozuckerwasser.
"Letztendlich nehmen wir den Bienen nur zehn Prozent ihres Honigs weg. Den Rest verbrauchen sie selbst", beteuert Marcel Willared. Die Bienen verwenden den Honig als Energielieferant, zum Beispiel zum Klimatisieren.
Auch die Behandlung der Bienenstöcke gegen die Varroamilbe gehört zum Alltag der Imkerfamilie. Im Winter kümmert sich die Imkerei auch um die Produkte für den Verkauf. So füllen sie den Honig ab, stellen Wachskerzen her und entwickeln neue Produkte. Das Sortiment des "Honiglädchens" ist groß: Inzwischen verkauft die Bio-Imkerei unter anderem auch Honige mit Ingwer, Marzipan und Zimt oder Apfelhonigwein.



