Pläne für Bauschlosserei sorgen für Unmut
Die Anwohner sind enttäuscht über die Genehmigung der Mehrfamilienhäuser in der Wettersdorfer Straße.

Walldürn. (rjs) Als rund 20 Bürger am Dienstagabend das "Haus der offenen Tür" verließen, machten sie aus ihrer Verärgerung keinen Hehl. "Unsere Interessen spielen da drinnen überhaupt keine Rolle", lautete einer der Vorwürfe, die enttäuschte Anwohner der Hebelstraße, Goethestraße, Schillerstraße und Wettersdorfer Straße in den Raum stellten.
Zuvor hatten sie in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) mitverfolgt, wie das Gremium einstimmig das gemeindliche Einvernehmen für ein Bauvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Bauschlosserei Günther an der Ecke Wettersdorfer Straße/Hebelstraße erteilte.
Auf der bisher gewerblich genutzten Fläche will ein Investor die bestehenden Hallen abreißen und stattdessen zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 16 Wohnungen und Tiefgarage errichten. Die mehrgeschossigen Gebäude mit Satteldach sollen jeweils 23,6 Meter lang und 12,8 Meter breit werden. Zudem ist ein 25 Quadratmeter großer Carport mit Flachdach vorgesehen.
Nach Auffassung der Anwohner fügt sich das Bauvorhaben nach wie vor nicht in die Umgebung ein. Sie befürchten erhebliche Beeinträchtigungen der Wohnqualität bis hin zum Wertverlust für ihre eigenen Immobilien.
Ganz ähnlich hatten das die Mitglieder des ATU in ihrer Sitzung im Januar 2022 in der Nibelungenhalle gesehen. Die damals vorliegende Planung verwarfen sie in Bausch und Bogen, weil sie zahlreichen Befreiungen von den Festsetzungen im Bebauungsplan hätten zustimmen müssen, um das Projekt zu ermöglichen. Der Investor reize die Grenzen des Machbaren zu weit aus, lautete die Begründung für das mit zehn zu drei Stimmen überaus deutlich ablehnende Votum.
Dass die zwischenzeitlich überarbeiteten Pläne alle Baugrenzen einhalten, teilte Klaus Müller, Sachgebietsleiter im Bauamt, am Dienstag auf Nachfrage aus dem Gremium mit. Geringfügige Abweichungen vom Bebauungsplan gebe es nur noch bei der Ausführung der Gaupen über den Eingängen und beim Aufzug. Statt Sattel- sollen sie Flachdächer erhalten.
Eine gewisse generelle Skepsis ließen die Redner der Fraktionen dennoch durchblicken. Steffen Ullmer (CDU), Rolf Günther (SPD) und Jürgen Schmeiser (DCB) sprachen sich für die Durchführung eines Beweissicherungsverfahrens auf Kosten des Investors aus. Aufgrund des felsigen Untergrunds könnten als Folge von Tiefbauarbeiten Nachbargebäude beschädigt werden, so die Sorge im Gremium.
Deshalb müsse der Zustand der Gebäude vor Baubeginn dokumentiert und somit Rechtssicherheit für alle Beteiligten geschaffen werden. "Das sehen wir genauso. Das ist auch im Sinne des Bauherren", konstatierte Bürgermeister Markus Günther. Verbindlich fordern könne der ATU eine solche Auflage allerdings nicht, erklärte Klaus Müller.
Der Baurechtsbehörde werde man jedoch einen entsprechenden Hinweis geben. Ob der Investor ein Einvernehmen mit den Anwohnern hergestellt habe, gehe aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor. "Dazu ist uns nichts bekannt", entgegnete Klaus Müller auf Nachfrage von Jürgen Schmeiser.
Einen vorläufigen Schlussstrich zogen die Ausschussmitglieder auch unter ein Vorhaben, das im April schon einmal Thema im ATU war. Mit zehn Ja-Stimmen und drei Enthaltungen erteilten sie das gemeindliche Einvernehmen für den Bau einer überdachten landwirtschaftlichen Anlage zur Behandlung von Nutz- und Wildtieren auf einem Grundstück im Gewann "Steinig" in Gottersdorf. Der Anbau an ein bestehendes Gebäude soll 25 Meter lang und 6,4 Meter breit werden.
Welchem Zweck das Gebäude samt Bewegungsfläche dienen soll, wurde in der Sitzung nicht klar. "Wir sind genauso schlau wie beim letzten Mal", sagte Rolf Günther. Zur Nutzung sei immer noch nichts bekannt. Außerdem wollte er wissen, ob mit dem Bau bereits begonnen worden sei und die Arbeiten zwischenzeitlich eingestellt wurden. "Eine Schlitzmauer wurde errichtet", bestätigte Klaus Müller.
Zur geplanten Nutzung könne er nichts Konkreteres aus den vorliegenden Unterlagen der Baurechtsbehörde entnehmen. "Mehr haben wir nicht", so der Sachgebietsleiter. Für die Entscheidung spiele das auch keine Rolle, betonte Bürgermeister Markus Günther. "Dann brauchen wir als Gremium auch gar nicht mehr nachfragen, wenn wir keine Antwort bekommen", entgegnete Rolf Günther.
Reine Formsache war schließlich die Vergabe verschiedener Aufträge zur Sanierung der Grundschule in Walldürn. Für 43.898 Euro führt die Firma Pfeuffer aus dem Grünsfelder Ortsteil Zimmern die Sandsteinarbeiten im Außenbereich aus. Die Glasfugen als Abdichtung zwischen dem neuen Aufzugsschacht aus Beton und der denkmalgeschützten Sandsteinfassade baut die Firma Hestermann aus Mosbach zum Preis von 75.295 Euro ein.
Einstimmig fiel der Beschluss bezüglich der Planung der Kanalisation für den Bau des Regenüberlaufbeckens 7 in der Prügelgasse aus. Die Ingenieursleistungen übernimmt das Büro Walter Ingenieure (Tauberbischofsheim) zum Preis von 37.829 Euro. Für den Bau des Regenüberlaufbeckens hat die Stadt Walldürn nach Auskunft von Bürgermeister Markus Günther eine Zuwendungsbestätigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe in Höhe von 431.600 Euro erhalten.