Walldürn

Peta fordert Kastrationspflicht von Freigängerkatzen für Walldürn

Eine kontroverse Tierrechtsorganisation ruft die Stadt zum umgehenden Handeln auf. Das Rathaus zweifelt derweil die Erhebung an und will die Zahl erst verifizieren.

24.08.2022 UPDATE: 24.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Heimatlose Katzen sterben häufig einen frühen Tod. Eine Kastrationspflicht kann helfen. Doch gibt es in Walldürn überhaupt einen Bedarf dafür? Symbolfoto: getty

Walldürn. (jam/pm) Die Tierrechtsorganisation Peta, die in der Vergangenheit mit kontroversen Kampagnen heftige Kritik hervorgerufen hat, fordert die Stadt Walldürn dazu auf, eine Kastrationspflicht für heimatlose Katzen einführen. Laut Peta gibt es "eine Überpopulation und massives Leid von heimatlosen und kranken Katzen in Walldürn". Im Rathaus ist man jedoch skeptisch, ob diese Einschätzung der Realität entspricht. "Dass angeblich 40 Katzen herrenlos in Walldürn herumspazieren, kann ich nicht nachvollziehen", erklärt Bürgermeister Markus Günther auf Nachfrage der RNZ. "Wir müssen erst eigene Erhebungen machen, um diese Zahl zu verifizieren." Sollte sich dabei zeigen, dass es Handlungsbedarf gibt, werde die Verwaltung das Thema dem Gemeinderat vorlegen.

Bei Peta hat man es dagegen eiliger. Fachreferentin Monic Moll fordert: "Die Stadt Walldürn muss das Thema endlich auf die Agenda setzen und den Tieren helfen." Bei der Tierschutzorganisation scheint es keinen Zweifel an der Zahl zu geben. Sie sieht die Katzen in Walldürn oftmals Krankheit, Leid und dem frühen Tod ausgesetzt. "Weil die Tiere nicht kastriert sind, werden seit Jahren unkontrolliert Katzen geboren, die kein Zuhause haben", heißt es in einer Pressemitteilung. Der Tierrechtsorganisation zufolge spitze sich die Lage ebenso in den umliegenden Kommunen weiter zu. Die Aktivisten zeichnen sogar ein Szenario vor, in dem "bald Jäger auf die Katzen angesetzt werden und diese erschießen dürfen".

Von solchen Überspitzungen hält Bürgermeister Günther wenig. Er ist überzeugt – und spricht selbst als Katzenbesitzer: "Viele freilaufende Katzen in Walldürn sind entsprechend sterilisiert oder kastriert."

Dass die Einführung einer Kastrationspflicht das Leid heimatloser Katzen verringert, ist kaum kontrovers. So appelliert zum Beispiel die Bundestierärztekammer regelmäßig an Katzenhalter, ihre freilaufenden Tiere kastrieren zu lassen, um das Elend verwilderter Katzen einzudämmen. "Leider sind viele Katzenhalter noch der Meinung, eine Kastration sei Tierquälerei und gegen die Natur des Tieres, weil man ihm den Geschlechtstrieb und das Mutterdasein nimmt. Doch für Tiere bedeutet der Geschlechtstrieb vor allem Stress", erklärt Prof. Dr. Theo Mantel, der frühere Präsident der Bundestierärztekammer.

Dementsprechend fordert Peta den Bürgermeister auf, lokale Tierschutzvereine und Tierheime zu unterstützen und Kastrationsaktionen anzubieten. "Dies ist dringend notwendig, um dem Leid der Tiere entgegenzuwirken", so die Tierschützer. "Etwa zwei Millionen heimatlose Katzen führen ein trauriges Leben auf deutschen Straßen. Katzen sind domestizierte Tiere, die ohne menschliche Fürsorge aufgrund von Krankheiten oder Unfällen häufig frühzeitig und qualvoll sterben", erklärt Peta-Fachreferentin Monic Moll.

Die Kastrationspflicht kann seit 2013 aus Tierschutzgesichtsgründen erlassen werden. Die Landesregierungen sind ermächtigt, Maßnahmen zur wichtigen Populationskontrolle freilebender Katzen zu treffen und Gebiete mit sogenannten Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnungen festzulegen, um die hohe Zahl heimatloser Katzen zu verringern. Zudem dürfen sie diese Ermächtigung auf andere Behörden übertragen, auch an die Kommunen. In Bayern existiert bereits eine solche Ermächtigung.

Mittlerweile haben sich laut Peta in Deutschland bereits mehr als 1000 Städte und Gemeinden für die Kastrationspflicht entschieden. "Eine Kastrationspflicht für alle Freigängerkatzen würde das Leid unzähliger verwilderter Katzen verhindern. Zudem sinkt durch den Eingriff das Krebsrisiko, und die Lebenserwartung der Tiere steigt: Bei Katzendamen erhöht sie sich um bis zu vier und bei Katern sogar um bis zu fünf Jahre", teilt die Tierrechtsorganisation mit.

Heimatlose Katzengruppen können dem örtlichen Tierheim oder Katzenschutzverein gemeldet werden, informiert Peta. Tierheime und Tierschutzvereine sind jedoch nach eigenen Angaben mit dem Problem herrenloser Katzen zunehmend überfordert, wie die Bundestierärztekammer mitteilt.

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