Vortrag in Eberbach

Warum die Energiefrage vor allem eine Speicherfrage ist

Solarpionier Josef Jenni referiert in der Stadthalle. Die Energiewende beruht auf dem sinnvollen Zusammenspiel verschiedener Möglichkeiten.

08.10.2022 UPDATE: 08.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Von Marcus Deschner

Eberbach. "Die Energiewende ist vor allem eine Speicherfrage", stellte Josef Jenni am Donnerstagabend in der Stadthalle klar. Der aus dem schweizerischen Oberburg stammende Elektroingenieur referierte eine Stunde lang vor einem gut 70-köpfigen Publikum, unter das sich auch Bürgermeister Peter Reichert und einige Gemeinderäte gemischt hatten, zum Thema "Die Wärme-Wende". Er legte den Schwerpunkt dabei auf solare Wärme. Namens der einladenden Stadt Eberbach begrüßte Klimamanager Anton Fleischmann die Gäste und führte kurz in das Thema ein. Dabei wurde schnell deutlich, dass die Sonne eine unerschöpfliche Energiequelle darstellt. In einem Kurzfilm wurden auch die verschiedenen Möglichkeiten, Solarthermieanlagen auf Dächern zu montieren, erläutert.

Der Schweizer Elektroingenieur Josef Jenni. Foto: Marcus Deschner

Mit vielen Grafiken und Bildern untermauerte Josef Jenni in bestem Schwyzerdeutsch, das in den hinteren Reihen teils schwer zu verstehen war, seinen Vortrag. Dabei unterstrich er, dass eine funktionierende Energiewende nicht nur auf einer einzigen Technologie, sondern einem sinnvollen Zusammenspiel verschiedener Möglichkeiten beruht. Es müssten die physikalischen Rahmenbedingungen ausgenutzt und akzeptiert werden. Ganzheitliches Denken sei gefragt. "Wunder und Illusionen helfen nicht weiter". Die beiden ersten und wichtigsten Stützen seien die Nutzung der solaren Wärme und die Erzeugung solaren Stroms.

Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der mittlerweile 68-Jährige, der eigenen Angaben zufolge mit "null" angefangen hat, in seinem 70 Mitarbeiter beschäftigenden Unternehmen hauptsächlich mit dem Bau von Solarspeichern. Demgemäß richtet sich das Hauptaugenmerk der Jenni Energietechnik AG auf das Speichern von Energie. "Wir sind alle energiesüchtig", sagte der international anerkannte Solarpionier und verglich das Ganze mit einem Drogensüchtigen, der immer mehr "Stoff" braucht. Mit einem Kraftakt könne man aber "suchtfrei" werden, meinte er mit einem Ausblick auf die erneuerbaren Energien. "Das ist freilich kein Spaziergang", schob er aber sogleich hinterher und empfahl, möglichst nur mit der Kraft der Sonne zu heizen.

Allerdings: "Die Energiewende ist ein Januar-Problem, keines im August", betonte er angesichts der unterschiedlichen Sonnenstrahlen-Intensität. Etwa 30.000 Anlagen habe seine Firma, in der mittlerweile schon die zweite Generation am Ruder ist, gebaut. Die erste Anlage entstand laut Jenni im Jahr 1975. In einem Film zeigte er die verschiedenen Produktionsschritte mit Maschinen, "die nahezu hundert Prozent Eigenbau sind". Neben der Mechanisierung sei aber auch viel Handarbeit gefragt. Jenni stellte die unterschiedlichen Anlagetypen vor und erklärte auch die Kostenseite.

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Rund 70 Zuhörer lauschen den Ausführungen des Solarpioniers. Foto: Marcus Deschner

Belächelt worden sei er, als er Ende der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts den Bau eines Einfamilienhauses, das ausschließlich mit Solarenergie beheizt wird, angekündigt habe. Die Anlage laufe heute noch zur vollen Zufriedenheit der Bewohner. 2007 sei sogar ein Mehrfamilienhaus auf diese Art entstanden. Etliche Nachfolgeprojekte habe er auch in Deutschland realisiert. Wobei die Speicher teilweise ein Fassungsvermögen von bis zu 250 Kubikmetern hätten. "Beim Transport brauchen wir die ganze Straße und mit Polizei", zeigte er anhand eines auf die Leinwand projizierten Bildes. "Das Haus der Zukunft wird mit Sonne beheizt", gab er sich überzeugt und verwies auf seine vollen Auftragsbücher. Man komme mit dem Anlagenbau derzeit kaum nach. Und er sei keinem neidisch, der als Wettbewerber in der gleichen Branche auftrete. "Es müssten viel mehr Leute auf diesem Feld tätig sein".

"Am besten umsetzbar ist die Energiewende über eine ökologische Steuerreform", wurde das ehemalige Mitglied des Großen Rates des Kantons Bern, was in Deutschland etwa einem Landtagsabgeordneten entspricht, zum Schluss seiner Ausführungen etwas politisch. Etwa ein Dutzend Fragen gab’s anschließend von Publikumsseite. Beispielsweise, welche "Lebenszeit" ein Speicher hat, ob man ein solches System in eine bestehende Anlage integrieren kann oder was man mit einem im Sommer entstehenden Wärmeüberschuss macht.

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