Haag soll seine Mountainbikeanlage bekommen
Der Schönbrunner Stadtradeln-Aktivist Franz Altmann engagiert sich auf vielen verschiedenen Feldern des Radsports.

Von Peter Bayer
Schönbrunn. Zum Gesprächstermin vor dem Schönbrunner Rathaus kommt Franz Altmann – natürlich – mit dem Rad. Dass er 40 Kilometer von Haag über Meckesheim nach Schönbrunn hinter sich hat, sieht man dem fast 68-Jährigen nicht an. "Morgen geht’s nach St. Leon, das Enkelkind hat Geburtstag", kündigt er die nächsten 100 Kilometer an. Beide Strecken notiert er für sein Team. Sein Team, das ist jetzt die Gemeindeverwaltung Schönbrunn, für das er im Rahmen des Stadtradelns in die Pedale tritt. "Wir wurden von der Gemeinde eingekauft", sagt er und schmunzelt dabei. Die letzten zwei Jahre hatte der TTC Haag bereits mit fünf Leuten im Rhein-Neckar-Kreis teilgenommen.
Franz Altmann ist nicht nur Tischtennisspieler und Vorsitzender des TTC Haag, er ist auch begeisterter Radfahrer, seit er 1995 vom Motorrad aufs Rennrad umgestiegen ist. Grund dafür war ein Bandscheibenvorfall, wie der ehemalige Polizist sagt. Angefangen hat er mit einem Rennrad auf der Straße. Doch der viele Verkehr und die Nähe zu den Autos haben ihm "nicht so behagt". Also ist er auf ein einfaches Mountainbike umgestiegen. Kurz nach der Jahrtausendwende hat er bei der Polizei in Heidelberg "Dienstsport Mountainbike" gemacht. Beim TTC Haag hat er vor drei Jahren die "Mountainbike-Kids" ins Leben gerufen.
Die Idee hatte sein Sohn. "Papa, wir gründen einen Mountainbikeclub!" Zuerst hatte Franz Altmann es nicht so ernst genommen. "Aber je länger ich mir Gedanken darüber machte, desto interessanter fand ich es", erinnert er sich. Mit drei Kindern hat er angefangen – jetzt sind es bereits 40. "In der Coronazeit war für die Kinder das Gute, dass sie sich draußen an der frischen Luft bewegen konnten." Von Juni bis September sind sie immer gefahren, dann war wieder Schluss.
Erst am vergangenen Sonntag ist er mit den Kids nach Epfenbach zur Trainingsanlage gefahren. Die weiten Wege dorthin und vor allem wieder zurück stören ihn dabei ein wenig. "Wenn die Kinder erschöpft sind, müssen sie immer noch zurückfahren." Seine Versuche, eine Trainingsanlage im Ort anzulegen sind bislang gescheitert. Doch er bleibt dran, hat bereits einen Vor-Ort-Termin mit dem Naturpark Odenwald. "In meinem Leben will ich es noch schaffen, dass Haag eine Mountainbikeanlage bekommt", hat er ein Ziel vor Augen.
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Auch fürs Stadtradeln hat er sich Ziele gesetzt. Mit der Mannschaft will er Platz eins in der internen Schönbrunner Wertung schaffen. "Das Team ist zahlenmäßig stark, es sind viele unterwegs", ist er optimistisch. Von den zwölf Mitgliedern waren bereits acht aktiv, haben in den ersten drei Tagen bereits 615 Kilometer zurückgelegt. Er selbst peilt in den drei Wochen 800 Kilometer an, die er zurücklegen will.
Wenn der Haager Touren für sich plant, dann sind es anspruchsvolle, die Spaß machen. So legt er bei 50 Kilometern schon einmal 1400 Höhenmeter zurück. "Das ist dreimal der Königsstuhl", sagt er. Doch der Pensionär mit einem Minijob schwingt sich auch gerne mal spontan aufs Rad. "Wenn ich frei habe und bei schönem Wetter beim Kaffee sitze, fahre ich schon mal spontan auf den Katzenbuckel oder den Königsstuhl."
Vor drei Jahren ist er auf ein E-Bike umgestiegen. "Ich bräuchte es auch heute noch nicht", sagt der 67-Jährige. Der Zeitfaktor habe jedoch den Ausschlag gegeben. Wofür er jetzt dreieinhalb Stunden braucht, würde er sonst gut fünf Stunden benötigen. Außerdem gehe es in Haag und Schönbrunn zwar den Berg runter, aber danach auch wieder hoch. "Das muss nicht mehr sein", sagt er. Nach der zweiten Fahrt habe er sich vorgenommen das E-Bike wieder zu verkaufen. "Gott sei Dank habe ich es nicht gemacht", ist er froh, den spontanen Entschluss nicht gleich umgesetzt zu haben.
Dass die Teilnahme Schönbrunns am Stadtradeln positive Auswirkungen hat, davon ist Franz Altmann überzeugt. "Ich glaube schon, dass viele mehr Rad fahren werden als vorher. Sie brauchen einen Anstoß, sich zu überwinden. Der kann das Stadtradeln sein." Wenn auch nicht bei jedem der Klimaschutz im Vordergrund stehen mag, gibt es doch Gründe, öfter mal das umweltschonende Zwei- statt das umweltbelastende Vierrad zu nehmen.
"Es hilft, die Gesundheit zu erhalten und es macht Spaß", sagt Altmann. Und so ganz nebenbei hilft’s dann doch auch noch dem Klima.