Rathaus-Umbau, Baugebiete und Co.

Fahrenbach gehen "die Aufgaben nicht aus"

Der Rathausumbau ist eine "Mammutaufgabe". Dazu kommen Baugebiete in allen drei Orten und die Frage, ob aus der Dorfscheune ein Treffpunkt werden soll.

22.03.2022 UPDATE: 23.03.2022 06:00 Uhr 6 Minuten, 8 Sekunden
Mit 22 Jahren Amtszeit ist Jens Wittmann nach Buchens Bürgermeister Burger der zweitdienstälteste Rathauschef im Neckar-Odenwald-Kreis. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Fahrenbach. Bevor es mit den Corona-Widrigkeiten losgeht, verweist Jens Wittmann erst einmal auf einige positive persönliche Höhepunkte des vergangenen Jahres. So feierte der nach Buchens Bürgermeister Roland Burger zweitdienstälteste Rathauschef des Landkreises seinen 50. Geburtstag und wurde auch noch Opa. Es sei zudem "ein kleiner Meilenstein" gewesen, das halbe Jahrhundert Erdendasein zusammen mit seiner gleichaltrigen Frau "im Doppelpack" begehen zu können.

Doch auch im neuen Jahr wird dem erfahrenen Kommunalpolitiker garantiert nicht langweilig werden. Davon zeugen bereits Kartons in den Rathausfluren. Bevor das Rathaus saniert, vergrößert und energetisch ertüchtigt wird, wandert die achtköpfige Belegschaft übergangsweise ins Dorfgemeinschaftshaus. Hier musste man bereits die erste Kostensteigerung schlucken. Sollte die Maßnahme ursprünglich 1,1 Mio. Euro kosten, so geht man derzeit von 1,5 Mio. aus. Was sich sonst noch alles so tut in den drei Ortsteilen, darüber informierte Wittmann.

Fahrenbach wächst

Drei neue Baugebiete stehen ganz oben auf der Agenda. Bis in den Odenwald sei der Bad Wimpfener "Lidl-Effekt" zu spüren, sprich die Nachfrage nach günstigen Bauplätzen bleibt unvermindert stark. Für sämtliche Baugebiete entschloss sich die Gemeinde, eine "Erschließungsträgerschaft" durch die KE/LBBW abzuschließen. Das bedeutet, dass sämtliche Arbeiten bis zur Abrechnung durch die LBBW erfolgen. Zwar sei dies mit zusätzlichen Kosten verbunden, aber letzten Endes, so Wittmann, entlaste es de facto auch die Gemeindekasse. Denn während die LBBW erschließt, erwarte man auch eine Refinanzierung durch günstigere Ausschreibungen. Wie in vielen anderen Gemeinden auch, übernimmt Fahrenbach am Ende die fertigen Bauplätze. Bereits bei der Erschließung des Fahrenbacher Baugebiets Bierkeller III habe man damit "sehr gute Erfahrungen" gemacht.

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Im Baugebiet Feldbrunnen 2 sollen 38 Bauplätze entstehen. Der Start der Erschließungsarbeiten ist für Sommer geplant. Foto: Peter Lahr

Im aktuellen Baugebiet Feldbrunnen II sollen 38 Bauplätze entstehen. "Die Erschließungsplanung ist abgeschlossen. Die Arbeiten werden demnächst durch die LBBW ausgeschrieben und vergeben. Start der Arbeiten soll im Sommer sein, die Bauzeit etwa anderthalb Jahre dauern", schätzt Wittmann.

Deutlich mehr Geduld ist im Roberner Mühlweggewann nötig. Im Zuge der Offenlegung für das 24 Bauplätze umfassende Areal meldete sich das Regierungspräsidium. Da die Hälfte des Gebiets in einem regionalen Grünzug liegt, muss die Gemeinde ein zeitintensives "Zielabweichungsverfahren" initiieren. Zudem, so Karlsruhe, seien die Planungen größer als der tatsächliche Bedarf. "Die bisherigen Reservierungen sagen jedoch etwas anderes", widerspricht der Bürgermeister. Derzeit sei man mit den entsprechenden Stellen "im Austausch", um neue Grundlagen zu erstellen.

Eher technische Probleme sorgen beim Trienzer Steigenwäldchen für Verzögerungen bei der Erschließung der ursprünglich 32 geplanten Baugrundstücke. Die Ableitung der Kanalisation war über die Rainstraße vorgesehen. Doch vor Ort zeigte sich, dass der bestehende Kanal weder groß genug noch baulich in einem geeigneten Zustand war, um Einleitungen von dem erwarteten Umfang aufzunehmen. "Ergo muss der Kanal in der Rainstraße zuerst erneuert werden. In diesem Zuge soll auch gleich die Wasserleitung neu verlegt werden. Die Komplettsanierung der Rainstraße muss also der Erschließung des Baugebietes vorgezogen werden", erläutert Wittmann. Um aber den örtlichen Bedarf an Bauflächen zeitnah decken zu können, will man in der nächsten Gemeinderatssitzung einen neuen, reduzierten Aufstellungsbeschluss fassen. Damit sollen zunächst 15 Bauplätze über das bisherige Kanalsystem erschlossen werden.

Neue Nutzung für alte Scheune

Bereits vergangenes Jahr fertiggestellt wurde die Fahrenbacher Innerortserschließung. Derzeit gebe es zwar Reservierungsanfragen bezüglich der vier Bauplätze für Einfamilienhäuser, zu denen dann noch ein Mehrfamilienhaus dazukommen soll. "Es wird derzeit aber noch nicht vermarktet", beschreibt Wittmann die aktuelle Situation. Etwas ganz Besonderes plant der Bürgermeister mit der vor Ort bewusst stehen gelassenen Dorfscheune. Hier könnte eine zentrale Begegnungsstätte eine neue Heimat finden. Auch das Rote Kreuz oder der Heimatverein könnten hier aktiv werden, etwa Spielenachmittage veranstalten oder zu einem Vereinsstammtisch einladen. Denn derzeit gebe es ja keine Gaststätte mehr. Eine Grundsatzentscheidung darüber, wie es hier weitergehen soll, erwartet der Bürgermeister von der Klausurtagung des Gemeinderats im März. Denn klar sei bei allem Wunschdenken: "Es muss auch sauber finanziert sein."

Finanziell im grünen Bereich

Apropos Finanzen. "Da steht Fahrenbach derzeit gut da – noch." In den vergangenen Jahren, so der Rathauschef, habe man eine konsequente Sparpolitik umgesetzt, um für die kommenden, finanzintensiven Herausforderungen gewappnet zu sein. "Leider fällt uns dies jetzt teilweise auf die Füße." Denn aufgrund der aktuellen finanziellen Situation sei die Gemeinde bei der Zuschussgewährung für etliche geplante Großbaumaßnahmen außen vor.

Glücklicherweise seien die meisten Vereine bislang – zumindest finanziell – halbwegs gut durch die Pandemiezeit gekommen, zeigt sich Wittmann erleichtert. Auch wenn die persönlichen Kontakte allen fehlen. Besonders zu kämpfen hätten jedoch die musischen Vereine; die Chöre leiden schlicht an Überalterung. Kreativität in der Krise bewiesen die Vereinsaktiven etwa mit einem Schlachtfest "to go". Und es spreche für den Zusammenhalt, dass der Weihnachtsmarkt zwar zum zweiten Mal in Folge ausfallen musste, aber dennoch rund 10.000 Euro an Spendengeldern generiert werden konnten; etwa durch eine Tombola und den Verkauf von Dosenwurst. Beim Fahrenbacher Weihnachtsmarkt handelt es sich um eine Art Chefsache. Denn Jens Wittmann engagiert sich persönlich in dem zwölfköpfigen Verein. "In den bislang 27 Weihnachtsmärkten konnten wir über 300.000 Euro Spendengelder ausschütten. Der Erlös geht an Fahrenbacher Familien, die unverschuldet in Not geraten sind", bilanziert Wittmann die bisherige Erfolgsgeschichte. Nun hoffen die Verantwortlichen auf eine Neuauflage in alter Form im Laufe des Jahres.

Derzeit geschlossen ist das Jugendhaus. Da keine speziellen Gemeindeangebote existieren, treffen sich die Jugendlichen eben "an ihren Stellen" im Ort. "Solange sie sich ordentlich verhalten, ist das okay", findet der Bürgermeister. Für die Senioren engagieren sich vor allem Kirche und Vereine, organisieren lose Zusammenkünfte. In Trienz musste das Seniorenturnen wegen Corona eingeschränkt werden. In Robern hofft man, 2022 das "Jahr der Dorfgemeinschaft" feiern zu können. Vom Hähnchenessen bis zum Altennachmittag soll das Programm reichen, bei dessen Gestaltung sich auch der Ortschaftsrat aktiv einbringe.

Gute Nahversorgung

"Es ist viel passiert", fasst Jens Wittmann seine mittlerweile 22 Jahre als Bürgermeister zusammen. Bei der Infrastruktur habe man gemeinsam "tolle Dinge" erreichen können; Stichwort: Infrastruktur, Nahversorgung und Dorfgemeinschaftshäuser. Zwar habe es seinerzeit "viel Überzeugungsarbeit" gekostet, den Netto-Markt nach Fahrenbach zu holen. Doch es habe sich für alle gelohnt: "Die Gewinne übertrafen die Erwartungen der Investoren und Betreiber. Es läuft top", freut sich Wittmann über die gute Nahversorgung: "Es ist alles vorhanden, Zahnarzt, Arzt und Tankstelle, Kindergarten und Schule." Allerdings macht Wittmann auch einen schleichenden Wandel aus: "Jeder guckt mehr auf seine Geschichten." Ein eher kreisweit zu beobachtendes Phänomen seien die wilden Müllablagerungen, die auch rund um Fahrenbach für Ärger sorgten.

"In einer kleinen Gemeinde geht der Bürger halt zum Bürgermeister", beschreibt er dagegen eine recht ortsspezifische Tatsache. Zog er doch als Dreijähriger hierher und wuchs hier auf. "Ich bin mit 80 Prozent der Bevölkerung per Du. Das so ausgedrückte Vertrauen ist toll", findet Wittmann. Dass man ihn nicht nur in bürokratischen Angelegenheiten um Rat fragt, findet er ganz normal. Er hat ja immerhin lange damit geliebäugelt, Theologie zu studieren, bevor er die Verwaltungslaufbahn einschlug.

Auch wenn die nächste Bürgermeisterwahl erst 2024 stattfindet, blickt Jens Wittmann voller Schaffensdrang in die Zukunft: "Die Aufgaben gehen nicht aus", lautet seine Überzeugung. Man sei auf einem guten Weg, etwa was das Miteinander der drei Orte angehe. Anstelle eines Kirchturmdenkens sehe er hier viel An-einem-Strang-Ziehen. Wobei er auch stets die Ausgewogenheit, die Balance, ganz bewusst im Blick behalte. Das Bild von der Waagschale gefällt dem bekennenden Gerechtigkeitsfanatiker Wittmann sowieso. Alles in allem findet er den Slogan eines Planers absolut passend: "Fahrenbach, eine kleine Gemeinde, in der man gut alt werden kann."


Wer macht was bei der Gemeinde?

Monika Klotz ist langjährige Leiterin des Kommunalen Kindergartens

"Jeder Tag ist eine Herausforderung. Man muss sehr flexibel sein und gucken, dass es miteinander passt." So beschreibt Monika Klotz die aktuelle Lage am Fahrenbacher Kindergarten. Die Pandemie greift hier schon lange in den Alltag ein: Welche Erzieherinnen, welche Kinder sind krank? Welche sind in Quarantäne? Wie kann man den Betrieb weiterlaufen lassen? Welche neuen bürokratischen Vorgaben müssen umgesetzt werden? Antworten darauf findet Monika Klotz immer wieder aufs Neue – zusammen mit ihrem Team und dem Rathaus.

Monika Klotz. Foto: Lahr

Gut, dass sie schon auf über vier Jahrzehnte Berufserfahrung zurückblicken kann; die letzten elf Jahre als Leiterin des kommunalen Kindergartens. Dabei erlebte Klotz einige Veränderungen hautnah mit. Begann sie mit 40 Kindern, so besuchen heute doppelt so viele Kinder die Einrichtung. Derzeit kümmern sich 15 Erzieherinnen mit unterschiedlichen Deputaten um die Kleinen. Von drei Gruppen ist der Kindergarten auf fünf Gruppen angewachsen – darunter zwei Kleinkindergruppen. "Wir müssen die Berufstätigkeit der Eltern und besonders der Mütter stärker berücksichtigen", skizziert Monika Klotz eine Entwicklung der letzten Jahre.

Auch wenn 1997 ein kommunaler Kindergarten die beiden konfessionellen Tagesstätten ablöste, feiere man weiterhin alle Hochfeste im Jahreslauf. Ob Fastnacht oder Fronleichnam, Ostern, Weihnachten oder Nikolaus: "Das gehört zum Alltag der Kinder dazu. Das darf man den Kindern nicht verschließen", unterstreicht Klotz.

Wenngleich sie für Leitungsaufgaben eigentlich 100-prozentig freigestellt wäre, war Monika Klotz bis vor Kurzem jeden Tag in einer Gruppe; mittlerweile kompensiert sie nur noch Krankheitsausfälle. Ganz ohne den Kontakt zu Kindern kann sie einfach nicht. Ihr Hauptaugenmerk richtet Klotz auf die Organisation des Betriebs, die Kommunikation mit den Eltern sowie das Dokumentieren, das immer mehr Raum einnehme.

"Ein guter Draht zu den Kindern ist das Wichtigste", umschreibt Monika Klotz die Grundvoraussetzung für den Beruf der Erzieherin, des Erziehers. "Wir nehmen das Kind so an, wie es ist. Jedes Kind darf so sein, wie es ist – dann wird es entsprechend gefördert." Schön sei es, die ehemaligen "Kinder" nach Jahren mal wiederzusehen und zu erfahren, was aus ihnen geworden ist.

Ganz wichtig für eine erfolgreiche Arbeit, so die Expertin, sei zudem die gute Kooperation mit dem Träger. "Im Rathaus finde ich immer ein offenes Ohr", betont Monika Klotz. "Wir schaffen supergut zusammen", gibt der Bürgermeister "die Blumen" zurück. (lah)

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