Tarif-Einigung zwischen IG Metall und AZO Global Product Center
220 Beschäftigte waren in den Warnstreik getreten, nachdem das Unternehmen die Produktion in einen Betrieb ohne Tarif verlegt hatte.

Der Warnstreik hat gewirkt. Foto: Andreas Hanel
Osterburken. (pm) Seit Monaten verhandelte der Betrieb AZO Global Product Center in Osterburken mit der IG Metall in Tauberbischofsheim über einen Tarifvertrag für die rund 220 Beschäftigten. Am Mittwoch letzter Woche wurde nach Aktionen und Warnstreik ein Ergebnis erzielt.
Die Firma AZO hatte Anfang des Jahres die Produktion und angegliederte Abteilungen ausgegliedert in eine eigene AZO Global Product Center GmbH. Damit waren die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nicht mehr per Tarifvertrag geregelt. Bereits im Zuge des Betriebsübergangs diskutierten die IG- Metall-Mitglieder immer wieder die Frage des Tarifvertrages und so starteten am 27. März die Tarifverhandlungen. Die Forderung der IG Metall lautete "Heranführung an 100 Prozent Fläche der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg".
Die Verhandlungen verhärteten sich beim Thema der Entgeltheranführung. Während der Arbeitgeber stets eine Heranführung nur an 90 Prozent der Flächenentgelte über viele Jahre verteidigte, verfolgte die IG Metall das Ziel der 100 Prozent Entgeltlinie der Fläche Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Als nach neun Verhandlungsrunden immer noch keine Annäherung in Sicht war, rief die IG Metall zunächst während der Mittagspause zu einer Aktion direkt vor dem Werkstor auf. In zwei Kundgebungen berichtete Birgit Adam von der IG Metall über den Stand der Verhandlungen, und die Beschäftigten machten ihrem Unmut Luft.
Bis 1. Juli 2030 bei 100 Prozent Fläche
Aber auch der anschließende 10. Juli brachte noch nicht die erhoffte Bewegung in den Verhandlungen, und so rief die IG Metall am 18. Juli um 11 Uhr zum Warnstreik auf. Für diesen Tag stand ab 11 Uhr die Produktion. Direkt vor den Toren der Geschäftsführungsbüros forderten die Streikenden 100 Prozent Fläche.
Am Mittwoch wurde dann verhandelt bis spät in die Nacht. Um ca. 2 Uhr war die Einigung erzielt. Bis in spätestens sieben Jahren, bis zum 1. Juli 2030, werden die Mitglieder des AZO Global Product Centers bei den Entgelten auf 100 Prozent Fläche angekommen sein. "Den Mitgliedern war klar, dass AZO nicht auf einen Schlag die 100 Prozent zahlen kann, aber mit diesem Tarifergebnis gibt es eine klare Regelung für die Heranführung, jedes Jahr wird es nach komplexer Formel mehr Geld geben, und so wird man in sieben Jahren bei der dann geltenden Fläche angekommen sein, beim Leistungsentgelt übrigens schon 2027", so die Verhandlungsführerin der IG Metall. Neben dem Thema Entgelt wurden weitere Themen geregelt, unter anderem Arbeitszeit, Altersverdienstsicherung, Urlaubsabkommen, Weihnachtsgeld, Tarifvertrag zur Leiharbeit und mobiles Arbeiten. "Nicht erreichen konnten wir die Altersteilzeit, und auch auf die Einmalzahlung des Trafobausteins müssen wir zukünftig verzichten. Und nicht in allen Punkten haben wir 100 Prozent unserer Forderung erreicht. Aber alles in allem sind wir mit diesem Paket der Fläche einen großen Schritt nähergekommen", bestätigt Adam.
Am Dienstag dieser Woche waren die Mitglieder eingeladen, sich das Ergebnis anzuschauen und über Annahme bzw. Ablehnung abzustimmen. Christian Gehrig, Betriebsratsvorsitzender und Tarifkommissionsmitglied bei AZO, berichtet: "Die Mitglieder waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Sie haben schnell verstanden, dass der Gewinn deutlich größer ist als der Verlust, und so gab es eine hohe Zustimmung zu dem Ergebnis und viel Lob für unsere Arbeit." Einige stimmten nicht zu und kritisierten, dass es keine Regelung zur Altersteilzeit gibt. "Wir haben eine gute Altersteilzeitregelung nicht durchsetzen können. Ein Kompromiss, der auch weh tut", bestätigt Adam. Insgesamt sei man aber zufrieden mit dem Ergebnis.
Update: Freitag, 28. Juli 2023, 09.36 Uhr

Beschäftigte der AZO GPC traten in Warnstreik
Osterburken. (ahn) "Und ist das Wetter noch so heiß: Wir wollen 100 Prozent Tarif zum Eis!" Unter diesem Motto traten die Beschäftigten der AZO Global Product Center GmbH & Co. KG (AZO GPC) am Dienstag von 11 bis 19 Uhr in den Warnstreik – inklusive Produktionsausfall. "Auch wenn dies weh tut – es ist Zeit, dass wir den Druck erhöhen", rief Birgit Adam, Gewerkschaftssekretärin IG Metall Tauberbischofsheim, den Beschäftigten zu, die sich um 11 Uhr zu einer Kundgebung in der Daimlerstraße eingefunden hatten.
Bereits am 5. Juli in der Mittagspause protestierten die Beschäftigten der AZO GPC, die Anfang des Jahres ausgegliedert wurde, für eine Angleichung ihrer Entgelte an das Niveau der Fläche – und zwar zu 100 Prozent. Der Arbeitgeber halte weiterhin an seinem Angebot von 90 Prozent fest, wie Birgit Adam informierte. Am heutigen Mittwoch wird erneut verhandelt.
"Wenn die Blockade beim Arbeitgeber nicht fällt, wird es am Donnerstag mit den Warnstreiks weitergehen", so Adam. Abschließend bedankten sich noch der Betriebsratsvorsitzende Christian Gehrig sowie Vertrauenskörperleiter Martin Götz bei den Beschäftigten für die Unterstützung.