Eberbacher Händler distanzieren sich von Schilderaktion
Die nachts aufgestellten Grabkerzen und Kartons mit Aufschriften vor den Geschäften waren schnell abgeräumt. Nun ermittelt die Polizei.

Von Christofer Menges
Eberbach. Eine nächtliche Schilderaktion gibt Rätsel auf: In der Nacht zum Dienstag wurden vor mehreren Geschäften in der Eberbacher Innenstadt und am Rathaus handgeschriebene Schilder und brennende Grablichter aufgestellt. Auf braunen Pappkartons standen Aufschriften wie "Offen ist Alternativlos!","Was kommt nach dem Kurzarbeitergeld?", "Firma geschlossen = Existenz bedroht", "Danke Dass ihr noch offen habt!", "Zwangsschließungen trotz Erfüllung der Auflagen???", "Beweise statt Willkür!" oder auch "Zwangsschließung + Zwangsimpfung?" – vor einem Friseursalon, dem Rathaus, einer Buchhandlung, einem Gemüsegeschäft, einer Apotheke und anderen Läden.
Den Handschriften nach stammten die Aufschriften von unterschiedlichen Verfassern. Die Ladeninhaber selbst waren es aber offenbar nicht. Die Eberbacher Werbegemeinschaft, in der viele Einzelhändler der Innenstadt organisiert sind, distanziert sich von der Aktion. Die Polizei ermittelt.
Eine Zeitungsausträgerin hat die Schilder und Kerzen am Dienstag bei ihrer frühmorgendlichen Runde gegen vier Uhr entdeckt und eine ganze Reihe davon fotografiert. Am Dienstagvormittag waren sie schon wieder verschwunden. Einen Teil hatten die Ladeninhaber selbst abgeräumt, einen Teil sammelte die Polizei ein.
Bereits am Samstag gab es Hinweise auf Grabkerzen und Schilder, die in der Nacht vor Geschäften in der Innenstadt aufgestellt worden waren. Auch diese waren relativ schnell wieder weggeräumt.
Die Polizei hat einer Sprecherin zufolge nach einer Beschwerde bereits nach der Aktion am Samstag Ermittlungen wegen "wilden Plakatierens" gegen Unbekannt eingeleitet. Rechtlich handelt es sich dabei lediglich um eine Ordnungswidrigkeit. Wer dahinter steckt, ist noch nicht bekannt. Ein Teil der Aufschriften klingt ähnlich wie das, was auf Demonstrationen gegen Corona-Verordnungen geäußert wird. Strafrechtlich relevant ist das zwar nicht. Die Kriminalpolizei habe aber ein Auge drauf, so die Polizeisprecherin. Derzeit werde noch ermittelt.
Viele der Ladenbesitzer sind über die Aktion alles andere als glücklich. Denn sie haben die Schilder und Kerzen nicht aufgestellt. Die Eberbacher Werbegemeinschaft geht auf Distanz: Von den Ladenbesitzern der Innenstadt gehe die Aktion sicher nicht aus, sagt EWG-Vorsitzender Dietrich Müller: "Das können wir definitiv ausschließen!" Mehrere Geschäftsinhaber wussten davon nichts und zeigten sich verwundert. EWG-Vorsitzender Müller: "Wenn wir was gemacht hätten, hätten wir das nicht so dilettantisch gemacht. Wenn wir eine Aussage machen, machen wir das richtig und stehen dazu, und machen das nicht in einer Nacht- und Nebel-Aktion. Das ist nicht unser Stil!"