Leser-Kritik an den Fällungen im Wald
Ist es eine Ökokatastrophe oder doch eine nachhaltige Bewirtschaftung?

Obrigheim. (cao) Dieter Heimlich liebt die Natur. Fast jeden Tag geht er mit seiner Frau im Leininger Wald bei Obrigheim spazieren. "Was wir dort aber schon seit längerer Zeit beobachten, ist eine reine Ökokatastrophe. Man findet kaum einen Waldweg, der durch den Einsatz von schwerem Gerät noch begehbar ist", kritisiert Heimlich in einer E-Mail an die RNZ die Fällung zahlreicher Bäume. "Wir brauchen endlich strengere Vorgaben, weil immer noch zu viele Flächen kahl geschlagen werden."
Schließlich fordere auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schon lange eine schonendere Waldbewirtschaftung mit weniger Baumfällungen, schreibt Heimlich. "Es muss mehr Naturwälder ohne Holznutzung geben. Wenn wir den Wald in Ruhe lassen, helfen sich die Bäume gegenseitig. Der größte Waldvernichter ist immer noch der Mensch, weil der gesunde Wald hauptsächlich aus Profitgründen abgeholzt wird, anstatt bei kranken Bäumen die Schäden zu erkennen und zu beheben." Man müsse endlich damit aufhören, den Wald als schlichten "Holzautomaten zu begreifen. Bäume sollten grundsätzlich nicht gefällt werden, wenn in ihnen wild lebende Tierarten wohnen", betont der Naturliebhaber.
Der Wald sei ein komplexes Ökosystem, "insbesondere naturnahe Mischwälder sind Zentren der Artenvielfalt", sagt Heimlich und fragt: "Wo bleibt da die Scham der Klimaschützer, wenn Wälder demnächst auch noch wegen der Windräder abgeholzt werden und die dann die Landschaft verschandeln?" Alle Anstrengungen von Wald- und Agrarpolitik müssten jetzt daran arbeiten, diesen Trend umzukehren. "Wir regen uns fast jeden Tag wegen des Klimawandels und der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes auf, holzen und verscherbeln aber unseren Wald ins Ausland, wo ist da die Logik?" Lokale Handwerksbetriebe hätten es mittlerweile wegen des fehlenden Rohstoffs schwer, ihre Aufträge abzuarbeiten. Dazu komme noch die hohe Nachfrage im Bau, wo das Konstruktionsholz doppelt und Dachlatten dreimal so teuer wie im Vorjahr seien, so Heimlich. "Doch genau in dieser ökonomischen Notlage werden Bäume nach China und die USA exportiert." Was übrig bleibt, sei nicht nur eine Katastrophe für die Handwerksbetriebe, "sondern auch eine schauderhafte Ökobilanz."
Bei den Arbeiten im Leininger Wald handele es sich um einen "sehr dosierten Eingriff", erklärt Dietmar Hellmann, der als Leiter des Forstbezirks Odenwald die Arbeiten im Staatswald verantwortet. "In dem Bestand wurde schon seit Jahren nichts mehr gemacht, und pro Hektar ernten wir gerade einmal etwa 50 Kubikmeter Holz", betont er im Gespräch mit der RNZ. Da man mit den Waldmaschinen nur bestimmte Pfade immer wieder befahre – "und nicht mehr wir in den Jahrzehnten zuvor mit dem Traktor direkt jeden Baum anfährt" – seien die sichtbaren Schäden auf den genutzten Wegen zwar deutlicher. Für den Waldboden im Gesamten stelle diese Vorgehensweise aber eine Entlastung dar. "Die verschmutzen Waldwege werden nach den Arbeiten von uns natürlich wieder hergestellt", verspricht Hellmann.
Ziel der Arbeiten sei eine Förderung der Naturverjüngung, "wodurch der Wald besser gegen die zunehmende Trockenheit gerüstet wird", so Hellmann. Nachhaltigkeit stehe an erster Stelle. "Natürlich wollen wir als Wirtschaftsbetrieb das Holz auch verwerten." Als Brennholz ersetze es fossile Energieträger, verarbeitet zu Möbeln, Fußböden oder Spielsachen binde es über Jahrzehnte Tonnen an CO2. "Und nur wenn wir Geld verdienen, können wir es auch wieder für den Naturschutz im Wald investieren."