Innovative Planung stößt auf geteiltes Echo
Moderne Fassadengestaltung für die neue Turnhalle Keimstraße im Gemeinderat vorgestellt - Zwischen Begeisterung und Ablehnung

Die Turnhalle in der Keimstraße: Im März sollen die Abrissbagger rollen, im Herbst 2020 soll die neue Halle fertiggestellt sein. Foto: Rüdiger Busch
Walldürn. (rüb) Erhält die neue Turnhalle in der Keimstraße eine markante Fassade aus verschiedenen Elementen wie Holz, Glas und Blechschindeln? Architekt Thomas Link (Link Architekten, Walldürn) stellte den Planentwurf am Montag im Gemeinderat vor. Neben viel Zustimmung für das städtebaulich interessante und nachhaltige Konzept gab es auch kritische Stimmen. Deshalb wird sich der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) demnächst noch einmal mit dem Thema befassen.
Stadtbaumeister Christian Berlin stellte das rund 4,6 Millionen Euro teure Projekt kurz vor. Die Turnhalle soll im Frühjahr abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die geplante Zweifelderhalle solle keine Veranstaltungsstätte werden, sondern sei nur für den Schul- und Vereinssport gedacht. Bislang liegen Förderzusagen aus dem Topf für Sportfördermittel über 420.000 Euro und aus dem Gemeindeausgleichstock über 1,15 Millionen Euro vor. Beantragt wird ferner ein Zuschuss aus einem speziellen Bundesprogramm.

So könnte die neue Turnhalle Keimstraße nach den Vorstellungen des Architekten aussehen: Vom Parkplatz aus gesehen dominiert die Holzoptik, beim Blick von der Friedrich-Ebert-Straße aus sieht der Betrachter dagegen sehr viel Glas. Zeichnungen: Link Architekten
Architekt Thomas Link gab einen kurzen Überblick über den vorgesehenen Zeitplan: Zunächst sei vorgesehen, etwa 70 Prozent der Gewerke auszuschreiben, um eine gewisse Kostensicherheit zu erlangen. Die Ausschreibung soll bis Januar über die Bühne gehen, für Februar ist der Beschluss des Gemeinderats vorgesehen, und im März soll die alte Halle abgerissen werden. Die Fertigstellung ist für Herbst 2020 vorgesehen. Ein früherer Abbruch wäre zwar möglich gewesen, dann würde die Halle den Sporttreibenden aber zwei Winter lang nicht zur Verfügung stehen, erläuterte der Planer. Dies könne man mit dem gewählten Ablaufplan vermeiden. Nichtsdestotrotz befindet sich die Stadt intensiv auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten für die Sporttreibenden, erklärte Christian Berlin.
Wie Link aufzeigte, ist für die Baugrube ein Erdaushub von 8000 Kubikmeter notwendig. Spezielle Sicherungsmaßnahmen seien nicht notwendig: Eine Untersuchung habe ergeben, dass die Standsicherheit der umliegenden Gebäude nicht gefährdet sei.
Ein Teil des Hallendachs soll in Kooperation mit den Stadtwerken eine Photovoltaikanlage erhalten. Der Rest wird begrünt. Anschließend stellte Link die Pläne für die Fassade vor, die überwiegend aus Holz- und Glaselementen bestehen könnte. Im oberen Bereich des Gebäudes ist eine Ummantelung mit Blechschindeln vorgesehen. Link stellte besonders den Gedanken der Nachhaltigkeit heraus: Mit Forstamtsleiter Jörg Puchta sei bereits besprochen, dass Holz aus dem Stadtwald verwendet werden könne - Douglasie und Lärche kämen in Frage. Als großer Waldbesitzer könne die Stadt hier eine ihrer Besonderheiten und Stärken einbringen, betonte der Architekt, auch mit Blick auf das zuvor diskutierte Thema "Stadt als Marke".

So könnte die neue Turnhalle Keimstraße nach den Vorstellungen des Architekten aussehen: Vom Parkplatz aus gesehen dominiert die Holzoptik, beim Blick von der Friedrich-Ebert-Straße aus sieht der Betrachter dagegen sehr viel Glas. Zeichnungen: Link Architekten
Die Kombination aus den verschiedenen Elementen sorge für eine lebendige Fassade, und die Turnhalle erhalte durch das viele Glas auch viel Licht. Zudem würden sich beschädigte Holzelemente leichter und kostengünstiger ersetzen lassen als Fassadenplatten aus einem anderen Material, sagte Link.
Bürgermeister Markus Günther zeigte sich von der vorgestellten Planung begeistert: "Eine tolle Idee!" Christine Böhm zeigte sich davon ebenfalls angetan: "Sowohl der Nachhaltigkeitsgedanke als auch de Stärkung unseres Profils als waldreiche Stadt gefallen mir." Für Ratskollege Alexander Ockenfels "passt die neue Halle da hin".
Doch es gab auch ganz andere Einschätzungen: Jürgen Schmeiser reagierte "geschockt". Die Fassade passe nicht in die Umgebung, sie wirke erdrückend. Für Theo Staudenmaier sind die Holzelemente "nicht das Gelbe vom Ei", da es widerstandsfähigeres Material gebe. Rolf Günther und Helmut Kubin äußerten ebenfalls Bedenken, was die Haltbarkeit angeht. Durch den vertikalen Einbau seien die Fassadenelemente deutlich langlebiger als zum Beispiel eine Holzterrasse, antwortete der Architekt. Zudem würden Putzfassaden im Lauf der Jahre ebenfalls unansehnlich. Die als Alternative genannten Fassadenplatten wären mit deutlich höheren Kosten verbunden - sowohl in der Anschaffung als auch beim Austausch von Elementen.
In den Fraktionen und im ATU wird die Fassadengestaltung nun weiter besprochen. Auf Anfrage von Theo Staudenmaier wird der Architekt eine Alternative für die Fassadengestaltung vorlegen.