Neckar-Odenwald-Kreis

Machbarkeitsstudie für Frankenbahn

Der Kreistagsausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr tagte in Billigheim.

23.06.2022 UPDATE: 24.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden
Es gibt Möglichkeiten, den Schienenverkehr auf der Frankenbahn zwischen Würzburg und Stuttgart zu verbessern. Das steht nun auch schwarz auf weiß in der Machbarkeitsstudie. Foto: Helmut Frodl

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Schon seit geraumer Zeit hatte man sie erwartet, im Mai wurde die "Machbarkeitsstudie Infrastrukturausbau und Fahrplanlagenverbesserungen auf der Frankenbahn" veröffentlicht. "Wir haben eine voll elektrifizierte Hauptstrecke zwischen zwei Fernbahnhöfen, die von der Bahn komplett vernachlässigt wird", sagte Landrat Dr. Achim Brötel zu Beginn der Sitzung des Kreistagsausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr. Die Ausschussmitglieder wurden von Dr. Volker Schmitt von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg über die Studie informiert. "Das Ziel war, zu sehen, welche Potenziale die Strecke bietet", erklärte Schmitt. Der Fokus lag auf der Machbarkeit und auf infrastrukturellen Maßnahmen.

"Es gibt viele Baustellen auf der Frankenbahn und es wird viel Geld kosten", nahm Achim Brötel das Ergebnis der Studie zum Teil vorneweg. Es gibt aber Verbesserungsmöglichkeiten auf der Strecke, das steht im Gutachten glasklar formuliert: "In Summe lassen sich für den Regionalexpress in Richtung Süden knapp fünf Minuten Fahrtzeitreduzierung erzielen, in Fahrtrichtung Norden etwa zweieinhalb Minuten." Das hört sich noch nicht nach dem großen Wurf an – fünf Minuten sind auf der Schiene aber eine gefühlte Ewigkeit. Denn so gewinnt man Zeit für weitere Verbesserungen, nämlich weitere Haltepunkte anzufahren oder weitere Züge auf die Gleise zu setzen.

Neu an der Machbarkeitsstudie ist, dass sie zum ersten Mal alle Maßnahmen nennt, die zu einer Verbesserung der Fahrtzeiten und Zuverlässigkeit auf der Strecke führen würden. Zum Beispiel, wenn man Weichen mit niedriger zugelassener Geschwindigkeit bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof Würzburg sowie in den Bahnhöfen Lauda, Osterburken, Züttlingen, Neckarsulm und Lauffen am Neckar erneuern würde. Weitere Maßnahmen könnten sein: niveaufreie Ausgestaltung des Abzweigs Würzburg-Heidingsfeld, zweigleisiger Ausbau des Streckenabschnitts Möckmühl-Züttlingen, Erstellung eines separaten Zuführungsgleises zu/von den Audi-Werken und zusätzliche Weiche in Fahrtrichtung Süden im Streckenabschnitt Bad Friedrichshall-Neckarsulm oder die Erstellung eines Überführungsbauwerks zur niveaufreien Querung der S-Bahn im Süden des Heilbronn Hauptbahnhofs. Außerdem werden der Bahnsteigneubau am nördlichen Streckengleis am Bahnhof Wölchingen, die Reaktivierung des Bahnsteigs für den Bahnhof Königshofen, Optimierungsansätze im Bereich Lauda-Königshofen zur betrieblichen Entkopplung der Frankenbahn und der Taubertalbahn sowie die Verbesserungen der Leit- und Sicherungstechnik (Lauda-Osterburken-Bad Friedrichshall).

"Es ist positiv, dass nach Lösungen gesucht wird. Negativ ist, dass uns die Zeit davon läuft", sagte Kreisrätin Amelie Pfeiffer (Grüne). Man habe jetzt zumindest eine Art Pflichtenheft in der Hand, in dem alle Baustellen aufgeführt sind, betonte Brötel. "Die Umsetzung dieses Pflichtenhefts, die müssen wir einfordern. Wir sind gefragt, damit sich endlich was tut", zeigte sich der Landrat kämpferisch.

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Einen ersten Schritt will man zusammen mit dem Main-Tauber-Kreis und allen Bahnhofsgemeinden entlang der Strecke der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda gehen. Hier läuft nun seit 2019 ein Probebetrieb – der nach dem Willen der Kreise und Gemeinden in den Regelbetrieb übergehen soll. Der Ausschuss sollte deshalb ein neues Positions- und Forderungspapier absegnen, das nun ans Land geschickt werden soll. Darin aufgelistet sind nicht nur die Maßnahmen, die die beiden Landkreise bis jetzt ergriffen haben, um das Angebot attraktiver zu machen. Neben der Mitfinanzierung gibt es auch einen Firmenzubringerbus in Osterburken oder auch Werbeaktionen.

"Letztlich geht es aber um mehr. An den Bahnhöfen entlang der Strecke ist so gut wie nichts mehr geschehen", sagte Brötel. Elmar Brümmer, Fachdienstleiter ÖPNV beim Neckar-Odenwald-Kreis, trug die Forderungen vor. In Königshofen ist nur die Spitze des Eisbergs sichtbar: Da es nur einen Bahnsteig gibt, kann nur eine Fahrtrichtung bedient werden. Aber auch alle anderen Bahnhöfe würden Investitionen erfordern. "Wir haben aber zum Beispiel auch das Problem, dass wir bei einigen Bahnhöfen nur Kostenschätzungen aus dem Jahr 2009 vorliegen haben", so Brümmer.

Insgesamt würden die Maßnahmen an den Bahnhöfen Investitionen von rund 49 Millionen Euro erfordern. Die größte Baustelle: Die eingleisige Teilstrecke bei Züttlingen. "Sollte der Regionalverkehr künftig auf einen Halbstundentakt verdichtet werden, wird bei gleichzeitiger Forderung, auch den Güterverkehr über die Frankenbahn abzuwickeln, ein zweigleisiger Ausbau erforderlich", heißt es dazu in der eingangs vorgestellten Machbarkeitsstudie zur Frankenbahn. Allein diese Maßnahme könnte rund 45 Millionen Euro kosten. Gefordert wird neben der Umsetzung der Ertüchtigungsmaßnahmen in dem Positionspapier auch die Beseitigung des Doppel-Bahnübergangs in Königshofen sowie die schnellstmögliche Entkopplung von Tauber- und Frankenbahn zwischen Lauda und Königshofen. Das Papier soll nun an die Landesregierung geschickt und "möglichst breit gestreut werden", wie Landrat Achim Brötel betonte.

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