Neckar-Odenwald-Kreis

Im Kreis-Impfzentrum sind keine Termine mehr nötig

Allerdings sinkt derzeit auch die Nachfrage nach Terminen. Daher sollen Sonderaktionen die Impfung erleichtern.

27.07.2021 UPDATE: 28.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Nicht ganz so leer wie im Januar (hier ein Bild von kurz vor der Eröffnung) ist es derzeit im Kreisimpfzentrum in Mosbach. Die Nachfrage nach Terminen sinkt aber. Ärzte und Impfzentrum wollen das Impfen nun so unkompliziert wie möglich machen. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Claudia Hinninger erinnert sich noch gut an das Frühjahr 2021: Etwa 20 Menschen vermittelte sie einen Impftermin in verschiedenen Impfzentren. "Glück und Geduld", diese zwei Zutaten nennt Hinninger, nach ihrem Rezept befragt. "Während der Arbeit am PC habe ich immer mal wieder nachgesehen, es immer mal wieder probiert. Wie es scheint, hatte ich ein glückliches Händchen." Inzwischen muss niemand mehr stundenlang am PC sitzen, um einen Impftermin zu ergattern. Im Gegenteil: Im KIZ in Mosbach braucht man gar keinen Termin mehr, und auch die Haus- und Kinderärzte haben mehr Impfstoff. Dafür fehlen mancherorten die Abnehmer.

"Die Nachfrage nach Terminen ist zurückgegangen", bestätigt Volker Link, Betriebsleiter des Kreisimpfzentrums. Das Mosbacher Impfzentrum kann nun auch ohne Termin aufgesucht werden. Das Impfangebot soll "sehr niedrigschwellig gehalten und die Hürden zur Impfung gemindert werden", so Link. Unkompliziert und schnell soll es sein, um möglichst viele Personen vor den Sommerferien zu schützen. "Alle vier Impfstoffe stehen in ausreichender Menge zur Verfügung."

Wie viele Impfwillige überhaupt noch ins KIZ kommen, lasse sich nicht pauschal sagen. Auf Facebook forderte ein Arzt in der vergangenen Woche aber dazu auf, ins Impfzentrum zu kommen. "Bei den offenen Impftagen ohne zusätzliche Termine kommen pro Schicht zwischen 50 und 200 Personen ins KIZ", berichtet Volker Link. Die Maximalauslastung wäre bei 400 bis 450 Personen pro Schicht. "Weiterhin werden wir aber auch noch Termine ins Buchungssystem einstellen, um den Bürgerinnen und Bürgern, die lieber eine konkrete Buchung haben möchten, ebenfalls ein Impfangebot machen zu können."

Und während in Deutschland die Impfzentren weniger verimpfen, als sie könnten, gibt es in anderen Ländern hohe Infektionszahlen und keine Impfstoffe. Muss das KIZ Impfstoff entsorgen? "Es gibt Impfstoff, bei dem das geöffnete Vial mit in den nächsten Impftag genommen werden kann, Astra-Zeneca und Moderna", sagt Link. Bei den Impfstoffen von Biontech und Johnson & Johnson ist das angebrochene Vial allerdings umgehend aufzubrauchen. "Da leider seit Ende letzter Woche die Impfhelden-Aktion keine weiteren Einträge verbuchen kann, kann es nunmehr vorkommen, dass die übrigen Impfdosen eines Vials verworfen werden müssen."

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Das Kreisimpfzentrum will nun aber auch neue Wege gehen, um den Impfstoff zu den Menschen zu bringen. Neben Sonderimpfaktionen im Zentrum – wie einem Kinder- und Jugendlichen-Impftag – starten wir Aktionen vor Ort", berichtet Link. So werde am Samstag in Osterburken beim Vereinsfest das mobile Impfteam vor Ort sein. Weitere Sonderaktionen vor Ort mit Vereinen, Religionsgemeinschaften und Kommunen sind in Planung. "Zudem versuchen wir, durch einen Stand auf dem Mosbacher Wochenmarkt für die Bürgerinnen und Bürger für Fragen hinsichtlich einer Impfung zur Verfügung zu stehen", berichtet der Betriebsleiter abschließend.

"Von Impfmüdigkeit spüre ich noch nichts – aber ich kann natürlich nur für meine Praxis und meine Patienten sprechen", sagt Dr. Gunther Leibfried aus Neckarelz. In seiner Gemeinschaftspraxis wird ebenfalls gegen das Coronavirus geimpft. "Meine Patienten kommen nach wie vor gerne zum Impfen. Viele haben sich auch schon woanders gegen das Coronavirus impfen lassen." Für ihn ist das eine Frage des Miteinanders: "Arzt und Patient finden zusammen, weil sie auf der gleichen Wellenlänge sind", ist der Hausarzt überzeugt.

Gleichzeitig achte man in der Praxis darauf, die Menschen gut über Chancen und Risiken der Impfung aufzuklären. "Wenn jemand es partout nicht will, können wir das nicht ändern. Ich persönlich empfinde es aber als Unding, sich nicht impfen zu lassen." Denn der Staat, die Gemeinschaft lebe nicht nur von Rechten, sondern auch von Pflichten füreinander. Mehr als 1000 Impfungen habe man in der Praxis schon verabreicht, zahlreiche Patienten hätten sich in umliegenden Impfzentren impfen lassen.

Für Freunde, Familienmitglieder und Bekannte hat Claudia Hinninger noch bis zum Frühsommer Impftermine vereinbart. Darüber haben sich alle von ihr so Beschenkten sehr gefreut; jeder war sehr dankbar. "Für mich war es irgendwann eine Art Sport zu sehen, ob ich noch einen Impftermin bekomme." Ihre Androhung, jetzt nicht mehr nach Impfterminen schauen zu wollen, hat irgendwann keiner mehr ernst genommen. Ihr glückliches Händchen braucht man gar nicht mehr, das hat jetzt sozusagen jeder: Wer es möchte, kann sich impfen lassen. Jederzeit.

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