Drei Caritas-Läden müssen schließen
Betroffen sind Buchen, Adelsheim und Mosbach-Neckarelz. Es fehlen Mitarbeiter.

Neckar-Odenwald-Kreis. (ankf) Die Preise für Lebensmittel steigen in die Höhe, die Inflation ebenso. Eine immer größer werdende Zahl an bedürftigen Menschen ist die logische Konsequenz. Umso schwieriger wird es, wenn dann auch noch alle Caritasläden im Neckar-Odenwald-Kreis schließen müssen. "Wir haben gezogen, bis es nicht mehr gegangen ist", so Meinrad Edinger, Geschäftsführer der Caritas Neckartal-Odenwald. Mitarbeitermangel hat dazu geführt, dass die Caritasläden in Buchen, Adelsheim und Neckarelz nicht mehr weitergeführt werden konnten. Immerhin in Adelsheim wurde das Geschäft durch den DRK-Kreisverband Buchen übernommen. Neckarelz konnte bisher nicht wieder eröffnet werden. In Buchen plant das DRK dagegen, eine weitere Tafel zu eröffnen.
Aber wie konnte es so weit kommen, wenn doch solche Läden nötiger denn je gebraucht werden?
Das Prinzip der Caritasläden stand schon seit Beginn 2004 unter dem Motto "Bedürftige helfen Bedürftigen" und das beinhaltete die Zusammenarbeit mit Langzeitarbeitslosen anstatt Ehrenamtlichen als Mitarbeiter. "Die Bezeichnung Tafel war daher nicht mehr möglich", so Edinger. Durch die Anstellung von 1-Euro-Jobbern konnten "über 90 Prozent der Angestellten weitervermittelt werden". Qualitäten, die mögliche Arbeitgeber suchten, wurden durch die Arbeit bei der Caritas unter Beweis gestellt. "Stabilität und Zuverlässigkeit war bei der Arbeit in den Läden unverzichtbar" und konnte in den "dadurch immer aktuellen" Arbeitszeugnissen zum Ausdruck gebracht werden.
Die "Problematik bei der Arbeit mit 1-Euro-Jobbern" bestand darin, so Edinger, dass die "Arbeitnehmer alle sechs Monate wechselten". "Selbst Kleinigkeiten wie Sicherheitsschuhe" haben daher für hohe Kosten gesorgt. Man war "ein normaler Betrieb mit normalen Kosten, aber der Umsatz fiel geringer aus". Durch die kurzfristigen Arbeitsverhältnisse fehlten die Stabilität und Kontinuität bei der Planung, sie sorgten aber gleichzeitig für hohe Kosten bei der Ausstattung der Mitarbeiter. Doch ans Aufgeben habe die Caritas damals noch nicht gedacht, man habe versucht, die Läden, "solange es geht, zu halten", machte Edinger deutlich. Im Jahr 2019 sollte durch "16i-geförderte Arbeitsverträge" mehr Planungssicherheit für Arbeitnehmer geschaffen werden. Damit "war die Caritas ein klassischer Arbeitgeber", so Edinger. Aber auch die gebotene Arbeitssicherheit mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen konnte das Problem des Mitarbeitermangels nicht lösen.
Bereits 2016 musste das erste Geschäft in Mosbach-Neckarelz schließen. Zum Personalschwund kam dann auch noch hinzu, dass die gemietete Geschäftsfläche nicht mehr zur Verfügung stand. Das Klientel aus Neckarelz sollte an die DRK-Tafel nach Mosbach vermittelt werden – was aber nicht wirklich gelang.
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Das Geschäft in Buchen musste im November 2021 endgültig geschlossen werden. Bereits im Oktober "hatte die Stelle nur einen einzigen Fahrer mit 74 Jahren gehabt", so Edinger. "Es war einfach kein Personal mehr da und bei einem Ausfall hatten wir keinen Ersatz." Wie bei vielen war die Corona-Krise ebenfalls ein treibender Faktor, der zur Schließung geführt hat. "Eine Kontrolle der 3G-Regeln war nicht möglich und auch die Planung wurde dadurch deutlich erschwert."
Dass die Caritasläden wieder eröffnet werden, rückt in weite Ferne. "Es ist nicht leistbar und auch nicht geplant, weil wir keine Mitarbeiter haben. Die Umstände haben dazu geführt, dass sie geschlossen werden mussten", bedauerte Edinger.
Jedoch könnte für Buchen bald Licht am Ende des Tunnels scheinen. Denn das DRK plant auch hier, eine Tafel zu eröffnen. Steffen Horvath, Kreisgeschäftsführer des DRK-Kreisverbands Buchen, erklärte im Gespräch, dass sich die Umsetzung momentan durch die fehlende Lokalität verzögere. "Jedoch steht und fällt alles mit den Mitarbeitern." Steffen Horvath erzählte, dass im DRK-Tafelladen in Adelsheim (wir berichteten) momentan rund 15 Mitarbeiter angestellt sind. Davon sind zehn ehrenamtliche Mitarbeiter und vier weitere über Arbeitsgelegenheiten beschäftigt sowie eine 450-Euro Kraft. Das DRK sei dringend auf die Hilfe von ehrenamtlichen Unterstützern und privaten Spenden angewiesen.
Im Gespräch mit Horvath wurde deutlich, dass auch andere Gemeinden den Bedarf an solchen Einrichtungen sehen. So stehe der DRK-Kreisverband Buchen auch in Gesprächen mit dem Ortsverein Hardheim. Dieser ist mit der Idee einer Ladeneröffnung in Hardheim an das DRK herangetreten.
Horvath bedaure es sehr, dass die Caritas "diese wichtigen Einrichtungen" schließen musste. Umso wichtiger sei es aber, dass man das Projekt der Tafeln weiter fördere. Das DRK "ist eingesprungen, denn es muss jemand machen". Gemeinwohlorientierte Organisationen stehen vor immer neuen Herausforderungen und mit immer teureren Lebensmittelpreisen und geringen Spendenaufkommen sind die wohltätigen Läden umso nötiger auf Hilfe von außen angewiesen. "Die Politik verlässt sich auf die karitativen Vereine", so Horvath, der es als eine Herzensangelegenheit sieht, sich für den Erhalt und Wiederaufbau dieser Läden einzusetzen.
Info: Bei Fragen und weiteren Informationen unter Tel. 06281/52220 und info@drk-buchen.de