Das plant das Bündnis "Herz statt Hetze" in diesem Jahr
"Herz statt Hetze" veranstaltet eine Lesung mit Jennifer Teege, holt Katrin Himmler in Schulen und stemmt das Konzert "Herztöne"

Im Jahresprogramm steht das Erinnern an den Holocaust mit im Mittelpunkt. Im März kommt die Großnichte von Heinrich Himmler in die Region. Symbolfoto: Thinkstock
Neckar-Odenwald-Kreis. (tra) Das Bündnis "Herz statt Hetze" im Neckar-Odenwald-Kreis, das sich für Menschen, Toleranz, Freiheit und Demokratie sowie eine offene Gesellschaft einsetzt, hat auch für das Jahr 2019 wieder interessante Veranstaltungen geplant.
Los geht es am Sonntag, 20. Januar, in der KZ-Gedenkstätte in Neckarelz. Gemeinsam mit dem Team der Gedenkstätte bietet "Herz statt Hetze" vormittags um 11 Uhr eine Matinee mit Jennifer Teege an, die aus ihrem Buch "Amon - Mein Großvater hätte mich erschossen" liest.
Jennifer Teege ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers. Sie wurde bei Adoptiveltern groß und hat danach in Israel studiert. Mit 38 Jahren erfährt sie durch einen Zufall, dass sie die Enkelin des KZ-Kommandanten Amon Göth ist. In einer Bibliothek findet sie ein Buch über ihre Mutter und ihren Großvater - Amon Göth. Er war Kommandant des Konzentrationslager Płaszów bei Krakau. Der sadistische Mörder, der auch "Schlächter von Płaszów" genannt wurde, brachte mindestens 500 Menschen eigenhändig um. Zum Zeitvertreib schoss er von seinem Balkon auf KZ-Häftlinge. Millionen Menschen kennen Göths Geschichte: aus Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste". 1946 wurde Göth wegen Massenmordes zum Tode verurteilt und gehängt.
Der Schock, der die Afrodeutsche Jennifer Teege aufrüttelt, als sie das Familiengeheimnis entdeckt, lässt sie nicht mehr ruhen. Wie kann sie, die in Israel studiert hat, ihren jüdischen Freunden noch unter die Augen treten? Und was soll sie ihren Kindern erzählen? Gemeinsam mit der Journalistin Nikola Sellmair recherchierte sie ihre Familiengeschichte. Schritt für Schritt wurde aus dem Schock über die Abgründe der eigenen Familie die Geschichte einer Befreiung, an der sie die Zuhörer am 20. Januar teilhaben lässt.
Da der Film "Schindlers Liste" nun 25 Jahre alt ist, lädt "Herz statt Hetze" zur Filmvorführung ein: Am Sonntag, 27. Januar, um 16 Uhr wird das weltberühmte Meisterwerk im Kino "Löwenlichtspiele" in Walldürn in voller Länge und in einer technisch überarbeiteten Version gezeigt. Ein kurzer Impulsvortrag wird dabei über das Konzentrationslager Płaszów, auf das sich der Film bezieht, gehalten. "Im Vortrag wird darüber berichtet, wie nah ein Vernichtungslager unserer Region kommen konnte und wie kurz die Wege vom KZ Neckarelz ins Lager Płaszów sein konnten", berichtet Alexander Weinlein von "Herz statt Hetze" im Gespräch mit der RNZ.
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Karten für "Schindlers Liste" gibt es an der Tageskasse des Walldürner Kinos. Sondervorstellungen (zum Beispiel für Schulklassen) können beim Kinobetreiber angefragt werden.
"Ein Highlight im Jahr 2018 war die Schulfilmwoche mit Mo Asumang, in der wir mit ihr zusammen an sieben Schulen den Film ,Die Arier’ gezeigt und so rund 1000 Schüler erreicht haben. Deswegen haben wir uns entschieden, auch 2019 wieder eine Schulfilmwoche zu organisieren", sagt Weinlein.
Es ist dem Bündnis gelungen, Katrin Himmler, die Großnichte von Heinrich Himmler und Enkelin von Ernst Himmler, in den Neckar-Odenwald-Kreis zu holen. Sie wird an neun Schulen den Film "Meine Familie, die Nazis und Ich" zeigen und sich den Fragen der Schüler stellen. Die Schulwoche findet vom 25. bis 29. März statt. Mit im Boot sind das Eckenberg-Gymnasium Adelsheim, die Martin-von-Adelsheim-Realschule, das Ganztagsgymnasium Osterburken, das Burghardt-Gymnasium, die Helene-Weber-Schule, die Abt-Bessel-Realschule, die Karl-Trunzer-Schule (alle Buchen), die Konrad-von-Dürn-Realschule und die Auerberg Werkrealschule (beide Walldürn).
Am Dienstag, 26. März, ist Karin Himmler um 19.30 Uhr zudem in den "Löwenlichtspielen" in Walldürn zu Gast und wird dort den Film "Heinrich Himmler - Der Anständige" präsentieren und sich den Fragen des Publikums stellen. "Besonders freut uns auch, dass unsere Schulfilmwoche von der Landesarbeitsgemeinschaft offene Jugendbildung Baden-Württemberg mit 5000 Euro gefördert wird", unterstreicht Weinlein.
Ein weiterer Programmpunkt im März werden noch Workshops über Alltagsrassismus und Hatespeech sein, die von "Herz statt Hetze" angeboten werden. Die Workshops, die das Bündnis gemeinsam mit dem Demokratiezentrum auf die Beine stellt, stehen allen interessierten Gruppierungen offen und werden vom Ministerium für Soziales und Integration mit 9000 Euro gefördert.
Die genauen Termine werden noch festgelegt. Auch eine große Kulturveranstaltung steht im Frühling an: Am Samstag, 11. Mai, findet ab 18 Uhr in der Buchener Stadthalle das Benefizkonzert "Herztöne" statt, das von "Herz statt Hetze" zugunsten des Vereins "Lebenshilfe" organisiert und veranstaltet wird.
Schirmherr ist Landrat Dr. Achim Brötel, die Moderation übernimmt Stefan Müller-Ruppert. Auf der Bühne werden sich regionale Musikgruppen, Chöre und Tanzgruppen für eine bessere Welt und gegen Spaltung und Ausgrenzung einsetzen.
Der Eintritt ist frei, stattdessen werden Spenden für die "Lebenshilfe" gesammelt.