"Jeder Ortsteil hat Charme"
Markus Haas zieht in der RNZ seine Halbzeitbilanz und erzählt, wo er sich in Waldbrunn besonders wohl fühlt

Markus Haas an seinem Schreibtisch im Waldbrunner Rathaus. Heute vor vier Jahren wurde er in sein Amt als Bürgermeister eingeführt. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Waldbrunn. Heute vor vier Jahren hat Markus Haas in seiner Heimatgemeinde Waldbrunn die Nachfolge von Klaus Schölch als Bürgermeister angetreten. Windkraft, Herausforderungen bei der Flüchtlingsunterbringung, Katzenbuckeltherme und Unwetter waren nur vier der vielen Themen, mit denen er sich seitdem befasst hat. Im RNZ-Interview zieht Haas eine erste Bilanz seiner halben Amtszeit, erzählt von künftigen Projekten, und wo er sich in Waldbrunn besonders wohl fühlt.
Mit welchen Zielen sind Sie vor vier Jahren in das Amt als Bürgermeister gestartet?
Das waren natürlich die Ziele aus meinem Wahlprogramm: die Förderung und Unterstützung des Tourismus, zielorientierte Wanderwegmarkierung, die Sicherung bzw. Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort, insbesondere hinsichtlich des demografischen Wandels, aber auch den Bereich Kinderbetreuung und Kindergärten zu stärken, also insgesamt eine familienfreundliche Politik war und ist eines meiner Ziele. Und natürlich viele Sanierungs- und Unterhaltsmaßnahmen.
Was haben Sie in den vergangenen vier Jahren schon erreicht?
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Zur Steigerung der Übernachtungszahlen haben sicher auch wir beigetragen, so durch ständige Aktionen in der Katzenbuckeltherme oder sei es durch die Ausweisung des Katzensteigs oder auch durch die Überarbeitung der Homepage. Die zielorientierte Wanderwegemarkierung wollen wir noch dieses Jahr angehen. Am meisten stolz bin ich aber auf den Waldbrunn-Express. Hier werden Bürger von einem örtlichen Unternehmer abgeholt und werden in Waldbrunn dorthin gefahren, wo sie hin möchten. Sei es zum Arzt, Einkaufen oder zur Apotheke. Das wird sehr gut angenommen. Mit im Boot war die Gemeinde auch bei der Ansiedlung von einem jungen Hausarzt bzw. hat den Bau des Ärztehauses unterstützt.
Und was wurde für die Jüngeren oder für Familien getan?
Für die jüngere Generation ist das Ruftaxi von Eberbach nach Waldbrunn zu nennen. Das ist auch ein großer Erfolg. Im Bereich Kinderbetreuung haben wir nur eine Teiletappe erreicht. Es wurde jetzt eine zweite Kleinkindgruppe eingerichtet, wir bräuchten nun aber sogar eine dritte, es scheitert aber gerade am Platz. Wir hätten auch gerne zumindest eine Ganztagesgruppe. Auch für die Schule würde ich mir ein Ganztagesangebot wünschen, aber das ist im Moment schwer umsetzbar.
Was waren die wichtigsten Projekte?
Die Sanierung des Bürgerhauses in Schollbrunn, der Wilhelmstraße (Weisbach), das Baugebiet Hahnenfeld (Strümpfelbrunn), die Sanierung Wagenschwender Weg und Simmesstraße (Mülben), der Katzenbuckelstraße (Wald-katzenbach) und Bauplatzerschließungen in Oberdielbach. Eines der wichtigsten Projekte war sicher auch der Breitbandausbau in Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Da hat die kommunale Familie im Kreis stark zusammengehalten. Und zu nennen ist sicher auch die Scheddach-Sanierung der Katzenbuckeltherme.
Apropos Katzenbuckeltherme: Seit November ist sie jetzt wieder geöffnet. Läuft es dort jetzt?
Ich bin froh, dass es die Therme gibt. Aber es war in den vergangenen Jahren schon ein besonderes Thema. Wir haben zwei Prozesse geführt, gegen den Architekten und gegen die bauausführende Firma. Beide Prozesse endeten mit einem Vergleich. Die Gemeinde erhielt einen niedrigen sechsstelligen und einen mittleren fünfstelligen Betrag. Das Thema nahm schon eine starke Stellung ein und viel Zeit in Anspruch, ist jetzt aber hoffentlich abgeschlossen.
Was war herausragend, im positiven wie im negativen Sinn?
Fangen wir mal mit dem Negativen an. Die vergangenen vier Jahre waren sicher nicht immer einfach. Wir hatten das Thema Windkraft, das auch emotional massiv war. Auch die Flüchtlingskrise war eine Zeit, die nicht so einfach war. Weil natürlich auch Ängste da waren. Aber ich denke, das hat gut geklappt. Und dann natürlich im vergangenen Jahr das Thema Unwetter. Was wir danach allerdings erlebt und gesehen haben, das war positiv herausragend: die Hilfsbereitschaft, das Engagement der Feuerwehr, der Zusammenhalt und die Unterstützung in der Bevölkerung. Das ist auch insgesamt als Stärke von Waldbrunn zu nennen. Es gibt sehr viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Sehr schön war auch die 650-Jahr-Feier in Schollbrunn, ein weiterer Höhepunkt werden sicher auch die Feierlichkeiten zum anstehenden 675. Jubiläum von Strümpfelbrunn sein.
Und was wird die Verwaltung in den kommenden vier Jahren beschäftigen?
Das Thema Kinderbetreuung, die Rathaussanierung, Straßensanierungen, Kanalsanierungen, die Sanierung des Bürgerhauses Waldkatzenbach. Mein Wunschprojekt wäre die Sanierung und eine Attraktivitätssteigerung des Katzenbuckelturms. Wohl wissend, dass dies eine freiwillige Aufgabe ist und auch viele Pflichtaufgaben drängen. Und manchmal ganz unverhofft hinzukommen, wie zum Beispiel der Brandschutz in der Grundschule.
Gibt es eine Zahl, die in Ihrer Arbeit von besonderer Bedeutung ist oder war?
Ich habe natürlich immer und viel mit Zahlen zu tun. 120.000 ist aber sicher so eine, so viele Menschen besuchen die Katzenbuckeltherme im Schnitt pro Jahr. Das ist eine Zahl, auf die man stolz sein kann. Eine Zahl, die mich erstaunt hat, war die 57.905, so viele Übernachtungen hatten wir im vergangenen Jahr in Waldbrunn.
Wo fühlen Sie persönlich sich in Ihrer Gemeinde besonders wohl?
Am Katzenbuckel. Aber wohl fühlen kann man sich in jedem Ortsteil, denn jeder hat seinen besonderen Charme.
Sie stammen ja aus Waldbrunn. Macht das die Arbeit als Bürgermeister leichter oder schwieriger?
Es hat Vor-, aber auch Nachteile. Man kann in Krisensituationen vermitteln, man kennt die Leute und es gibt kurze Wege für Gespräche. Diese Nähe kann aber auch gerade wieder schwierig sein, wenn jemand ein Anliegen hat und man nicht helfen kann. Manche verstehen es, manche nehmen es persönlich. Das tut mir leid, aber ich muss manchmal Entscheidungen treffen, die nicht einfach sind.
Welche Bilanz würden Sie gerne in vier Jahren ziehen?
Ich würde gerne im Bereich Kinderbetreuung weitergekommen sein. Und dann sollen die vielen Sanierungsmaßnahmen gut abgewickelt worden sein. Die Turmsanierung wäre ein Wunschprojekt.