Tablets in der ersten digitale Berufsschulklasse sollen neue Anreize bieten
Elektroinnung Neckar-Odenwald-Kreis sponsert der Gewerbeschule Mosbach iPads.

Von Leo Henne
Mosbach. Die Idee gab es schon eine Weile, nun wird sie in die Tat umgesetzt. Zum Start des Ausbildungsjahrs 2023/24 wird die Klasse der angehenden Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik des ersten Lehrjahres komplett mit iPads ausgestattet. Der Schulleiter der Gewerbeschule Mosbach, Andreas Hoffner, und Jochen Baumgärtner als Obermeister der Elektroinnung sowie Kreishandwerksmeister erhoffen sich dadurch neue Anreize für die Wahl des Elektro-Handwerks als Berufsfeld.
Nicht ohne Stolz wurde bei einem Treffen der Schulleitung, Elektroinnung und Kreishandwerkschaft zu Wochenbeginn mehrfach betont, dass es sich hierbei um die erste digitale Berufsschulklasse im gesamten Neckar-Odenwald-Kreis handele. Außerdem soll ab dem 1. September das digitale Berichtsheft kommen, das seinen analogen Vorgänger dann ablöst. Ein digitaler Schritt in Richtung Zukunft für einen "Beruf mit Zukunft", wie Landrat Dr. Achim Brötel das E-Handwerk bei dem Treffen bezeichnete.
Dass in vielen Berufen Fachkräftemangel herrscht, ist längst bekannt. Obermeister Jochen Baumgärtner spricht in diesem Fall jedoch von keinem "Mangel" sondern von einem "Fachkräftebedarf". Denn das E-Handwerk gewinne in allen Bereichen des alltäglichen Lebens immer mehr an Bedeutung, erschließe neue Bereiche - und biete deswegen auch ein hohes Zukunftspotenzial. "Der Strombedarf in Deutschland soll sich bis 2045 verdoppeln", gab der Landrat zu bedenken.
Dabei wies er auch auf die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke hin, um zu verdeutlichen, dass mehr Strom benötigt wird, die Möglichkeiten allerdings eingeschränkt werden. Deutschland befinde sich im Zeitalter der Energiewende, welche durch das Energiehandwerk gestemmt werde, ist Jochen Baumgärtner überzeugt. Aus diesem Grund sei es wichtig "die besten und cleversten jungen Leute" für sich zu gewinnen, pflichtet ihm Brötel bei.
Das Ziel ist klar: Jungen Menschen soll eine innovative und zukunftsorientierte Ausbildung geboten werden. Der Obermeister der Elektroinnung geht hierbei mit den Worten "Wenn nicht wir, wer dann" voran. Doch bevor diese neue Form des Unterrichts starten kann, mussten umfangreiche Vorkehrungen getroffen werden. Zu nennen sind an dieser Stelle etwa ein flächendeckendes WLAN auf dem Schulgelände sowie die Ausstattung der Lehrkräfte mit iPads. Während eine technische Einweisung bereits stattgefunden hat, sollen die Lehrerinnen und Lehrer der Gewerbeschule Mosbach zudem noch eine zusätzliche medienpädagogische Schulung erhalten.
Dass die Wahl von Schule und Innung hierbei auf iPads fiel, hat ganz einfache Gründe. Es solle ein einheitliches Lernen ermöglicht werden, verraten Hoffner und Baumgärtner, die Geräte alltagstauglich sein und allen Schülern die gleichen Mittel zur Verfügung stehen. Zudem sei für das iPad mehr Software vorhanden als bei vergleichbaren Anbietern, fügen sie hinzu.
Alle Geräte sowie deren Versicherungen werden von der Elektroinnung gesponsert. Das Tablet steht den künftigen Azubis dann nicht nur während der dreieinhalbjährigen Ausbildung zur Verfügung, sie dürfen es nach ihrem Abschluss – gegen eine symbolische Abschlagszahlung – auch behalten. Man müsse eben ungewöhnliche Wege gehen, um Schülern einen Anreiz zu bieten, sich für die Elektronikbranche zu entscheiden, erklärte Baumgärtner. Darin stimmten ihm auch der stellvertretende Obermeister der Elektroinnung, Franz Koller, und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Michael Windmeißer, zu, die ebenfalls bei dem Termin an der Schule zugegen waren und das neue Angebot einer bereits bestehenden Klasse angehender Elektroniker vorstellte.
Die Ausstattung der zukünftigen iPads soll übrigens nicht einmalig sein, sondern für die nachfolgenden Klassen ebenfalls realisiert werden. Zum Start ins neue Ausbildungsjahr im September wird sich dann zeigen, ob sich die Investitionen bezahlt gemacht haben. Noch weiß man laut Schulleiter und Innungsobermeister nämlich nicht, wie viele den Beruf des Elektronikers für sich entdecken. "In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl von zwölf auf 20 Schüler gesteigert", nennen Baumgärtner und Hoffner Zahlen. Aber wer weiß, wenn sich das neue Angebot erst mal herumspricht, könnte die Ausbildung noch einmal attraktiver werden. Der Bedarf ist schließlich da.