Mosbach

Rund 300 Menschen kamen zur Mahnwache für die Ukraine

Auf dem Château-Thierry-Platz Mitgefühl und Solidarität gezeigt. Einigkeit über Parteigrenzen hinweg.

06.03.2022 UPDATE: 06.03.2022 18:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Am Samstagmittag versammelten sich an die 300 Bürgerinnen und Bürger auf dem Mosbacher Château-Thierry-Platz zur zweiten Mahnwache für die Ukraine. Eingeladen dazu hatte ein parteiübergreifendes Bündnis aus Grünen, CDU, SPD, FDP und Freien Wählern. Foto: P. Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. "Ich will hier heute eigentlich nicht stehen. Wir hatten bis zum Schluss gehofft, dass wir keine Mahnwache abhalten müssen, weil der Ukraine-Krieg vorbei ist. Das Blutvergießen geht weiter, ebenso aber unser Entsetzen und Protest." Mit diesen Worten begrüßte die Organisatorin und bündnisgrüne Kreisrätin Lena-Marie Dold am Samstagmittag an die 300 Menschen, die sich auf dem Château-Thierry-Platz in Mosbach zur zweiten Ukraine-Mahnwache versammelt hatten.

Neben den Rednern, die das über Parteigrenzen hinweg gemeinsam agierende Veranstalterbündnis repräsentierten, ergriff Martin Helm in einem Spontanbeitrag das Mikrofon. Unter den Menschen, die mit blau-gelben Farben, aber auch selbstgemalten Plakaten und Europafahnen gekommen waren, befand sich reichlich Polit-Prominenz, darunter Landrat Dr. Achim Brötel, OB Michael Jann, Georg Nelius sowie einige Bürgermeister aus der Region.

"Wann ist Frieden und ein Ende der Barbarei?" Diese tagesaktuell erscheinende Frage sang zu Beginn der Mahnwache Reinhard Mey vom Band. "Wir vermissen unser Leben in Kiew", war auf einem Plakat zu lesen. Ein Überflugverbot und einen Nato-Beitritt der Ukraine forderten andere Teilnehmer. Persönliche und familiäre Verknüpfungspunkte mit der Ukraine benannte Martin Helm.

Die Namen Olinka, Katja, Arthur und Denis standen für die ukrainischen Austauschschüler, die sein Sohn 2012 bei einem Schüleraustausch mit Lemberg kennenlernte. Bereits 1942 sei sein Vater als Wehrmachtssoldat auf der Krim schwer verwundet worden. Doch später erzählte er vor allem von den süßen Trauben dort. 2022, an Helms 62. Geburtstag, dann die viel beschworene "Zeitenwende". Die Frage nach dem "Was tun?", beantwortete der Redner so: "Ich bin ein Mitglied der christlichen Kirchen, wir beten morgen für den Frieden."

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"Wir alle sind am 24. Februar aufgewacht und das Unvorstellbare ist geschehen. Es ist Krieg in Europa", sagte Mark Fraschka, Mitglied im Kreisvorstand der CDU. Putin habe ein friedliches Volk überfallen, das sich nach Frieden und Freiheit sehne. Tote, Verletzte und Flüchtlingsströme, all das sei Putins Werk. Fraschka wollte nicht an einen möglichen militärischen Erfolg glauben. Das Ziel der weltweit millionenfach auf die Straße gehenden Menschen sei der Frieden.

Fassungslosigkeit, Entsetzen, Hilflosigkeit und unendliche Traurigkeit. Damit beschrieb Bruno Herberich (nicht nur) seine Gefühlslagen der letzten Tage. Der Vertreter der Freien Wähler schöpfte aber auch Hoffnung. So seien die Hilfskonvois und die große Aufnahmebereitschaft gute Zeichen. Während wir vor großen und bislang so nicht gekannten Herausforderungen stünden, müssten derzeit die Menschen in der Ukraine mit ihrem Hab und Gut, mit ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit und ihrem Leben bezahlen.

"Nie wieder Krieg! Das haben sich unsere Großeltern- und Elterngenerationen vorgenommen", betonte Dorothee Schlegel. Die SPD-Vertreterin stellte aber auch die unbequeme Frage: "Was tun, wenn keine Gespräche mehr helfen, wenn kein Dialog mehr möglich ist, weil sich der ‚Gegner‘ verbarrikadiert?" Neben Demonstrationen und Sanktionen verwies Schlegel auf die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz: "Unter vielen schlechten Optionen", sei derzeit wohl die beste, den Ukrainern Waffen und Material zu liefern.

"Danke, Mosbach, dass Ihr da seid", erklärte der grüne Landtagsabgeordnete Erwin Köhler aus Eppingen. Absolut bewundernswert seien der gigantische Mut und das immense Durchhaltevermögen der ukrainischen Bevölkerung. "Mit eisernem Willen und großer Opferbereitschaft kämpfen sie für die eigene Unabhängigkeit, aber auch für unsere gemeinsamen Werte."

Aussagen von Menschen auf der Flucht verlasen mehrere Demonstranten und legten sie zwischen Fahnen der Ukraine und der EU zu Boden. In einer Schweigeminute gedachten die Versammelten aller, die unter dem Konflikt litten oder bereits gestorben seien. Zeichen gegen Putins Krieg, so Lena-Marie Dold, die die Mahnwache gemeinsam mit Arno Meuter organisiert hatte, könnten auch in den nächsten Tagen Mahnwachen und Demonstrationen sein. Nach der ersten Mahnwache vor einer Woche habe man 1600 Euro an die ukrainische Hilfsorganisation "Vostok SOS" spenden können, bedankte sich die Rednerin und rief zu weiteren Spenden auf.

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