Mosbach

Aus der Abenteuer-Golfanlage "Inputt" wird ein Kindergarten

Die Änderung des Bebauungsplans am geschlossenen "Inputt" wurde einstimmig beschlossen. Kritik an der Entwicklung war im Gemeiderat nur am Rande ein Thema.

18.03.2021 UPDATE: 19.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Keine Zukunft mehr hat die Abenteuergolfanlage „Inputt“ in Mosbach. Am Standort an der B 27 soll nun stattdessen eine integrative Kindertagesstätte eingerichtet werden – der Gemeinderat schaffte die planungsrechtlichen Grundlagen für die Umwandlung. Foto: Schattauer

Von Heiko Schattauer

Mosbach. Eine Entscheidung war schon gefallen, noch bevor der Gemeinderat Mosbach zu seiner jüngsten Sitzung zusammenkam. Per Eilentscheid hatte Oberbürgermeister Michael Jann nämlich dieser Tage die Einrichtung des kommunalen Testzentrums in der alten Abfüllhalle in der Bergsteige beschlossen. Ein Zuwarten bis zum nächsten Austausch mit dem Gremium sei "nicht vertretbar" gewesen, erläuterte Jann im Hinblick auf Vorgaben von Land und Bund in Bezug auf Teststrategien und Schaffung entsprechender Kapazitäten. Bestehende Teststrukturen in Arztpraxen und Apotheken habe man vor diesem Hintergrund überprüft, als nicht ausreichend bewertet und akuten Handlungsbedarf ausgemacht.

Seit 10. März ist das kommunale Testzentrum in Betrieb; die Kosten für die Einrichtung werden wohl vom Bund übernommen. Das eigentlich zunächst bis 31. März befristete Angebot werde man aller Voraussicht nach auch darüber hinaus aufrechterhalten, so die Erwartung des Oberbürgermeisters: "Ich gehe bei der aktuellen Entwicklung in der Coronapandemie davon aus, dass es weiterlaufen muss." Eine diesbezügliche Vorgabe von Land und Bund gebe es aktuell aber noch nicht. Neben Erwachsenen könnten wohl zeitnah auch Schüler im Testzentrum getestet werden, "da sind allerdings noch viele Fragen offen", so Jann, der im Zusammenhang mit dem Testzentrum auch von "konfusen zeitlichen Abläufen" bei Bund und Land berichtete.

Klare Vorgaben vermittelte alsdann der Gemeinderat selbst. Einstimmig votierte man für den Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Bebauungsplans an der Abenteuergolfanlage, die ihren Betrieb nicht mehr aufnehmen wird. Auf dem Areal an der Bundesstraße B27 soll stattdessen ein integrativer Kindergarten eingerichtet werden. Nachdem die RNZ über das Aus des von der Iso gGmbH betriebenen "Inputts" und die Pläne zur Nachnutzung von Gelände und Gebäuden berichtet hatte, mehrten sich kritische Stimmen, die zum einen den Verlust der attraktiven Freizeiteinrichtung und zum anderen die Einrichtung einer Kindertagesstätte an diesem Standort bemängelten.

"Da sind ja einige Wallungen unterwegs", eröffnete OB Jann mit Verweis auf die Kritik aus der Bürgerschaft, die sich unter anderem in Leserbriefen in der RNZ niederschlug. Jene kritischen Autoren hätte SPD-Gemeinderat Hartmut Landhäußer gerne in der Sitzung am Mittwoch gesehen, seine Nachfrage nach Anwesenheit blieb allerdings unbeantwortet. Er bedauerte für die SPD-Fraktion, dass "die Golfanlage nie richtig ins Laufen gekommen ist". Begrüßte aber zugleich die Einrichtung eines neuen Kindergartens, da man dringend Plätze brauche. Letztgenannte Einschätzung teilte auch Michaela Arnold für die CDU-Fraktion.

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"Maximal sauer" zeigte sich unterdessen Dr. Gunther Leibfried von den Freien Wählern. Nicht etwa aufgrund der gegenwärtigen Entwicklung, sondern wegen der Vergangenheit. In Bezug auf das Inputt seien Versprechungen gemacht worden, die nicht eingehalten wurden. Von "Märchen oder Inkompetenz" sprach er in diesem Zusammenhang. Udo Fütterer von den Grünen wollte diese Kritik so nicht stehen lassen; unternehmerische Entscheidungen unterlägen nun mal der Gefahr von Fehleinschätzungen.

Christine Diedrich (Grüne) wollte jene Fehlentwicklungen noch einmal verifiziert oder präzisiert wissen, musste sich aber mit dem Verweis auf die bereits bekannten Ausführungen zur wirtschaftlichen Situation der Iso gGmbH begnügen. "Nach aktuellem Stand ist kein Betrieb mehr möglich", erklärte Bürgermeister Michael Keilbach, der in diesem Tagesordnungspunkt die Sitzungsleitung übernommen hatte. Oberbürgermeister Jann als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Johannes-Diakonie (einer der Gesellschafter der Iso) hatte sich selbst ebenso wie Gemeinderat und Verwaltungsratsmitglied Georg Nelius als befangen erklärt.

Mit dem einstimmigen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans"Kindertagesstätte" zur Änderung des Bebauungsplans "Golfanlage" ist die planungsrechtliche Grundlage zur Einrichtung eines integrativen Kindergartens mit drei eventuell auch vier Gruppen in Trägerschaft der Johannes-Diakonie geschaffen. Teile der Bestandsgebäude sollen ebenso wie Teile der Freianlagen mit genutzt werden. Als Bebauungsplan der Innenentwicklung wird das Vorhaben im "beschleunigten Verfahren" weiterverfolgt. Eine Umweltprüfung entfällt, die Öffentlichkeitsbeteiligung ist verkürzt.

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