Melkamu Frauendorf

Schefflenzer unterschreibt Profivertrag beim FC Liverpool

Der 17-Jährige war im August nach England gewechselt. In nur einem Jahr fand er sich gut zurecht.

29.07.2021 UPDATE: 30.07.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 6 Sekunden
Melkamu Frauendorf wird künftig für den FC Liverpool auflaufen. Der 16-Jährige wechselt von der TSG Hoffenheim zum englischen Meister an die Anfield Road. Foto: imago

Von Matthias Miltz

Schefflenz. Was hat der Schefflenzer Melkamu Frauendorf mit Robert Huth und Serge Gnabry gemeinsam? Sie alle wechselten noch in ihrer Jugend nach England und schafften dort den Sprung zu den Profis. Erst vor Kurzem reihte sich Melkamu in diese Liste ein, indem er seinen ersten Profivertrag beim FC Liverpool unterschrieb.

Nur ein Jahr brauchte der mittlerweile 17-Jährige, um sich in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden. Von Beginn war er in der U18-Mannschaft der "Reds" gesetzt. Und er zeigte auch gleich auf Anhieb, wieso ihn der Club von Trainer Jürgen Klopp im vergangenen Jahr von der TSG Hoffenheim geholt hatte. Melkamu ist offensiv variabel einsetzbar, zu Beginn der Saison startete er im linken Mittelfeld, im Verlauf der Runde kam er aber meist im zentralen offensiven Mittelfeld zum Einsatz. Außerdem ist der Juniorennationalspieler selbst torgefährlich, hat aber auch den Blick für den besser postierten Mitspieler.

Sieben Tore und zwei Vorlagen in wettbewerbsübergreifend 23 Spielen sind eine beachtliche Quote, bedenkt man, dass er sich erst vor einem Jahr ohne Freunde und Familie über den Kanal aufmachte. Umso bemerkenswerter ist, dass er auch direkt zum Führungsspieler avancierte. Am 25. Spieltag der U18-Premier League führte er sein Team sogar als Kapitän aufs Feld. Im FA-Youth-Cup erzielte er im Halbfinale nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung den 2:1-Siegtreffer. Auch im Finale traf der Schefflenzer, konnte aber die 1:2-Niederlage gegen Aston Villa nicht verhindern.

Dabei war zu Beginn seiner fußballerischen Laufbahn nicht unbedingt zu erkennen, dass Melkamu einmal einen solchen Weg hinlegen würde. In einem RNZ-Interview erzählte er einmal lachend, dass er in seinen ersten Trainingseinheiten bei der SV Schefflenz etwas überfordert war und des Öfteren auf das falsche Tor zuspielte. "Das ist aber auch etwas verständlich", weiß sein erster Jugendtrainer bei der SVS, Andreas Grimm. "Melkamu war drei Jahre alt und in einem fremden Land, verstand die Sprache noch nicht richtig." Melkamu und sein ein einhalb Jahre älterer Bruder Melesse kamen erst im Januar 2008 im Alter von drei und vier Jahren nach Deutschland. Geboren wurden die beiden in Kembata, Äthiopien. Karin Schuff und ihr Mann Daniel Frauendorf adoptierten die Brüder, die dann in Schefflenz aufwuchsen.

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"Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich bei Melkamu zu Beginn geirrt habe", sagt Grimm. "Ich dachte nicht, dass er mal ein so guter Fußballer wird." Anders sei das bei seinem Bruder Melesse gewesen, der aktuell in der U23 der TSG Hoffenheim aktiv ist. "Nachdem wir Melesse in unserer Mannschaft hatten, haben wir in der Saison kein einziges Spiel mehr verloren." Melkamu dagegen sei erst sehr schüchtern und ruhig gewesen, was sich aber mit der Zeit gelegt habe. "Er hat eine stetige Entwicklung genommen, man hat von Jahr zu Jahr sehen können, dass er besser wurde", erklärt sein damaliger Coach.

Fußball spielten die beiden Brüder schon in Äthiopien und machten damit nahtlos in Deutschland weiter. Seit ihrem ersten Tag im neuen Land verbrachten die beiden viel Zeit auf dem Sportplatz in Mittelschefflenz. So kamen sie schlussendlich auch zur SVS, wie sich Grimm erinnert: "Die Jungs waren sehr oft zum Kicken dort. Irgendwann haben uns ihre Eltern angesprochen, ob sie bei uns mittrainieren können, was natürlich kein Problem war. Dass beide so eine Entwicklung genommen haben ist natürlich genial. Und ich muss gestehen: Als ich hörte, dass Melkamu beim FC Liverpool einen Profivertrag unterschrieben hat, war ich als ehemaliger Trainer schon mächtig stolz."

Stolz ist man auch bei seinem ehemaligen Verein, der TSG Hoffenheim. "Wir freuen uns sehr und es macht uns stolz, dass unser ehemaliger Spieler Melkamu Frauendorf einen Profivertrag beim Liverpool FC erhalten hat", sagt Jens Rasiejewski, Leiter der TSG-Akademie. "Melkamu wurde sechs Jahre bei uns ausgebildet, ist zum Nationalspieler gereift und ein weiterer Beleg dafür, mit wie viel Akribie in der Akademie Talente entwickelt werden. Wir werden seinen Weg weiter verfolgen und wünschen ihm viel Erfolg."

Und auch sein ehemaliger Trainer bei der TSG, Danny Galm, mittlerweile Trainer bei der U19 des FC Bayern, freut sich für seinen ehemaligen Schützling: "Ich freue mich immer, von Melkamu und seinem Bruder Melesse zu hören. Das ist natürlich eine extrem tolle Sache und ich verfolge auch weiterhin, wie Melkamu sich da drüben so macht, stehe auch immer wieder mit ihm in Kontakt. Es freut mich enorm, dass er sich in dieser sehr schwierigen Zeit so gut eingefunden hat, dass er zeigt, was für ein guter Fußballer er ist."

Doch nicht nur der fußballerische Aspekt spielt für Galm eine Rolle: "Ich finde es schön, dass er in einem anderen Land, einer anderen Stadt nicht nur als Spieler entwickelt, sondern auch eine persönliche Entwicklung nimmt." Wenn es nach seinem ehemaligen Trainer geht, ist für Melkamu nach dem ersten Profivertrag noch lange nicht Schluss. "Es soll keine Endstation sein, die Tür ist offen. Er kann und muss sich jetzt täglich beweisen – dabei wünsche ich ihm nur das Beste. Auch seiner Familie und seinem Bruder Melesse wünsche ich alles erdenklich Gute für die Zukunft."

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