Kunst soll Mittel der Erinnerung sein
Großgemälde wurde enthüllt - Schülerausstellung eröffnet

Künstler Harald Gruber (Dessau, stehend l.) enthüllte das 2,60 auf 3,60 Meter große Gemälde am Eingang der KZ-Gedenkstätte Neckarelz, das er gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Bernard Latuner (Mulhouse) gestaltete. Fotos: Frank Heuß
Von Frank Heuß
Mosbach-Neckarelz. Unter der Überschrift "Kunst-Fest" hatte die KZ-Gedenkstätte Neckarelz am Sonntagnachmittag eingeladen. Gerade noch rechtzeitig vor Eintreffen von Starkregen konnte man vor dem Gebäude der Gedenkstätte das 2,60 x 3,60 Meter große Gemälde mit dem Titel "Utopie = Le Plan" enthüllen. Entstanden ist es im Rahmen des deutsch-französischen Projekts "Fraternité/Brüderlichkeit". Im Seminarraum der Gedenkstätte eröffnete man eine Schülerausstellung des Ganztagesgymnasiums Osterburken (GTO), das Partnerschule der Gedenkstätte ist.
Die Vorsitzende des Gedenkstättenvereins, Dorothee Roos, beschrieb im Schulhof der Clemens-Brentano-Schule (CBS) vor rund 50 Besuchern aus nahezu allen Ecken des Landkreises den Hintergrund des im März erhaltenen Europäischen Kulturerbesiegels. Die Auszeichnung bekamen 15 Gedenkstätten gemeinsam, die allesamt zum Natz-weiler-Komplex gehörten. Das so entstandene grenzüberschreitende Netzwerk brachte in Verbindung mit dem Europäischen Kulturerbejahr die Idee hervor, dass je 16 Künstler aus Deutschland und Frankreich zusammen in gemischten Duos großformatige Bilder zum Rahmenthema "Brüderlichkeit" schaffen. Die Kunst werde dadurch ein Mittel, um Aufmerksamkeit für die Erinnerungsarbeit zu schaffen.
Das Los ergab, dass Bernard Latuner (Mulhouse) und Harald Gruber (Dessau) zusammenarbeiteten, deren Werk nun am Eingangsbereich der Gedenkstätte sofort ins Auge fällt. Letztgenannter enthüllte das Werk vor Ort unter Applaus. "Es ist eigentlich ein Unding, wenn zwei Künstler zusammen ein Bild malen", bekannte Gruber gleich eingangs seiner Ausführungen. Das entstandene Bild ist zwar eine Einheit über den Hintergrund und die verbindende "Brücke der Freundschaft", hat aber doch eine Aufteilung in zwei zentrale Sektoren.

GTO-Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel, die Schülerinnen Alina Czasch und Lara Stein, die Vorsitzende des KZ-Gedenkstättenvereins, Dorothee Roos, und Kunstlehrer Thomas Breuer (v. l.) bei der Eröffnung der Ausstellung mit Bildern von 17 Schülern des Ganztagesgymnasiums Osterburken im Seminarraum der KZ-Gedenkstätte.
Ein Smartphone und ein Tablet-Computer umrahmen Symboliken der deutsch-französischen Beziehungen. Deren vielfältige Interpretierbarkeit deutete Gruber an: Die deutsche Eiche in Verbindung mit den französischen Lilien, die Form des Eiffelturms im Baumstamm und eine Art Grundriss eines Gartens als "Zusammenfassung des Weltganzen". Die Labyrinthe seien als "Weg der deutsch-französischen Freundschaft" zu interpretieren. Viele weitere Interpretationen seien jedoch möglich und von den Künstlern gewünscht, stellte Gruber heraus.
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"Ganz modern" und gleichzeitig "anregend" sei das entstandene Gemälde, unterstrich Dorothee Roos und zeigte sich überzeugt, dass es "Jugendliche interessieren und Kindern der Grundschule gefallen" werde. Ebenso freute sie sich, dass so auch der Schulgarten der CBS, deren Rektorin Annette Schabbeck sie unter den Gästen willkommen hieß, künstlerisch mit eingebunden werden konnte.
Im Anschluss eröffnete man im Seminarraum die von 17 Schülern des GTO gestaltete Ausstellung unter dem Titel "Was bleibt? Ein Kunstprojekt zur Erinnerung". Die in Acryl- und Mischtechnik erstellten Werke entstanden noch im vergangenen Schuljahr - die heutigen Oberstufenschüler der elften Klasse sollten dabei ohne nähere Vorgaben ihre Gedanken bei der Befassung mit dem geschichtlichen Thema der NS-Zeit und Konzentrationslagern künstlerisch ausdrücken. Kunstlehrer Thomas Breuer sowie stellvertretend für den Kurs beschrieben die 16-jährigen Schülerinnen Alina Czasch und Lara Stein einige der Arbeiten.
Vielfach zeichnete sich dabei die ganz unterschiedliche, aber durchweg durchdachte Herangehensweise der Schüler an das schwierige Thema deutscher Geschichte ab. An einem Projekttag hatten sie sich acht Stunden dafür Zeit genommen. Obwohl es sich nicht etwa um einen Kunst-Leistungskurs oder Ähnliches handelt, kamen beachtliche Werke dabei heraus, die vom Publikum ausgiebig betrachtet wurden. Und auch der zugehörige Ausstellungskatalog fand reges Interesse. Gedankt wurde mehreren Geldgebern, zu denen der französische Staat sowie das Land Baden-Württemberg mit diversen Fördermitteln gehören.
Info: Das großformatige Gemälde am Eingang der Gedenkstätte ist noch bis 31. März 2019 zu sehen. So lange ist auch die Schülerausstellung im Seminarraum an den regelmäßigen Öffnungstagen zugänglich.