Grünsfeld/Tauberbischofsheim

Nahm der Baggerfahrer seinen Tod in Kauf? (Fotogalerie)

Der Staatsanwalt äußert sich auf RNZ-Anfrage zu der zerstörerischen Fahrt des mutmaßlichen 38-jährigen Täters. Die Schüsse hatten den Bagger nicht lahmgelegt.

10.01.2025 UPDATE: 10.01.2025 21:15 Uhr 10 Minuten, 18 Sekunden
Der 38-jährige Deutsche hatte am Silvesternachmittag einen Bagger in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld in seine Gewalt gebracht, Fahrzeuge und Gebäude gerammt und drei Polizisten bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Foto: Marius Bulling/dpa

Von Carsten Blaue

Mosbach/Tauberbischofsheim. Der 38 Jahre alte Baggerfahrer, der am Silvestertag in Grünsfeld und Tauberbischofsheim eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, scheint seinen Tod billigend in Kauf genommen zu haben. Darauf würden die Beweislage und das Verhalten des Mannes während seiner Zerstörungsfahrt hindeuten, sagte der Mosbacher Staatsanwalt, Thorsten Zetsche, auf RNZ-Anfrage. Die Polizei hatte den 38-Jährigen auf dem Gelände eines Autohauses in Tauberbischofsheim mit zwei Schüssen in den Oberkörper getötet und seinem Treiben damit ein Ende gesetzt.

"Die konkreten Absichten und Gedanken des Täters können nicht mehr ermittelt werden, weil er verstorben ist", sagte Zetsche. Doch alles deute darauf hin, dass der Mann den Einsatz tödlicher Gewalt durch die Polizei absichtlich provoziert habe. Der 38-Jährige hatte Tage zuvor, am 28. Dezember, eine Polizeidienststelle im thüringischen Suhl aufgesucht, um "reinen Tisch" zu machen und verschiedene Straftaten zuzugeben. Zudem hatte er am 29. Dezember seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau eine Vollmacht zur "Regelung seiner Angelegenheiten" ausgestellt.

Zetsche äußerte sich auf Anfrage auch zu der Frau, die den Täter am Silvestermorgen von Thüringen nach Tauberbischofsheim fuhr – und warum sie das tat. Der Mann, so der Staatsanwalt, habe keine Fahrerlaubnis gehabt. Und die Bekannte wollte ihm einen "Freundschaftsdienst" erweisen. Bevor sie ihn an seinem Wohnort abholte, habe dieser wieder Streit mit seiner Ehefrau gehabt. Die Bekannte, so Zetsche, gelte nicht als Beschuldigte im Ermittlungsverfahren: "Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Bekannte die Absichten des Täters kannte und unterstützt hat, liegen nicht vor."

Schließlich geht Zetsche auf die Frage ein, ob die Beamten keine andere Möglichkeit hatten, den 38-Jährigen auf seiner Fahrt zu stoppen. Etwa, indem sie den Bagger fahruntauglich machen. "Dies ist Gegenstand der Ermittlungen", so Zetsche. Schüsse auf die Reifen und Hydraulikschläuche des Baggers habe es tatsächlich gegeben, allerdings ohne Erfolg. Für andere Möglichkeiten habe die Zeit gefehlt oder sie seien ebenfalls erfolglos geblieben.

Update: Freitag, 10. Januar 2025, 21.15 Uhr


Baggerfahrer war drei Tage vorher bei der Polizei 

Von Carsten Blaue

Mosbach/Tauberbischofsheim. Der 38 Jahre alte Baggerfahrer aus Thüringen, der am Silvestertag auf seiner Zerstörungstour durch Grünsfeld und Tauberbischofsheim im Main-Tauber-Kreis von Polizisten erschossen wurde, war für die Polizei schon vorher kein unbeschriebenes Blatt. Dieses und weitere Ermittlungsdetails hat am Donnerstag der Mosbacher Staatsanwalt Thorsten Zetsche bekannt gegeben.

In seiner Mitteilung stellt sich zudem der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller hinter seine Beamten. Gleichwohl verspricht der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mosbach, Florian Kienle, eine gründliche und unabhängige Untersuchung sowie juristische Bewertung des Schusswaffengebrauchs der Polizei in diesem Einsatz.

Dieser hat eine etwas längere Vorgeschichte, wie Zetsches Darstellungen der bisherigen Ermittlungsergebnisse erkennen lassen. Demnach arbeitete der Täter in den Jahren 2021 bis 2023 bei der Grünsfelder Baufirma, die er heimsuchte. Gekündigt habe er damals wohl selbst wieder. Danach nahm der Mann verschiedene Arbeitsverhältnisse an, die aber entweder frühzeitig oder sogar noch in der Probezeit schon wieder beendet waren.

In Zetsches Chronologie der Ereignisse lässt überdies aufhorchen, dass der 38-Jährige noch am 28. Dezember in einer Polizeidienststelle im thüringischen Suhl auftauchte, um "reinen Tisch" zu machen. So legte er sich gleich mehrere Straftaten selbst zur Last, die laut des Staatsanwalts unter anderem der Eigentums- und Betäubungsmittelkriminalität zuzuordnen waren.

Einen Tag später setzte der Mann ein Schriftstück auf, in dem er seine von ihm in Trennung lebende Ehefrau mit der "Regelung seiner Angelegenheiten" bevollmächtigte.

Dann der Tag der Tat: Am Morgen ließ sich der 38-Jährige von einer Bekannten zu Hause abholen und nach Tauberbischofsheim fahren. Zuvor soll der Mann im Krankenhaus gelegen haben. In der Stadt angekommen, ließ er sich zu einer Gewerbefläche in der Alten Wertheimer Straße bringen, dann zu einem Wohnhaus und schließlich zum Gelände der Grünsfelder Baufirma, für die er früher tätig gewesen war. Jetzt aber hatte er Zutrittsverbot, ausgesprochen vom Inhaber der Baufirma.

Die Ermittler sind sich inzwischen ziemlich sicher, dass der 38-Jährige mit der Tat seinem Ex-Chef schaden wollte. Doch an einer Stelle irrte der Täter: Anders als die Gewerbeareale, gehörte dem Unternehmer das zuvor angesteuerte Wohnhaus nicht.

Zetsche schildert in seiner Mitteilung die Zerstörungsfahrt des Baggers am frühen Nachmittag des 31. Dezember mit neuen Erkenntnissen. Zum Beispiel, wie der 38-Jährige die beiden Streifenwagen zerstörte. Diese hatten sich gerade an den Bagger geheftet, nachdem dieser das verwüstete Gelände der Baufirma verlassen hatte. Da drehte der Täter das Baufahrzeug um, fuhr auf die Polizeiautos zu und zerstörte diese mit der Baggerschaufel.

Eine Beamtin, die in diesem Moment ausstieg, um sich in Sicherheit zu bringen, wurde zwischen den beiden Dienstwagen eingeklemmt und leicht verletzt. Wie bereits berichtet, endete die folgenschwere Fahrt nach enormen Sachbeschädigungen auf einem Tauberbischofsheimer Autohausgelände. Die Obduktion ergab laut Zetsche, dass der 38-Jährige zwei tödliche Schussverletzungen durch Polizeikugeln erlitt.

Nach Überzeugung von Polizeipräsident Spitzmüller handelten die Polizisten vor Ort richtig, um die gefährliche Fahrt sicher zu beenden: "Meine Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten haben in dieser aufreibenden Situation die dafür notwendige Verantwortung pflichtbewusst und entschlossen übernommen, und dafür danke ich ihnen."

Und Kienle ergänzt: "Auch wenn der persönliche Hintergrund des Falles dramatisch ist, können wir froh sein, dass trotz der von dem Betroffenen verursachten erheblichen Gefahrensituationen nicht noch weitere Menschen zu Schaden gekommen sind." Zetsches Schilderungen werfen weitere Fragen zur Vorgeschichte der Tat auf – etwa zu der Bekannten, welche den 38-Jährigen fuhr. Die Fragen der RNZ dazu ließ der Staatsanwalt noch unbeantwortet.

Update: Donnerstag, 9. Januar 2025, 16.40 Uhr


Grünsfeld/Tauberbischofsheim. (dpa) Der Mann, der mit einem Bagger Chaos und Zerstörung im Nordosten Baden-Württembergs anrichtete, steckte neuen Erkenntnissen zufolge auch privat in Schwierigkeiten. Zwei bis drei Monate vor der Tat sei es zur Trennung von seiner Ehefrau gekommen, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Seitdem habe der Mann auch nicht länger in der gemeinsamen Wohnung gelebt. Der 38-Jährige sei Vater von vier Kindern gewesen. Von wem die Trennung ausging, konnte der Sprecher nicht sagen.

Der 38-Jährige hatte am Silvesternachmittag in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld mit einem Bagger Fahrzeuge und Gebäude gerammt und mehrere Polizisten bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Der Mann wütete auf dem Gelände einer Baufirma in Grünsfeld, bei der er gearbeitet hatte, und bei einem Autohaus im nahe gelegenen Tauberbischofsheim, das dem Inhaber der Baufirma gehört. Der Mann war nach der Zerstörungsfahrt mit dem Bagger von der Polizei erschossen worden.

Es habe immer wieder Streit zwischen dem Mann und seinem alten Arbeitgeber gegeben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Baggerfahrer habe Ende Januar 2023 bei dem Unternehmen gekündigt. Danach sei er als Baggerfahrer an verschiedenen Orten tätig gewesen, etwa in Görlitz, Göppingen und Beimerstetten. 

Auch nach der Kündigung sei es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den beiden Männern gekommen. Dabei ging es auch ums Geld: Ein Arbeitsgericht hatte dem Baggerfahrer laut Staatsanwaltschaft zugesprochen, dass sein früherer Chef ihm ausstehenden Lohn zahlen muss. 

Nach Angaben des geschädigten Unternehmers bestand ein Zutrittsverbot zur Firma für den Mann, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein formelles Annäherungsverbot sei den Ermittlern aber nicht bekannt. 

Der Sachschaden, der durch die Baggerfahrt entstand, sei relativ hoch, könne aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau beziffert werden, so der Sprecher. Teilweise seien die verletzten Polizisten weiter dienstunfähig.

Update: Dienstag, 7. Januar 2025, 11.35 Uhr


Täter stritt vor zerstörerischer Baggerfahrt mit Ex-Chef wegen Lohn

Grünsfeld/Tauberbischofsheim. (dpa) Der Mann, der mit einem Bagger Chaos und Zerstörung im Nordosten Baden-Württembergs anrichtete, hat mit seinem ehemaligen Arbeitgeber um Geld gestritten. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Es habe eine arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung über ausstehende Lohnzahlungen gegeben, sagte ein Sprecher. Der Täter habe den Streit zumindest teilweise gewonnen und laut gerichtlicher Entscheidung Anspruch auf Lohnrückzahlung.

Die letzte bekannte Adresse des Mannes sei in Thüringen gewesen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zum Familienstand des 38-Jährigen konnte er zunächst keine konkreten Angaben machen. Er sei zwischenzeitlich obduziert worden, dabei sei bestätigt worden, dass der Baggerfahrer durch Schüsse der Polizei gestorben ist. Es seien bei dem Einsatz während der knapp einstündigen Baggerfahrt relativ viele Schüsse abgegeben worden, die meisten aber Warnschüsse. Die Polizei habe Amtshilfe von der Straßenmeisterei angefordert, um Straßensperren zu errichten, dazu kam es dann aber nicht mehr.

Der Mann hatte am Silvesternachmittag einen Bagger in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld in seine Gewalt gebracht, Fahrzeuge und Gebäude gerammt und mehrere Polizisten bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Alles klingt nach einem Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Chef: Der Mann wütete auf dem Gelände einer Baufirma, bei der er gearbeitet hatte, und bei einem Autohaus, das dem Inhaber der Baufirma gehörte. Die Polizei erschoss den Mann schließlich.

Update: Freitag, 3. Januar 2025, 12.01 Uhr


Zerstörerische Baggerfahrt war wohl gegen Ex-Chef gerichtet

Grünsfeld/Tauberbischofsheim (dpa) Nach der zerstörerischen Baggerfahrt gehen die Ermittler von einem persönlichen Motiv des Täters im Zusammenhang mit seiner alten Arbeitsstätte aus. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der 38-Jährige bei der Baufirma gearbeitet habe, auf deren Gelände er mit dem gestohlenen Bagger wütete. "Zum Tatzeitpunkt hat das Arbeitsverhältnis aber nicht mehr bestanden", sagte ein Sprecher. Der Mann wurde am Ende einer kilometerweiten Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen.

Der 38-Jährige sei bei der Firma angestellt gewesen, es sei noch unklar, welche konkrete Aufgaben er dort verrichtet habe, sagte der Sprecher. Es gebe zudem noch widersprüchliche Informationen, ob dem Mann gekündigt worden sei oder er selbst gekündigt habe. 

Der Deutsche hatte am Silvesternachmittag einen Bagger in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld in seine Gewalt gebracht, Fahrzeuge und Gebäude gerammt und mehrere Polizisten bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd verletzt. Nach neuesten Erkenntnissen wurden vier Streifenwagen beschädigt. Der gesamte Schadensumfang kann laut Staatsanwaltschaft noch nicht beziffert werden. 

Der Mann fuhr von der Baufirma kilometerweit weiter zu einem Autohaus, wo er ebenfalls Zerstörung anrichtete. Nach dpa-Informationen gehört dem Inhaber der Baufirma auch das Autohaus. Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung existierten nicht. Die Beamten eröffneten schließlich das Feuer, der Mann starb noch vor Ort.

Zur Schussabgabe ermittelt die Staatsanwaltschaft nun ebenfalls. Es sei noch unklar, wie viele Schüsse genau auf den Baggerfahrer abgegeben wurden, aber mehrere Beamte hätten mehrere Schüsse abgefeuert, so der Sprecher. Es gebe aber zum derzeitigen Zeitpunkt überhaupt keinen Anhalt für ein Fehlverhalten der Polizei.

Update: Donnerstag, 2. Januar 2025, 11.59 Uhr


Ermittler prüfen Motiv hinter zerstörerischer Baggerfahrt

Von Carsten Blaue

Grünsfeld/Tauberbischofsheim. Ein 38 Jahre alter Mann hat am Dienstagnachmittag in Grünsfeld und Tauberbischofsheim im Main-Tauber-Kreis mit einem Bagger eine Spur der Verwüstung hinterlassen und Polizisten verletzt. Ein Polizeisprecher ging von einem "Millionenschaden" aus. An einem Autohaus mussten die Beamten den Baggerfahrer mit Schüssen aus ihren Dienstwaffen stoppen. Der Deutsche starb noch vor Ort. Über sein Motiv und die Hintergründe seiner Tat ist noch nichts bekannt. Die Kriminalpolizeidirektion Heilbronn und das Landeskriminalamt ermitteln.

Als sicher gilt, dass der 38-Jährige am Silvestertag gegen 13.30 Uhr auf das Gelände einer Baufirma in Grünsfeld eindrang, sich in den Bagger setzte und mit der Baumaschine vor Ort weitere abgestellte Fahrzeuge und Firmengebäude demolierte – das komplette Bauinventar, wie es hieß. Dann fuhr er vom Grundstück des Unternehmens und beschädigte schon hier nach Angaben der Polizei Streifenwagen der herbeigeeilten Beamten. Es gibt Fotos, welche die total zerstörte Front eines Polizeiautos zeigen. Eine Polizistin erlitt zu diesem Zeitpunkt leichte Blessuren, weil sie offenbar eingeklemmt wurde. Das Polizeipräsidium Heilbronn sprach von insgesamt drei Einsatzkräften aus ihren Reihen, welche während der zerstörerischen Fahrt leichte Verletzungen erlitten haben sollen. Genaueres ist dazu noch nicht bekannt.

Der Baggerfahrer lenkte die Baumaschine anschließend wohl über die Landesstraße L512 in Richtung Tauberbischofsheim. Die Distanz zwischen beiden Städten beträgt gut acht Kilometer. Auf dem Weg über die Bundesstraßen B290/B27 und durch das Tauberbischofsheimer Industriegebiet zog er auch andere Fahrzeuge und Gebäude in Mitleidenschaft und richtete erhebliche Schäden an. Gegen 14.22 Uhr erreichte er ein Autohaus in der Mergentheimer Straße. Als er auch hier für Verwüstungen sorgte, griffen die Polizisten erneut zu ihren Dienstwaffen. Ob der Mann zu diesem Zeitpunkt schon wieder auf dem Weg zur Straße war, kann aufgrund unterschiedlicher Angaben der Ermittlungsbehörden nicht mit Sicherheit gesagt werden. Doch schon während der gut einstündigen Verfolgung hatten die Beamten mehrere Schüsse auf den Bagger abgegeben, nachdem auch Lautsprecherdurchsagen den Fahrer nicht hatten stoppen können. Nun wurde er so schwer getroffen, dass er laut den Schilderungen der Ermittlungsbehörden noch vor Ort und trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen starb. In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Mosbach hat das Landeskriminalamt die Sachbearbeitung bezüglich des Schusswaffengebrauchs der Beamten übernommen.

Die gemeinsamen Ermittlungen mit der Kriminalpolizeidirektion Heilbronn würden sich darauf konzentrieren, den gesamten Ablauf des Geschehens nachzuvollziehen, hieß es. Hierfür würden Spezialisten der Kriminaltechnik aus Heilbronn und Stuttgart die Gegebenheiten und Spuren an allen Orten dokumentieren, an denen der Baggerfahrer wütete. Außerdem gehe es darum, Zeugen zu finden und das Motiv des Getöteten zu ergründen. Das könne sich hinziehen, sagte ein Sprecher der Polizei.

Die Ermittler gehen nach derzeitigem Stand aber nicht von einem politisch motivierten Tathintergrund aus. Ob eine psychische Erkrankung hinter dem Vorfall steckt, konnte eine Polizei-Sprecherin nicht sagen. Offen blieb auch, ob der Mann etwas mit der Baufirma zu tun hatte, von deren Gelände er den Bagger entwendete. Es hieß zunächst, er habe in der Vergangenheit für das Unternehmen gearbeitet. Auch sprach das Heilbronner Polizeipräsidium zuerst von einer "mutmaßlichen Amokfahrt". Eine Formulierung, welche die Ermittlungsbehörden später in einer gemeinsamen Mitteilung aber nicht mehr verwendeten. Sie haben im Internet ein Portal für Hinweisgeber eingerichtet, auf dem Bilder und Videos hochgeladen werden können.

Es kursiert jedoch bereits Filmmaterial, auf dem zu sehen ist, wie der gelbe Bagger knapp an einer Jet-Tankstelle vorbeifährt, auf der ein Autofahrer zurücksetzt, um sich in Sicherheit zu bringen. Auch Schüsse sind hier zu hören. Auf einem weiteren Video sieht man, wie der Bagger sich immer wieder um die eigene Achse dreht, Beamte das Fahrzeug umkreisen und Schüsse abfeuern. Auf Fotos sind mindestens fünf Einschusslöcher in den Scheiben des Baggers zu erkennen. Wie viele Schüsse letztlich abgegeben wurden und wie oft der Fahrer getroffen wurde, ist noch unklar.

Update: Mittwoch, 1. Januar 2025, 19.33 Uhr


Grünsfeld/Tauberbischofsheim. (rüb/pol/rl) Bei einer Amokfahrt mit einem Bagger hat ein 38-jähriger Mann am frühen Nachmittag des heutigen Silvestertags zwischen Grünsfeld und Tauberbischofsheim zahlreiche Fahrzeuge beschädigt. Ein Großaufgebot an Polizeikräften versuchte daraufhin, den Amokfahrer zu stoppen.

Dabei wurden auch mehrere Streifenwagen beschädigt. Eine Polizistin wurde zwar verletzt, allerdings nicht lebensgefährlich, wie Petra Rutz von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Heilbronn der RNZ zunächst mitteilte. Später war von drei leichtverletzten Polizisten die Rede. Der Täter konnte erst durch Schüsse gestoppt werden. Er erlitt dabei schwere Verletzungen, denen er wenig später erlag.

Laut Polizei begann die Amokfahrt gegen 13.35 Uhr auf dem Gelände einer Baufirma in Grünsfeld. Der Polizei zufolge hätte die Fahrt noch weitaus schlimmere Folgen haben können: Auf Fotos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, ist zu sehen, dass der Täter dort nicht nur den Bagger entwendet hat, sondern auf dem Firmengelände gewütet und mehrere Pkw und Baufahrzeuge demoliert hat.

Anschließend fuhr er Richtung Tauberbischofsheim, wo die Versuche der Polizei, ihn zu stoppen, zunächst scheiterten. Auf dem Weg über die Bundesstraße 290/27 und durch das Industriegebiet in Tauberbischofsheim wurden mehrere Streifenwagen und zivile Fahrzeuge durch den Bagger beschädigt. 

Gegen 14.22 Uhr endete die Fahrt des 38-Jährigen bei einem Autohaus in der Mergentheimer Straße. Nachdem der Mann auch hier begonnen hatte, mit seinem Bagger für erheblichen Sachschaden zu sorgen, kam es einer "Schussabgabe", wie die Polizei mitteilte. In einem Video sind mehrere Schüsse zu hören, von denen mindestens einer den Amokfahrer traf. 

Trotz umgehend eingeleiteten Reanimationsmaßnahmen sei der niedergeschossene Fahrer dann seinen Verletzungen erlegen. Das Motiv für die Amokfahrt des 38-Jährigen oder könnten derzeit keine Angaben gemacht werden, teilten die Beamten am Dienstagnachmittag mit.

Zeugen und geschädigte Personen können sich mit dem Polizeirevier Tauberbischofsheim unter der Telefonnummer 09341/810 in Verbindung setzen. Die Ermittlungen bezüglich des Schusswaffengebrauchs werden durch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg geführt.

Die Polizei bittet zudem um die Übermittlung von gefertigtem Videomaterial. Dieses kann über das Hinweisportal unter https://bw.hinweisportal.de/mannkapertbagger/de/upload bereitgestellt werden.

Ort des Geschehens

Update: Dienstag, 31. Dezember 2024, 18.15 Uhr

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