GRN-Klinik Eberbach

Wie die Diakonissen Kranken Geborgenheit gaben

Beim Patienteninformationstag in der Stadthalle können sich Besucher mit der Geschichte der Klinik befassen.

04.11.2023 UPDATE: 04.11.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Leider ist nicht bekannt, ob auf diesem Foto von 1972 Säuglingsschwester Waltraud oder ihre Kolleginnen Martha oder Friedel zu sehen sind. Alle drei unterstützten Dr. Schulz. Repro: Carolin Reinmuth

Von Carmen Oesterreich

Eberbach. Wenn am Montag der 8. Patienteninformationstag in der Stadthalle mit Fachbeiträgen zur Arbeitsweise der GRN-Klinik sowie zu den medizinischen Fachdisziplinen beginnt, können die Besucher auch in die Geschichte der mittlerweile 120 Jahre alten Klinik eintauchen. Neben den Infoständen im Foyer mit dem Kardiocheck mit Dr. Daniel Herzenstiel, Leitender Arzt der Kardiologie und Angiologie, und zur Triage mit Magdalena Dietz von der Zentralen Notaufnahme gibt es nämlich eine kleine Ausstellung zum Thema "120 Jahre Klinik Eberbach".

Die RNZ berichtete bereits am 28. Oktober über die Entwicklung "Vom Bezirksspital zum modernen Krankenhaus" der GRN-Klinik Eberbach. Dies veranlasste eine aufmerksame Leserin, uns zu bitten, doch einmal unser Augenmerk auf die Diakonissen zu lenken, die mehr als "vierzig Jahre lang den Erkrankten herzlich und einfühlsam das Gefühl von Geborgenheit, Ruhe und Frieden gaben". Ältere Schwestern aus dem Mutterhaus Lachen-Speyerdorf in Neustadt (an der Weinstraße), die nicht mehr in der Pflege arbeiten konnten, "kümmerten sich um die Ordnung und sorgten beispielsweise für die schöne Blumendekoration".

Diakonisse Rosa Ott war Oberschwester im damals noch so genannten Städtischen Krankenhaus Eberbach. Repro: Carolin Reinmuth

Die Diakonissen kamen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Eberbach, als das Krankenhaus schon in der Trägerschaft der Stadt war. Die hohe Belegungszahl erforderte damals auch mehr Pflegepersonal. Doch das Rote Kreuz vom Mutterhaus Karlsruhe hatte in den schwierigen Nachkriegsjahren immer größere Probleme, den Bedarf durch ausreichend viele, gut ausgebildete Schwestern abzudecken. So kam es laut der Schilderung von Lutz Ritter im Eberbacher Geschichtsblatt 102 zu ernst zu nehmenden Konflikten zwischen den Ärzten, Schwestern und auch den Patienten.

Die Stadt hätte zudem tiefer ins Haushaltssäckle greifen müssen, weil das Rote Kreuz einen "Gestellungsvertrag" einforderte, dessen Mehrausgaben sie nicht hätte stemmen können. So übernahm 1953 der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband Marburg an der Lahn mit 20 Diakonissen einschließlich einer "Hebammenschwester" und Pflege-Schülerinnen vom Mutterhaus in der Pfalz die Pflege.

Auch interessant
Eberbach: Wie die GRN-Klinik vom Bezirksspital zum modernen Krankenhaus wurde

Der Einzug der Diakonissen und eine neue Organisation des gesamten Betriebes begründete eine Art "Neuanfang" des Städtischen Krankenhauses. Eine Krankenpflegeschule entstand, Diakonisse Rosa Ott wurde Oberschwester. Doch ein Problem blieb: Es gab weder Platz für die weiter wachsende Zahl der Patienten noch für das Personal. Deshalb veranlasste der damalige Bürgermeister Dr. Hermann Schmeißer, statt der beengten Schwesternzimmer unterm Dach ein eigenes Schwesternhaus zu errichten.

Finanziell getragen vom "Zweckverband Krankenhaus Eberbach", konnten die Diakonissen im August 1960 in ein Haus mit 36 Zimmer einziehen. Zudem gab es ein weiteres mit drei Wohnungen für die Familien der Hausmeister und Pfleger. Beengt blieb es weiterhin, 1979 wurde ein zweites Schwesternhaus errichtet.

In einem "schleichenden Prozess, als das Weltliche mehr zählte als das Geistliche", wurden es dann immer weniger Diakonissen. Aus Alters- oder Krankheitsgründen, manche wurden auch ins Mutterhaus abberufen. Andere, wie Schwester Friedel, blieben in Eberbach und wechselten in den Sozialen Dienst der Diakonie. "Das lief ganz sukzessiv", sagt unsere Leserin, die nicht mit Namen genannt werden möchte: "Später kamen Schwestern dann von den Krankenpflegeschulen, und sie haben heute auch ein großes Herz für die Patienten."


Hintergrund

Einlass zum 8. Patienteninformationstag in der Stadthalle ist am Montag, 6. November, um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Im Foyer gibt es Info-Stände und die Ausstellung. Um 17 Uhr beginnen die Fachvorträge:

> (Gallen-)Steine aus Sicht des Internisten: Dr. Bernhard Nitsche, Chefarzt der Inneren Medizin

> (Gallen-)Steine aus Sicht des Chirurgen: Dr. Thorsten Löffler, Chefarzt der Allgemeinchirurgie

> Steine aus Sicht des Urologen: Dr. Jan Voegele, Chefarzt der Urologie

> Arthrose im Hüftgelenk: Dr. Martin Stark, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie

> Durchblutungsstörung in den Beinen: Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie

> Schmerz- und Palliativmedizin im GRN-Klinikum Eberbach: Wo stehen wir? Was wollen wir erreichen?, Dr. Markus Hewel Oberarzt der Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie.

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.