Mosbacher schritt ein, als Verkäuferin im Rewe angegriffen wurde
"Wenn Menschen in Not sind, muss man helfen", meint Carsten Link. Er wurde nun mit einem Zivilcouragepreis ausgezeichnet.

Mosbach. (cao) Eigentlich wollte Carsten Link "nur kurz was Kleines einkaufen gehen". Was genau er und sein Sohn am 24. September 2022 im Rewe-Markt an der Bachmühle besorgen wollten, "das weiß ich heute gar nicht mehr", sagt der 50-Jährige im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung. Der Samstagmittag ist dem Mosbacher dennoch gut im Gedächtnis geblieben.
Als eine Verkäuferin von einer Frau angegriffen wurde, verharrte Link nicht wie andere Kunden in Schockstarre und schaute nur zu. Der Physiotherapeut schritt ein – und wurde dafür mit dem Zivilcouragepreis des "Vereins zur Förderung der Kommunalen Kriminalprävention – Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis" ausgezeichnet.
Es war ein paar Minuten nach 12 Uhr, als Carsten Link an dem besagten September-Tag mit seinem Sohn den Supermarkt in Mosbachs Innenstadt betrat. "Als wir uns im Bereich der Zahnpflege befanden, hörte ich plötzlich ein lautes Scheppern. So, als ob eine Flasche runtergefallen wäre."
Zunächst dachte sich das Vater-Sohn-Gespann nichts dabei. Als dann aber noch ein lautes Schreien dazukam, wurde Carsten Link doch stutzig und ging der Sache auf den Grund. Bei den Frühstücksflocken wurde er schließlich fündig.
Ursache des lauten Geschreis war die Auseinandersetzung von drei Verkäuferinnen und einer Frau, "die gerade eine Verpackung von Cornflakes aufriss und scheinbar vorher schon mehrere Gläser mit eingemachtem Obst aus dem Regal geschmissen hatte". Genau so steht es in der Aussage, die der couragierte Preisträger später gegenüber den Ermittlern der Polizei machte.
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Beschwichtigend nahm Carsten Link der Frau die Müslipackung aus der Hand und fragte einen jungen Mann, der neben ihr stand, ob sie zu ihm gehöre. "Eine Antwort blieb er mir schuldig." Link redete weiter auf die Frau ein und wies eine der Verkäuferinnen darauf hin, am besten die Polizei zu alarmieren. "Aber plötzlich holte die Frau aus und schlug einer der Angestellten ins Gesicht."
Ohne zu zögern ging Carsten Link dazwischen und hielt die Angreiferin erst einmal fest, um weiteren Schaden abzuwenden. In Begleitung einer Verkäuferin brachte er die Frau, die sich sichtlich in einem psychischen Ausnahmezustand befand, ins Büro des Einkaufmarktes.
Zur Ruhe kam die Randaliererin dort aber nicht. "Sie wehrte sich und trat nach mir, sodass ich sie fixierte, damit niemand mehr zu Schaden kommen konnte." Wenige Minuten später traf dann auch schon die Polizei ein und übernahm, und Carsten Link und sein zwölfjähriger Sohn setzten ihren Einkauf fort.
"Zivilcourage heißt, nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf andere Acht zu geben und nicht zuzulassen, dass deren Würde verletzt wird", hatte Landrat Dr. Achim Brötel als Vorsitzender des Vereins Sicherer Neckar-Odenwald-Kreis bei der Verleihung des Zivilcouragepreises betont.
"Ich habe nicht überlegt, sondern bin einfach eingeschritten", sagt Carsten Link rückblickend auf das Ereignis. "Wenn Menschen in Not sind, muss man einfach helfen, weil unsere Gesellschaft sonst zugrunde geht."
Wichtig sei dabei aber auch die Eigensicherung, niemand solle auf Zwang zum Helden werden und sich dabei selbst gefährden, mahnt der 50-Jährige. Nicht einzuschreiten sei jedoch keine Option: "Man kann auch helfen, indem man Hilfe holt, die Polizei anruft und andere Leute dazuholt", macht Carsten Link deutlich. "Leider schauen heutzutage einfach viel zu viele Leute weg, wenn andere in Not sind."