Zum Judentum zählt mehr als Pogromgedenken
Fünfte Eberbacher Herbst-Veranstaltungsreihe will die Vielfalt des jüdischen Lebens vor Augen führen

Eberbach. Einen Einblick in jüdisches Leben geben wollen acht Kooperationspartner mit der diesjährigen Herbst-Veranstaltungsreihe unter Federführung der Volkshochschule (VHS) Eberbach-Neckargemünd. Ab Donnerstag, 19. September, gibt es 13 Angebote wie Vorträge, Filme, Mitmachkurse, das Gedenktagprogramm sowie ein Abschlussfest.
"Für uns war schon in den Vorbesprechungen wichtig, dass wir nicht nur zurückblicken, sondern auch jüdisches Leben heute erlebbar, erfahrbar machen wollen," eröffnet VHS-Leiterin Barbara Coors das offizielle Vorstellen der Reihe.
Deren Anlass ist die 100. Wiederkehr der Eberbacher Synagogenweihe von 1913 wie auch der 75. Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938. Rund um die zentrale Veranstaltung am 9. November gruppieren sich die anderen Themen. Historiker Helmut Joho als der Autor der bisherigen Veröffentlichungen über Juden in Eberbach eröffnet die Reihe mit einem Vortrag (zu den genauen Veranstaltungsdaten siehe nebenstehender Kasten). Dafür hat Joho seine bisherigen Forschungen überarbeitet und ergänzt.
Reinhart Lochmann, langjähriger Leiter der Gedenkstätte ehemalige Synagoge" in Adelsheim-Sennfeld erweitert das Thema mit dem Blick auf ganz Nordbaden. Begleitend zu Lochmanns Vortrag bietet die Stadtbibliothek einen Büchertisch und eine Literaturliste zum Thema an.
Über heute in Deutschland gelebten jüdisches Alltag spricht die Gemeindeleiterin aus Heilbronn, Avital Toren. Was Lernen im jüdischen Selbstverständnis bedeutet und was man unter der Tradition des jüdischen Lehrhauses versteht, veranschaulicht der Abend mit dem Heidelberger Rabbi Shaul Friberg.
Wie insbesondere Frauen im Judentum eine säkulare Gesprächskultur geschaffen und am Leben erhalten haben, will der Abend über jüdische Salons mit Ruth Leifeld und Barbara Coors lebendig werden lassen. Flankiert werden die Vorträge von zwei Filmvorführungen: Margarethe von Trottas Portrait der Eichmann-Prozessbeobachterin Hannah Arendt und ein Dokumentarfilm über den jüdischen Friedhof von Berlin-Weißensee.
Gymnasiasten des Hohenstaufen-Gymnasiums (HSG) haben den Gedenkstein am Synagogenplatz gestaltet. Zu dessen Einweihung wird Rabbi Friberg Psalmen lesen, die der evangelische Dekan Pfarrer Ekkehardt Leytz und der katholische Pfarrer Matthias Stößer übersetzen. Schüler des HSG-Neigungskurses Geschichte haben eine Führung entlang der "Stolpersteine" ausgearbeitet. Dabei stellen sie das Leben und Schicksal der auf den Steinen verzeichneten jüdischen Eberbacher Bürger dar. Die etwa eine Dreiviertelstunde dauernde Führung wird im Anschluss an den Einweihungsakt durch Obere Badstraße zum Leopoldsplatz und zurück durch die Kellereigasse führen. Im evangelischen Gemeindehaus am Leopoldsplatz befinden sich als einzig erhaltenes Relikt der Synagoge die Gesetzestafeln, die auf dem First saßen.
In der Michaelskirche folgt ein Konzert mit Werken von Komponisten jüdischen Glaubens, an der Schüler des HSG-Musikkurses mitwirken, ebenso die evangelische wie katholische Kantorei, die "flotten Klappen" der Musikschule Eberbach, Ronald Autenrieth und Hartmut Tramer.
Träger der Veranstaltungsreihe sind neben der VHS die Stadt Eberbach, die Stadtbücherei, die Musikschule, Schüler und Lehrer des Hohenstaufen-Gymnasiums, das Mobile Kino, das katholische Bildungswerk sowie die evangelische Kirche. Die Reihe ermöglichte eine Unterstützung der Firma Dilo.
Fi Info: Über die Veranstaltungsreihe informieren jetzt ausliegendes Flugblatt sowie die Internetseite www.vhs-eb-ng.de