Sind die Wildkatzen wieder zurück?
Der BUND Steinachtal und der Nabu Eberbach starteten am Samstag ein gemeinsames Projekt zum Nachweis.

Von Elisabeth Murr-Brück
Eberbach. Für Menschen ist es ein mildes Beruhigungsmittel, Kater hingegen drehen auf, wenn sie Baldrian riechen. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes von BUND und Nabu Eberbach haben am Samstag Helfer im Wald rund um Eberbach präparierte Lockstöcke aufgestellt, um so zu erfahren, ob es hier wieder Wildkatzen gibt. "Sie waren hier heimisch, lange bevor sich Menschen angesiedelt haben", sagt Organisator Dr. Jochen Schwarz vom BUND Steinachtal. Als vorgeblicher Beute-Konkurrent wurde sie lange von Jägern verfolgt und nahezu ausgerottet. In Hessen hat sie sich inzwischen wieder angesiedelt, sie breitet sich allmählich nach Süden aus, der baden-württembergische Odenwald sei "Wildkatzen-Erwartungsland", sagt Schwarz. Schon vor zehn Jahren hat er eine ähnliche Aktion gestartet, damals noch ohne positives Ergebnis.
Die 15 ehrenamtlichen Helfer hatten diesmal ausführliche theoretische Informationen über einen Zoom-Vortrag des BUND-Landesverbandes bekommen, vor dem Start am Leopoldsplatz gab es noch eine kurze Einweisung, bevor sie sich in vier Gruppen auf den Weg zu den vorab ausgewählten Standorten im Wald machten, zwei sind am Katzenbuckel, weitere zehn nördlich von Eberbach. Gut zweieinhalb Stunden dauerte so eine Aktion im nasskalten Nieselwetter, erzählt Mitinitiatorin Edit Spielmann.

Als Gymnasiallehrerin für Biologie und Chemie weiß sie, wie wichtig die Reinigung der Stöcke nach dem Einschlagen war. Damit keine fremde DNA an den Stöcken verbleibt, wurden sie abgeflämmt und dann erst sorgfältig mit Baldrian eingesprüht. Für Kater ein unwiderstehliches Parfum, es riecht für sie wie der Lockstoff einer rolligen Katze; in diesen Wochen beginnt die Paarungszeit ("Ranzzeit").
Wenn sich die Kater an den Stöcken reiben, bleiben Haare hängen, die werden dann abgenommen und vom Senckenberg-Labor für Wildtiergenetik untersucht. "Dabei kann man nicht nur die Tierart erkennen", erklärt Edit Spielmann "sondern sie sogar individuell zuordnen - wie bei Menschen." Man weiß dann, ob ein Tier öfter kommt und vermutlich im Umkreis sein Revier hat. Ein erster Kontrollgang findet schon in einer Woche statt, bis Mitte April wird es zehn weitere geben, 120 Stunden ehrenamtlicher Arbeit also. Zudem wurden noch Wildkameras installiert, auch damit hofft man, die Tiere nachweisen zu können.
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Das Projekt wird in Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie mit dem BUND-Landesverband und dem NABU-Eberbach durchgeführt. Ebenfalls beteiligt ist die Evangelische Stiftung Pflege Schönau, in deren Forsten am Roberner See (wo sich übrigens auch Biber wieder angesiedelt haben) gleichfalls Lockstöcke kontrolliert werden. Koordiniert wird das Projekt vom BUND Landesverband Baden-Württemberg sowie vor Ort durch den BUND Ortsverband Steinachtal. Auch die Jägerschaft wissen sie inzwischen auf ihrer Seite. Nicht nur, weil die Wildkatzen europaweit eine geschützte Art sind. Sie stehen repräsentativ für andere Tiere, die vergleichbare Ansprüche an ihren Lebensraum haben wie Fledermaus- und Spechtarten, Käfer und Luchse, Hirsche und Feuersalamander.
Auch wenn Wildkatzen sich ausnahmsweise mit Hauskatzen paaren, sind sie doch eine grundsätzlich andere Art, erklärt Dr. Schwarz. Hauskatzen kamen erst mit den Römern zu uns, Wildkatzen – optisch auf Anhieb oft schwer zu unterscheiden – lassen sich nicht als Haustiere halten. Auch im Wald reagieren sie äußerst empfindlich auf Störungen. Edit Spielmann appelliert an Mountainbiker, nicht abseits der Wege zu fahren.