Eberbach

Ins alte Haus soll jetzt die Kinderbetreuung

Voraussichtliche Kosten von mehr als 600.000 Euro für 20 Plätze stoßen bei SPD und CDU auf Kritik - Gebäude hat etliche Mängel

16.07.2019 UPDATE: 17.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Das Gebäude neben dem Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße steht seit vielen Jahren leer. Nun gibt es Pläne, dort eine Kindertagesstätte einzurichten. Foto: Christofer Menges

Eberbach. (cum) Die Fenster sind teils fast blind, an Türen und Rahmen blättert die Farbe, im feuchten Gemäuer hat sich laut dem CDU-Bauexperten Heiko Stumpf der Hausschwamm, ein Hausfäulepilz, ausgebreitet: Seit vielen Jahren steht das Gebäude neben dem Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße leer. Nun gibt es Pläne, dort in einer Tagesstätte 20 Kinder zu betreuen. Dazu müsste das Haus grundlegend saniert und umgebaut werden. Doch im Bauausschuss des Gemeinderats stoßen die Umbaupläne auf Kritik.

Eigentlich hatte die Stadt das Haus für eine mögliche Erweiterung des Rathauses gekauft. Doch das ist laut Bürgermeister Peter Reichert nicht mehr nötig: "Wir haben in den letzten Jahren Personal reduziert." Nun sucht die Stadt nach einer "sinnvollen Verwendung".

Gleichzeitig sieht die Verwaltung dringenden Bedarf für mehr Plätze zur Kleinkindbetreuung. Daher kommt die Idee, in dem Haus zwei Betreuungsgruppen für jeweils zehn Kinder unter drei Jahren einzurichten. Gespräche mit dem Verein Rappelkiste, der bereits in der Zwingerstraße Kinder betreut, und dem Kommunalverband Jugend und Soziales seien positiv verlaufen.

Nur geht das nicht ohne Umbau. Und der könnte teuer werden. Das Mannheimer Architekturbüro Studio SF, das bereits den neuen Kindergarten in der Güterbahnhofstraße plant, hat als einziges von drei angeschriebenen Büros ein Angebot über 66.000 Euro für die Planung abgegeben. Die anderen beiden Büros hätten erst im Frühjahr nächsten Jahres mit den Planungen beginnen können.

"Ich bin furchtbar erschrocken", sagte Rolf Schieck (SPD). Denn wenn die Planungsleistungen rund zehn Prozent der Baukosten ausmachen, kommt der Umbau schnell auf 600.000 Euro und mehr. " Wir haben zwar im Grundsatz beschlossen, das zu machen, aber das ist unglaublich viel Geld", so Schieck.

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Geld, das momentan auch woanders gebraucht werde. Nur käme ein Abriss mit Neubau laut Bürgermeister Reichert deutlich teurer. Zudem brauche es für das Gebäude eine Lösung und zumindest die Fassade sehe er als erhaltenswert an, so der Rathauschef.

CDU-Stadtrat Stumpf hatte neben Feuchtigkeit und Hausschwamm jedoch auch die mangelnde Barrierefreiheit und das alte Dach mit "original Eberbacher Dampfziegeln" auf der Mängelliste: "Da sehe ich nichts Erhaltenswertes, das wird eine teure Bauruine." Fraktionskollege Karl Braun brachte Alternativen wie einen Anbau an St. Maria in Neckarwimmersbach oder das Backsteingebäude in der Zwingerstraße ins Spiel.

Laut Bürgermeister Reichert ließen sich Kinderbetreuungsplätze jedoch nirgends günstiger umsetzen, auch nicht durch einen weiteren teureren Anbau an den neuen Kindergarten in der Güterbahnhofstraße. Zudem seien Plätze in der Altstadt gefragt und die Stadt könne bei einer Renovierung "mit leuchtendem Beispiel vorangehen": "Wir reden doch immer von Belebung der Innenstadt!"

"Nicht aus der Hüfte geschossen" sind die Pläne laut Stadtbaumeister Steffen Koch: Der Architekt habe sich das Gebäude mehr als zwei Stunden von außen und innen angeschaut.

Auf Anregung von Christian Kaiser (AGL) soll ein KfW-Darlehen geprüft werden, Bürgermeister Reichert sagte, er wolle auch eine mögliche Förderung aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum abklopfen.

Ort des Geschehens

Nun soll das Studio SF erst einmal die Grundlagen ermitteln und eine Vorplanung mit Kostenschätzung erstellen. Diese ersten zwei Leistungsphasen kosten laut CDU-Baufachmann Volker Brich rund 6500 Euro. Parallel soll der Architekt einen Vorschlag für einen Neubau machen. Das wurde vom Ausschuss bei einer Gegenstimme beschlossen.

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