Circus Rolina gastiert in der Stadt
Andy Ortmann und sein Circusteam freuen sich auf Eberbach. Das letzte Mal machte Rolina vor 39 Jahren Halt in der Stauferstadt.

Von Moritz Bayer
Eberbach. Das bunte Zelt und die Wagen stehen, das Hämmern und Klopfen der Bodenarbeiten und letzten Vorbereitungen ist vorüber: Ab heute hat Eberbach in der Au wieder einen Circus. Dass Rolina nun vom 14. bis 23. Oktober alte wie junge Eberbacher verzücken kann, ist viel Planung und Aufwand zu verdanken. Einer, der es ganz genau wissen muss, ist Andy Ortmann, der von sich selbst sagt: "Ich bin mit Tieren aufgewachsen. Zoo war schon immer Teil meines Lebens."
In bereits siebter Generation ist er "Einer der Ortmanns". Insgesamt sind es stolze 15 Personen, der Circus Rolina ist ein klassischer Familienbetrieb. Dieses Jahr fahren sie durch Hessen und Baden-Württemberg. Natürlich nicht einfach drauf los, sondern streng nach Plan. Und der wird zwei Jahre im Vorfeld bestellt. Dafür ist eine Vollzeitbürostelle vonnöten, bei den Ortmanns macht das der jüngste Bruder, Tino. Er ist damit und mit Abrechnungen, Bestellungen et cetera derart beschäftigt, dass er für Aufbau zum Beispiel keine Kapazitäten hat. Einige Arbeiter unterstützen die Familie daher beim Parken, Anordnen und Entladen der 20 großen Transporter und Anhänger.

Zwei Tage Akkordarbeit ist meist nötig, dann steht der Circus. Als erstes werden, wenn Rolina an einen neuen Standort kommt, die Tiere versorgt und deren Gehege so weitläufig wie möglich auf dem Gelände aufgebaut. Die Versorgung ist logistisch anspruchsvoll. Denn auch wenn Andy den Betrieb als mittelgroß bezeichnet, hat Rolina ein überdurchschnittlich großes Programm und entsprechend viele Tiere: Kamele, Zebras, Antilopen, Hochlandrinder und viele mehr wollen gefüttert werden. Pro Tag gehen so drei große Ballen Heu à 400 Kilogramm weg, rund 150 Kilogramm Kraftfutter obendrauf.
Meist kommt ein regionaler Lieferant direkt nach Ankunft, füllt die Vorräte bei Rolina auf und nimmt angesammelten Mist gleich mit. Die Vorräte würden sonst aber auch etwa eineinhalb Wochen ausreichen. Was in Eberbach einfach und unkompliziert ablief, kann in städtischeren Gegenden schwierig werden. "Da steckt viel Planung und Arbeit dahinter", fasst Andy zusammen.
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Nicht nur an Tiere, auch an die Menschen will gedacht sein. Die Kinder sind allesamt circusbegeistert, aber eben auch teils noch schulpflichtig. Daher kommt zwei bis dreimal die Woche ein mobiles Schulmobil, derzeit aus Wiesbaden. Während die Großen also schaffen, aufbauen und üben, tun die Kleinen regelmäßig was für ihre Bildung. Für die meisten steht aber ohnehin recht früh fest, dass es über Circusschule auch mittelfristig in den elterlichen Betrieb gehen soll.
An den letzten Besuch in Eberbach kann sich keiner der aktiven wirklich erinnern, aber Großvater Ortmann weiß Bescheid und kann aufklären: 39 Jahre ist es her, seit das bunte Zelt in der Au erstrahlte. Mittlerweile passen 600 Zuschauer auf die Logen rund um die Manege, die Familie hofft auf regen Zuspruch in der Stauferstadt und hat daher der Zeitung auch gerne Freikarten zur Verlosung angeboten.
Am Freitag um 16 Uhr heißt es zum ersten Mal: Manege frei! Zwei Stunden Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie warten in der Au. So, wie für jeden Zuschauer etwas aus den Bereichen Tiere, Artistik und Clownerie dabei sein dürfte, hat auch jeder Ortmann sein Steckenpferd. Während Toni für die edlen Dressurpferde lebt, mit denen er tiefe Verbindungen hat, haben es Bruder Nico die Reptilien angetan. Ohne absolutes Vertrauen und entsprechende Verbindungen sollte man auch keine Schlagen in der gezeigten Größenordnung anfassen. Andy glänzt am liebsten beim großen Exotenzug und zeigt die komplette Bandbreite an mitgebrachten Vierbeinern – verstärkt durch einen Emu.
Natürlich vertreten sie sich bei Bedarf gegenseitig, die Familie unterstützt sich, wo sie nur kann. Aber glücklicherweise sind Krankheitsfälle oder Verletzungen extrem selten.