146 Millionen Euro ist die Stadt offiziell wert
Sieben Jahre Arbeit: In der Eröffnungsbilanz ist das städtische Vermögen vom Wald über Feuerwehrautos bis zum Streusalzvorrat erfasst.

Von Christofer Menges
Eberbach. Wie viel ist die Stadt Eberbach eigentlich wert? "146 Millionen, 274.114 Euro und 36 Cent, Stand 1.1.2014", würde die Antwort von Kämmerer Patrick Müller jetzt wie aus der Pistole geschossen kommen. Sieben Jahre hat er mit seinem Team der Stadtkämmerei an der Eröffnungsbilanz des städtischen Haushalts getüftelt, alle städtischen Abteilungen in und außerhalb des Rathauses in Beschlag genommen – nebenher, neben seinem üblichen Geschäft. Nebenbei haben er und seine Leute der Stadt so auch eine Stange Geld gespart. Denn wäre die Erstellung der Eröffnungsbilanz extern in Auftrag gegeben worden, hätte das ordentlich gekostet.So dauerte es eben ein bisschen länger.
Herausgekommen ist nach sieben Jahren ein Mammutwerk in Zahlen: eine Erfassung des kompletten städtischen Vermögens. 137 Millionen Euro hatte die Stadt Anfang 2014 an Sachvermögen, 9 Millionen Euro an Finanzvermögen.
> Feld, Acker, Wiese und vor allem Wald: Mit 44 Millionen Euro wurden die Grundstücke im Stadtbesitz bewertet. Das meiste davon, nämlich 35.694.000 Quadratmeter: Wald. Den möglichen Verkauf des Stadtwalds hatte der frühere Bürgermeister Bernhard Martin mal als Diskussionsbeitrag zur städtischen Finanzgesundung in die Runde geworfen. Jetzt weiß man, was er bringen würde: 39 Millionen Euro. Die Grünflächen wurden mit 1,1 Millionen bewertet, Ackerland in Stadtbesitz mit 1,4 Millionen.

> Rathaus, Schulen, Hallen, Feuerwehr, Spiel und Sport: Auf ebenfalls 44 Millionen Euro wurden die bebauten Grundstücke der Stadt taxiert. Allein 24 Millionen Euro beträgt der Buchwert der Eberbacher Schulen. Zehn Millionen sind die Dienstgebäude wie Rathaus, Bauhof und Feuerwehrhäuser wert. Mit neun Millionen sind Kultur-, Sport- und Gartenanlagen erfasst. Dazu gehören Sporthallen, Sport- und Spielplätze.
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> Kanäle, Brücken, Straßen, Friedhöfe: Das Infrastrukturvermögen beträgt ebenfalls 44 Millionen Euro. Von wegen Geld stinkt nicht: Der dickste Posten sind mit 28 Millionen Euro die Kläranlage und das Kanalisationsnetz. Mit 13,6 Millionen sind Straßen, Wege, Plätze und 36 Brücken veranschlagt. Die sechs Friedhöfe samt der Bestattungseinrichtungen haben auch einen Buchwert: 611 591 Euro.
> Fuhrpark und Maschinen: nur 1,1 Millionen Euro. Allein die 2018 angeschaffte neue Feuerwehrdrehleiter Florian 1/33 kostete 640 000 Euro. Forst, Bauhof – alle haben Fahrzeuge und Maschinen. Das ist aber der Knackpunkt: 2014 waren etliche Fahrzeuge in die Jahre gekommen. Die tauchen in der Bilanz nicht auf. Dort wurde nur bewegliches Vermögen bilanziert, das nicht älter als sechs Jahre ist.
> Aktenschränke, Werkzeug, Schultische: Bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung ist es ähnlich wie beim Fuhrpark. Nur was nicht älter als sechs Jahre ist und mehr als 1000 Euro gekostet hat, wurde erfasst. Alte Overhead-Projektoren sind also nicht dabei. Deshalb kommt trotz einer Masse an Mobiliar und Gegenständen in Büros, Schulen, Hallen und im Bauhof auch hier nur eine Million Euro zusammen.

> Vorräte: Wer schon immer mal wissen wollte, wie viel Streusalz und Heizöl die Stadt zum Jahreswechsel 2014 gebunkert hatte: Streusalz im Wert von 9405 Euro und Heizöl für 44 501 Euro.
> Die Kunst: Kommunen unterstützen oft Kultur und Künstler. Mosbach hat zum Beispiel ein Aufkaufprogramm für Kunst aus der Region für die städtische Sammlung. Eberbach hat Bilder von Rudolf Epp, Heiner Knaub, Hanna Breidinger-Spohr und Armin Stähle. Die Bewertung ist schwierig. "Der ideelle Wert überwiegt", schreibt der Kämmerer dazu. Immerhin: eine gute halbe Million kommt auch hier zusammen.
> Unternehmen: Gemeinden sind oft an Unternehmen beteiligt, um ihre Aufgabe der allgemeinen Daseinsfürsorge zu erfüllen. Eberbach ist im Vergleich zu anderen Kommunen nicht dick im Geschäft. E.con, Zweckverband kommunale Informationsverarbeitung, Gemeindeversicherungsverband: rund 100 000 Euro. Der Eigenbetrieb Stadtwerke hatte 2014 mehr als eine halbe Million negatives Eigenkapital und damit einen Buchwert von 0, genau wie die in der Bilanz gar nicht erfassten Anteile an der Eberbacher Baugenossenschaft.
> Die Stadtkasse: 6,7 Millionen Euro hatte die Stadt Anfang 2014 zwar nicht bar in der Kasse, aber doch zumindest als "liquide Mittel" auf ihren Konten. Ein Einbruch im Rathaus lohnt sich eher nicht: An Barem hatte die Stadt nur 5 460 Euro in den Kassen.

> Was noch im Stadtsäckel fehlte: Eine Stadt hat nicht nur Schulden, sondern auch Schuldner. 2,3 Millionen Euro standen zum Jahreswechsel 2014 noch aus, teils aus Steuern und Gebühren, teils über die Stadtwerke.
> Summa summarum kommt die Stadt so auf ein Vermögen von 146 Millionen Euro. Richtig "reich" ist Eberbach damit nicht: Pro Einwohner sind das rund 10 000 Euro bei gleichzeitiger Pro-Kopf-Verschuldung von 1347 Euro. Allein die Gelita AG hatte zum gleichen Stichtag eine Bilanzsumme von 580 Millionen Euro. Immaterielle Vermögenswerte – dazu gehören Patente, besonderes Know-how, Markenrechte oder bei Firmen Kundendaten – hatte die Stadt zum Zeitpunkt der Eröffnungsbilanz übrigens keine.
> Was unterm Strich bleibt: Auf der einen Seite das Vermögen, auf der anderen Seite, wo es herkommt. So ist das auch bei der Stadt. 19,6 Millionen Euro Schulden drückten die Stadt 2014 noch. Dazu kamen rund 33 Millionen Euro die größtenteils für Investitionen zweckgebunden waren, und Rückstellungen. Offene Rechnungen hatte die Stadt noch über 130 000 Euro. Der Rest ist Eigenkapital.

> Das Eigenkapital: stramme 90 Millionen Euro. Das entspricht nahezu dem sogenannten Basiskapital. Das ist wichtig: Denn das Basiskapital sagt aus, was die Stadt tatsächlich wert ist. Wenn der Haushalt künftig nicht gedeckt werden kann, wird das Minus vom Basiskapital abgezogen. Fiele der Wert unter Null, wäre die Stadt quasi pleite.
Dann hülfe es auch nur wenig, nicht in der Bilanz erfasste Locher oder Büroklammern auf dem Flohmarkt zu verhökern. Mit der Amtskette des Bürgermeisters ist beim Pfandleiher auch kein Staat zu machen: "Die Kette hat einen ideellen, aber geringen monetären Wert. Es sind (leider) keine Schmuckstücke wie z.B. Diamanten dran", schreibt Kämmerer Patrick Müller auf Nachfrage.